Bei Prozessbeginn flogen vor dem Regionalgericht Bern-Mittelland rund um den Prozess zum Belper Rocker-Krieg die Fetzen. Zig Mitglieder der Hells Angels, Broncos und Bandidos waren zum Auftakt angereist. Die Polizei musste mit Gummischrot, Tränengas und Wasserwerfer die Situation unter Kontrolle bringen. Teilweise wurde der öffentliche Verkehr durch die Tumulte lahmgelegt.
Am Donnerstag nun findet der Prozess seinen Abschluss – das Gericht teilt heute das Urteil gegen die beschuldigten Männer aus den zwei verfeindeten Rockerklubs Hells Angels und Bandidos mit. Dies unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.
«Hohe Gewaltbereitschaft»
So werde «deutlich sichtbares Polizeiaufgebot» rund um den brisanten Anlass im Berner Amtshaus im Einsatz stehen, sagt der Berner sicherheitsdirektor Reto Nause (51). «Der Prozess an sich zeigt ja auf, dass durchaus eine hohe Gewaltbereitschaft da ist, und das macht unter dem Strich natürlich auch Sorgen.»
Die Feindschaft zwischen den beiden Rockerklubs hat darum auch Auswirkungen auf geplante Töff-Veranstaltungen in der Region. Etwa für das elfte internationale Töff-Treffen in Thun BE anfangs August. Die sogenannte «Beo Bike Week» sollte stattfinden, nachdem das Fest letztes Jahr der Pandemie zum Opfer gefallen ist.
Doch es klappt wieder nicht. «Wir haben keine Bewilligung erhalten», sagt Jürg Burkhart (64), Präsident des Vereins Beo Biker. «Wir sind unglaublich enttäuscht.»
In Thun tobt ein Revierkampf
Als Grund geben die Organisatoren den Rockerkrieg an. Burkhart erklärt: «Die Polizei hat aufgrund der aktuellen Situation eine Risikoanalyse gemacht.» Er spricht von der Rocker-Schiesserei in Genf oder den Tumulten rund um den Prozess zum Belper Revierkampf. Zudem ist bekannt, dass sich die Bandidos kürzlich in Thun niedergelassen haben und sich so dort als Platzhirsche sehen – was den ebenfalls ansässigen Broncos sowie den befreundeten Hells Angels ein Dorn im Auge ist.
Die Polizei hat laut dem Vereinspräsidenten erfahren, dass die verfeindeten Bandidos und Hells Angels beide hätten auffahren wollen. Dies bestätigt auch das Thuner Regierungsstatthalteramt und folgert: «Nach Einschätzung der Kantonspolizei besteht bei einem Zusammentreffen der beiden Klubs ein sehr grosses Eskalationspotenzial. Der Veranstalter kann die Sicherheit so nicht gewährleisten.»
Biker-Party in Sumiswald BE wird wohl bewilligt
Burkhart ist sich zwar ziemlich sicher, dass nichts passiert wäre, aber: «Die Polizei geht davon aus, dass es zu 90 Prozent eskaliert wäre und dass viele bewaffnet gekommen wären. Aber ich denke, solche Dinge werden normalerweise intern ausgetragen.» Dennoch sei das Risiko zu hoch, das verstehe er. Für die Organisatoren sei die Absage aber nicht nur emotional hart: «Wir hocken jetzt auf Kosten von etwa 15'000 bis 20'000 Franken.»
In Sumiswald BE steht Ende Juli ebenfalls eine Biker-Party an. Die Veranstalter zeigen sich gegenüber Blick noch zuversichtlich, den Anlass durchführen zu dürfen. Die Emmentaler Regierungsstatthalterin Claudia Rindlisbacher (44) bestätigt auf Anfrage: «Wir prüfen derzeit, ob wir die Biker-Party bewilligen können. Aber es sieht danach aus, als wäre das Fest bewilligungsfähig.»