Organisator des Kriegstheaters von Uttwil TG unterstützt extremistische Positionen
Grauer Wolf im Schafspelz

Er macht keinen Hehl aus seiner Unterstützung für die «Grauen Wölfe», einer rechtsextremen Gruppe türkischer Nationalisten. Doch Ahmed Tak, Organisator des Krieg-Kindertheaters in Uttwil TG, sieht kein Problem darin und beteuert, die Kinder nicht mit seiner Ideologie zu infiltrieren.
Publiziert: 08.05.2018 um 08:52 Uhr
|
Aktualisiert: 24.09.2018 um 20:24 Uhr
1/5
«Ich habe die Grauen Wölfe gern»: Ahmet Tak, der Organisator des Kriegstheaters von Uttwil und Präsident des Dachverbandes der türkischen Elternvereine in der Ostschweiz.
Foto: Facebook
Cinzia Venafro, Fabian Eberhard

Er gibt sich friedensliebend: Ahmet Tak, der Organisator des Kriegstheaters von Uttwil TG und Präsident des Dachverbandes der türkischen Elternvereine in der Ostschweiz, verteidigt die osmanische Propaganda auf der Bühne.

Statt den schweizerisch-türkischen Nachwuchs zu radikalisieren, hätten die Kinder innerhalb des HSK-Unterrichts eine «humanistische Botschaft» verkündet. «Sie zeigen auch, wie sich türkische Soldaten um verwundete Feinde kümmern», betont Tak.

Doch Recherchen von BLICK zeigen: Der Türke aus Rapperswil SG, der seit 40 Jahren in der Schweiz lebt, ist Sympathisant der Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP). Deren Mitglieder, die rechtsradikalen «Grauen Wölfe», träumen von einem grossosmanischen Reich und gelten als ultranationalistisch.

Tak verbreitet auf Facebook extremistische Positionen

Tak verbreitet auf Facebook munter Inhalte der Grauen Wölfe. Gegenüber BLICK erklärt er: «Ich habe die Grauen Wölfe gern, sie sind Patrioten und stolz auf die türkische Geschichte. Nicht alle sind so extrem, es gibt auch gemässigte Wölfe.»

Dass der Präsident des Dachverbandes der türkischen Elternvereine in der Ostschweiz die Kinder mit seiner Ideologie infiltriert, weist er von sich. «Das ist meine private Meinung!»

Extremismus-Experte ist alarmiert

Doch Extremismus-Experte Samuel Althof (62) warnt: «Solch einem Anhänger der Grauen-Wölfe-Ideologie, die klar als nationalistisch und rechtsextrem einzustufen ist, das Vertrauen zu geben, Kinder mitzuerziehen, ist höchst problematisch.»

Extremismus-Experte Samuel Althof: «Die Grauen Wölfe sind klar rechtsextrem.»

Der Kanton müsse diesen Mann «zur Rechenschaft ziehen», falls er eine Verletzung der HKS-Richtlinien feststellt. «Man muss die Kinder vor solchen nationalistischen Übergriffen schützen. Denn Kinder lassen sich sehr einfach indoktrinieren.»

Das Portieren von nationalistischen Inhalten sei grundsätzlich gewaltfördernd. «Auch wenn diese Leute sagen, dass sie selbst nicht zuschlagen, liefern sie doch die ideologische Grundlage für Gewaltbereitschaft.» Beruhigend: Gemäss Althof sind die Grauen Wölfe in der Schweiz ein «Altherrenclub» und nicht selbst gewaltbereit, «wie etwa Graue-Wölfe-Ableger in Deutschland.»

Auch Schweizer Kinder haben Heimatkunde

Mit knapp 30 000 Franken hat das Bundesamt für Kultur im Jahr 2016 Heimat­liche Sprache und Kultur (HSK) für Schweizer Kinder im Ausland gefördert. Diese werden dort angeboten, wo es weder eine Schweizerschule hat noch eine internationale Schule, an der die Schweiz eigene Lehrkräfte stellt.

Konkret wurden die HSK-Kurse 2016 in Argentinien und Hongkong angeboten, 157 Schweizer Kinder nahmen daran teil. «In diesen Kursen wird den Schülern die Schweizer Kultur nähergebracht», sagt Fiona Wigger vom zuständigen Bundesamt für Kultur.
Die Kinder würden dort Schweizerdeutsch sprechen und etwas über die hiesigen Traditionen erfahren – die jüngeren über Globi-Bücher, die ­älteren beim Zubereiten von Rösti und Fondue.

 
«Natürlich sind auch Schweizer Geschichte und unsere Legenden wie Wilhelm Tell Thema», so Wigger auf Nachfrage, ob die Kinder ähnlich wie die Türken hierzulande auch Nationalmythen beschwören würden. «Ob das auch in Theateraufführungen aufgearbeitet wird, entzieht sich unserer Kenntnis.»


Eine Parallele gibt es: Hier in der Schweiz ­organisiert die türkische Botschaft die Kurse. Und genauso macht es die Schweiz im Ausland. Zwar würden Schweizer Heimatkurse in Hongkong und Argentinien von Elternvereinen organisiert.
Doch die Schweiz unterstützt die Kurse ­finanziell und überwacht diese auch: «Die Lerninhalte werden in enger Absprache mit der ­Botschaft und auch unter deren Kontrolle fest­gelegt», so Wigger. Sermîn Faki

Mit knapp 30 000 Franken hat das Bundesamt für Kultur im Jahr 2016 Heimat­liche Sprache und Kultur (HSK) für Schweizer Kinder im Ausland gefördert. Diese werden dort angeboten, wo es weder eine Schweizerschule hat noch eine internationale Schule, an der die Schweiz eigene Lehrkräfte stellt.

Konkret wurden die HSK-Kurse 2016 in Argentinien und Hongkong angeboten, 157 Schweizer Kinder nahmen daran teil. «In diesen Kursen wird den Schülern die Schweizer Kultur nähergebracht», sagt Fiona Wigger vom zuständigen Bundesamt für Kultur.
Die Kinder würden dort Schweizerdeutsch sprechen und etwas über die hiesigen Traditionen erfahren – die jüngeren über Globi-Bücher, die ­älteren beim Zubereiten von Rösti und Fondue.

 
«Natürlich sind auch Schweizer Geschichte und unsere Legenden wie Wilhelm Tell Thema», so Wigger auf Nachfrage, ob die Kinder ähnlich wie die Türken hierzulande auch Nationalmythen beschwören würden. «Ob das auch in Theateraufführungen aufgearbeitet wird, entzieht sich unserer Kenntnis.»


Eine Parallele gibt es: Hier in der Schweiz ­organisiert die türkische Botschaft die Kurse. Und genauso macht es die Schweiz im Ausland. Zwar würden Schweizer Heimatkurse in Hongkong und Argentinien von Elternvereinen organisiert.
Doch die Schweiz unterstützt die Kurse ­finanziell und überwacht diese auch: «Die Lerninhalte werden in enger Absprache mit der ­Botschaft und auch unter deren Kontrolle fest­gelegt», so Wigger. Sermîn Faki

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?