BLICK: Die türkische Botschaft missbraucht den Sprach- und Heimatkunde-Unterricht, den HSK, für nationalistische Propaganda. Was läuft schief in Ihrem Kanton?
Stefan Kölliker: Davon haben wir bisher keine Kenntnis. Wir haben einzig aus den Medien entnommen, dass dieses Theater stattgefunden hat im Thurgau, offenbar mit St. Galler Kindern.
Der HSK soll laut Richtlinien konfessionell und politisch unabhängig sein. Die Harmos-Kantone, die sich für eine Harmonisierung des Schweizer Schulsystems ausgesprochen haben, haben sich verpflichtet, nur neutral ausgestaltete Kurse zu unterstützen. Werden Sie eine Untersuchung einleiten?
Jetzt ist die Gemeinde aufgefordert, vor Ort zu klären, was genau stattgefunden hat. Derzeit gehen wir von einem Einzelfall aus. Dann wird es keine weitergehenden Konsequenzen haben. Anders würde es aussehen, wenn man auch in anderen Gemeinden und Kantonen solche Vorkommnisse feststellt.
Kann ein HSK-Kurs überhaupt neutral sein, wenn man den Unterricht von den Botschaften durchführen lässt?
Wir haben keine Hinweise, dass die Botschaften diese Kurse beeinflussen. Das hören wir zum ersten Mal.
Aber im Fall der Türkei und weiteren Ländern finanziert die Botschaft den Unterricht und stellt die Lehrer.
Ja, aber deshalb haben wir keinen Nachweis, dass durch die Botschaften Gewalt verherrlicht wird und Inhalte vorgegeben werden.
Finden Sie das Kriegstheater der türkischstämmigen Kinder legitim?
Nein, sicher nicht. Wenn die Berichte stimmen, ist das ein Missstand. Gewaltverherrlichung tolerieren wir nicht. Diese Gewaltverherrlichung durch Schüler vor Eltern und Lehrern darf so sicher nicht stattfinden. Aber wird haben keine gesetzliche Grundlage, um den HSK-Unterricht zu überwachen. Es gibt keine staatliche Aufsicht.
Doch: Der Kanton Zürich kontrolliert alle drei Jahre Lehrer und Lehrinhalte. Ihr Kanton, aber auch Bern, schauen weg. Wieso?
Wir dürfen die Vereine schlicht nicht beaufsichtigen, weil wir kein Recht dazu haben. Da müsste das Parlament zuerst eine gesetzliche Grundlage schaffen.
Und diese braucht es doch.
Aufgrund eines Einzelfalls kann man sicher nicht darauf schliessen, dass es neue Gesetze braucht. Aber wenn es kein Einzelfall ist, muss man die Frage diskutieren.
Waren Sie zu blauäugig?
Nein, es hat seit Jahren funktioniert. Der bisher lockere Kontakt hat sich bewährt. Mehr wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Jetzt müssen wir es untersuchen, die Schulgemeinde ist vor Ort verantwortlich und wird uns Bericht erstatten müssen. Bisher hatten wir noch nie von solchen Kriegsspielen gehört, aber wir schauen nun genauer hin.