Den Unterricht in «Heimatlicher Sprache und Kultur» – kurz HSK – für Migrantenkinder gibt es seit den späten Sechzigerjahren. Damals gab es diesen vor allem für die Kinder der italienischen und spanischen Gastarbeiter.
In der Schweiz ging man davon aus, dass diese Gastarbeiter nur für einige Jahre hier sind und dann mit ihrer Familie wieder zurückkehren. Es sollte also sichergestellt sein, dass die Gastarbeiterkinder nach der Rückkehr in die Heimat in der Schule wieder schnell Anschluss finden.
Kinder sollen ihre Herkunft kennen
Heute geht es bei den HSK-Lektionen nicht mehr um die «Rückkehrfähigkeit». Stattdessen wollen die Kantone, die den HSK-Unterricht unterstützen, die Mehrsprachigkeit fördern. Auch, weil sich Kinder, die ihre Muttersprache beherrschen, leichter tun, weitere Sprachen zu lernen.
Und die Kinder sollen mehr über ihre Herkunft wissen – die Geschichte, Geografie und Tradition des Lands kennen, aus dem sie stammen. Dass damit auch die nationalistische Propaganda der Regierungen der Heimatländer mitgemeint ist, darf bezweifelt werden.
Kurse müssten neutral sein, Kontrollen gibt es kaum
Die Kantone haben sich zwar verpflichtet, nur religiös und politisch neutral ausgestaltete HSK-Kurse zu unterstützen. Doch garantieren können sie das nicht. Denn selbst grosse Kantone wie Bern und St. Gallen führen keine Kontrollen durch.
Vielerorts wird die Verantwortung einfach den jeweiligen Heimatstaaten überlassen. Die türkischen HSK-Kurse beispielsweise koordiniert die türkische Botschaft in Bern. Auch bei Italienern, Portugiesen, Serben, Slowenen, Griechen, Ungarn und Spaniern organisieren die Botschaften die Lektionen.
Angebot ist freiwillig
Anders bei Albanern und Kroaten, Chinesen und Eritreern: Hier zeichnen Vereine oder spezialisierte Schulen für die Kurse verantwortlich. Wie regierungsnah oder -fern diese sind, lässt sich auf den ersten Blick nicht sagen. Es hängt wohl auch von der politischen Situation in der Heimat ab. So sind beispielsweise die Schweizer Eritreer-Vereine zur Regierung in Asmara eher oppositionell gesinnt.
Die HSK-Besuche sind absolut freiwillig. Eltern, die der Regierung – oder im Falle Eritreas der Opposition – kritisch gegenüberstehen, müssen ihre Kinder dort somit nicht anmelden. Wer aber möchte, dass sein Kind die Sprache und Kultur der Heimat kennenlernt, muss die HSK-Kurse selbst bezahlen.
Die Sprache, die die italienischen Grosseltern verstehen
Mit knapp 30 000 Franken hat das Bundesamt für Kultur im Jahr 2016 Heimatliche Sprache und Kultur (HSK) für Schweizer Kinder im Ausland gefördert. Diese werden dort angeboten, wo es weder eine Schweizerschule hat noch eine internationale Schule, an der die Schweiz eigene Lehrkräfte stellt.
Konkret wurden die HSK-Kurse 2016 in Argentinien und Hongkong angeboten, 157 Schweizer Kinder nahmen daran teil. «In diesen Kursen wird den Schülern die Schweizer Kultur nähergebracht», sagt Fiona Wigger vom zuständigen Bundesamt für Kultur.
Die Kinder würden dort Schweizerdeutsch sprechen und etwas über die hiesigen Traditionen erfahren – die jüngeren über Globi-Bücher, die älteren beim Zubereiten von Rösti und Fondue.
«Natürlich sind auch Schweizer Geschichte und unsere Legenden wie Wilhelm Tell Thema», so Wigger auf Nachfrage, ob die Kinder ähnlich wie die Türken hierzulande auch Nationalmythen beschwören würden. «Ob das auch in Theateraufführungen aufgearbeitet wird, entzieht sich unserer Kenntnis.»
Eine Parallele gibt es: Hier in der Schweiz organisiert die türkische Botschaft die Kurse. Und genauso macht es die Schweiz im Ausland. Zwar würden Schweizer Heimatkurse in Hongkong und Argentinien von Elternvereinen organisiert.
Doch die Schweiz unterstützt die Kurse finanziell und überwacht diese auch: «Die Lerninhalte werden in enger Absprache mit der Botschaft und auch unter deren Kontrolle festgelegt», so Wigger. Sermîn Faki
Mit knapp 30 000 Franken hat das Bundesamt für Kultur im Jahr 2016 Heimatliche Sprache und Kultur (HSK) für Schweizer Kinder im Ausland gefördert. Diese werden dort angeboten, wo es weder eine Schweizerschule hat noch eine internationale Schule, an der die Schweiz eigene Lehrkräfte stellt.
Konkret wurden die HSK-Kurse 2016 in Argentinien und Hongkong angeboten, 157 Schweizer Kinder nahmen daran teil. «In diesen Kursen wird den Schülern die Schweizer Kultur nähergebracht», sagt Fiona Wigger vom zuständigen Bundesamt für Kultur.
Die Kinder würden dort Schweizerdeutsch sprechen und etwas über die hiesigen Traditionen erfahren – die jüngeren über Globi-Bücher, die älteren beim Zubereiten von Rösti und Fondue.
«Natürlich sind auch Schweizer Geschichte und unsere Legenden wie Wilhelm Tell Thema», so Wigger auf Nachfrage, ob die Kinder ähnlich wie die Türken hierzulande auch Nationalmythen beschwören würden. «Ob das auch in Theateraufführungen aufgearbeitet wird, entzieht sich unserer Kenntnis.»
Eine Parallele gibt es: Hier in der Schweiz organisiert die türkische Botschaft die Kurse. Und genauso macht es die Schweiz im Ausland. Zwar würden Schweizer Heimatkurse in Hongkong und Argentinien von Elternvereinen organisiert.
Doch die Schweiz unterstützt die Kurse finanziell und überwacht diese auch: «Die Lerninhalte werden in enger Absprache mit der Botschaft und auch unter deren Kontrolle festgelegt», so Wigger. Sermîn Faki
Je nach Herkunftsland besteht aber mehr oder weniger Druck: Italienische Eltern werden beispielsweise regelmässig angefragt, ob sie ihre Sprösslinge nicht doch in den HSK-Kurs schicken wollen. Schliesslich nützt es den italienischstämmigen Kindern in der Deutsch- und in der Westschweiz ja viel, wenn sie schon früh Italienisch lernen – nicht nur, um sich mit ihren Grosseltern verständigen zu können.
Kommentar von BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich
Dem Türken-Herrscher Erdogan ist jedes Mittel recht, um seine Landsleute nationalistisch zu verseuchen. Egal, wo auf der Welt sie leben. Egal, wie alt sie sind. Das schockierende Beispiel der kriegsspielenden Türken-Buben in der Ostschweiz ist ein weiterer Beweis. Leider auch einer dafür, wie naiv unsere Behörden sind.
Mit deren blindem Segen missbraucht Erdogans Gefolgschaft – gefördert von den Propagandisten der türkischen Botschaft – die Toleranz der Schweiz. Wir reden von Integration, sie betreiben Infiltration. Diese hat nichts mit unseren Werten zu tun. Und dafür gibts sogar eine Belohnung mit Eintrag im Schweizer Schulzeugnis. Ein Hohn!
Unwissenheit darf nicht sein
Allein die Vorkommnisse in der Uttwiler Mehrzweckhalle sind alarmierend. Aber ist es ein Einzelfall? Was läuft anderswo in der Schweiz, wenn Schüler mit türkischen Wurzeln das Fach Heimatliche Sprache und Kultur (HSK) besuchen? Welches Zerrbild ihres Herkunftslandes wird ihnen vermittelt? Werden ihnen gar die ungeheuerlichen Worte des Sultans vom Bosporus eingetrichtert, dass Assimilation Unterwerfung bedeutet?
Wir wissen es nicht. Genauso wenig wissen wir vielerorts nicht, was Kinder anderer Nationalitäten in ihrer Heimatkunde zu hören bekommen. In den meisten Fällen wird es unproblematisch sein. Aber sind wir überall sicher? Was zum Beispiel erfährt ein serbischer Bub oder ein bosnisches Mädchen über den Jugoslawienkrieg, der je nach Ethnie ganz anders dargestellt wird und einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Zusammenleben hier in der Schweiz hat? Wird den Ungarn heute das gleiche Bild ihres Landes und der Demokratie vermittelt wie früher, als noch kein Orban an der Macht war? Ohne jemanden unter Generalverdacht zu stellen: Wir wissen es oftmals nicht. Und das darf nicht sein.
Vorschreiben und kontrollieren
Die HSK-Kurse sind eine sinnvolle Einrichtung. Ein Kind, das seine Muttersprache beherrscht und weiss, woher es kommt: Es findet besser heraus, wer es ist, wohin es gehört und worin sich seine Heimat vom Land der Eltern unterscheidet.
Aber gerade weil es da nicht um Allgemeingültiges wie das Einmaleins geht, sondern um subjektiven, interpretierbaren Stoff, muss man genau hinschauen. Wir dürfen dieses heikle Terrain nicht ausländischen Botschaften überlassen – nicht alle verhalten sich diplomatisch. Schweizer Behörden müssen wissen, vorschreiben und kontrollieren, was da läuft. Vertrauen in diesem Bereich ist gefährlich naiv.
Unsinniger Name HSK
Bei dieser Gelegenheit kann auch gleich die unsinnige Bezeichnung «Heimatliche Sprache und Kultur» abgeschafft werden. Sie bedeutet nämlich jedem Migrantenkind, dass seine Heimat anderswo ist, nur nicht in der Schweiz. Ein kreuzfalsches Signal.
Kommentar von BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich
Dem Türken-Herrscher Erdogan ist jedes Mittel recht, um seine Landsleute nationalistisch zu verseuchen. Egal, wo auf der Welt sie leben. Egal, wie alt sie sind. Das schockierende Beispiel der kriegsspielenden Türken-Buben in der Ostschweiz ist ein weiterer Beweis. Leider auch einer dafür, wie naiv unsere Behörden sind.
Mit deren blindem Segen missbraucht Erdogans Gefolgschaft – gefördert von den Propagandisten der türkischen Botschaft – die Toleranz der Schweiz. Wir reden von Integration, sie betreiben Infiltration. Diese hat nichts mit unseren Werten zu tun. Und dafür gibts sogar eine Belohnung mit Eintrag im Schweizer Schulzeugnis. Ein Hohn!
Unwissenheit darf nicht sein
Allein die Vorkommnisse in der Uttwiler Mehrzweckhalle sind alarmierend. Aber ist es ein Einzelfall? Was läuft anderswo in der Schweiz, wenn Schüler mit türkischen Wurzeln das Fach Heimatliche Sprache und Kultur (HSK) besuchen? Welches Zerrbild ihres Herkunftslandes wird ihnen vermittelt? Werden ihnen gar die ungeheuerlichen Worte des Sultans vom Bosporus eingetrichtert, dass Assimilation Unterwerfung bedeutet?
Wir wissen es nicht. Genauso wenig wissen wir vielerorts nicht, was Kinder anderer Nationalitäten in ihrer Heimatkunde zu hören bekommen. In den meisten Fällen wird es unproblematisch sein. Aber sind wir überall sicher? Was zum Beispiel erfährt ein serbischer Bub oder ein bosnisches Mädchen über den Jugoslawienkrieg, der je nach Ethnie ganz anders dargestellt wird und einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Zusammenleben hier in der Schweiz hat? Wird den Ungarn heute das gleiche Bild ihres Landes und der Demokratie vermittelt wie früher, als noch kein Orban an der Macht war? Ohne jemanden unter Generalverdacht zu stellen: Wir wissen es oftmals nicht. Und das darf nicht sein.
Vorschreiben und kontrollieren
Die HSK-Kurse sind eine sinnvolle Einrichtung. Ein Kind, das seine Muttersprache beherrscht und weiss, woher es kommt: Es findet besser heraus, wer es ist, wohin es gehört und worin sich seine Heimat vom Land der Eltern unterscheidet.
Aber gerade weil es da nicht um Allgemeingültiges wie das Einmaleins geht, sondern um subjektiven, interpretierbaren Stoff, muss man genau hinschauen. Wir dürfen dieses heikle Terrain nicht ausländischen Botschaften überlassen – nicht alle verhalten sich diplomatisch. Schweizer Behörden müssen wissen, vorschreiben und kontrollieren, was da läuft. Vertrauen in diesem Bereich ist gefährlich naiv.
Unsinniger Name HSK
Bei dieser Gelegenheit kann auch gleich die unsinnige Bezeichnung «Heimatliche Sprache und Kultur» abgeschafft werden. Sie bedeutet nämlich jedem Migrantenkind, dass seine Heimat anderswo ist, nur nicht in der Schweiz. Ein kreuzfalsches Signal.