Die SVP als grosse Wahlsiegerin. Die SP gestärkt, die Grünen abgestraft. Ein Gerangel bei FDP und Mitte um den dritten Platz. Ein verbaler Misstritt des GLP-Chefs. Und eine peinliche Datenpanne des Bundesamts für Statistik.
Eine Woche voller Emotionen! Das bekommen einige Parteien auch bei den Mitgliederzahlen zu spüren.
SP: 700 neue Mitglieder
Die SP legt nicht nur bei den Wahlen um 1,5 auf 18,3 Prozent zu, sondern verbucht auch einen massiven Mitgliederzuwachs. «Wegen des Rechtsrutschs sind seit Sonntag bereits 700 Mitglieder der SP beigetreten, um zusammen mit der SP für eine soziale Schweiz einzustehen», sagt Parteisprecher Nicolas Häsler gegenüber Blick. 33'900 Mitglieder zählen die Genossinnen und Genossen unter dem Co-Präsidium von Mattea Meyer (35) und Cédric Wermuth (37) nun.
Der Rechtsrutsch bereite einem grossen Teil der Bevölkerung Sorgen. «Denn eine stärkere SVP setzt die Kaufkraft weiter unter Druck und gefährdet den Klimaschutz sowie Fortschritte bei der Gleichstellung», so Häsler. «Viele Menschen wollen sich zusammen mit der SP engagieren, damit die SVP-Stimmungsmache gegen Ausländerinnen und Ausländer nicht immer stärker wird.»
SVP: Über 200 Neuzugänge
Doch genau diese SVP hat ebenso profitiert. Nicht nur der Wähleranteil steigt auf 27,9 Prozent, auch bei den Mitgliedern erhält die Partei von Marco Chiesa (49) Zulauf. «Seit geraumer Zeit nimmt die Zahl der neuen Mitglieder zu. Allein in der kurzen Zeit seit dem Wahlsonntag verzeichnen wir über 200 neue Mitglieder», erklärt Mediensprecherin Andrea Sommer.
Diese Entwicklung und der SVP-Wahlerfolg würden klar zeigen, dass die Bevölkerung in zentralen Fragen wie der Asyl-, der Zuwanderungs- und der Energiepolitik einen Richtungswechsel wolle. Aktuell zählt die SVP gemäss Sommer rund 80'000 Mitglieder und Sympathisanten.
Grüne: Frust bringt neue Leute
Die Grünen unter Parteipräsident Balthasar Glättli (51) wurden am Wahlsonntag abgestraft – mit einem Minus von 3,4 auf noch 9,8 Prozent. Für Trost sorgt da ein kleiner Mitgliederzuwachs. «Wir haben seit dem Wahlsonntag nochmals einen Mitgliederschub erhalten und über 50 Mitglieder dazugewonnen», sagt Generalsekretärin Rahel Estermann. Die Zahl könnte noch steigen, da der Anmeldeprozess über die Kantonalparteien läuft und damit erst verzögert in der Zentrale eintrifft.
Dass die Grünen trotz Wahlniederlage wachsen, erklärt sich Estermann so: «Viele Menschen sind frustriert, dass eine konsequente Klimapolitik, soziale Gerechtigkeit und eine offene Gesellschaft mit dem Wahlresultat am Sonntag einen Rückschlag erlitten haben. Dies weckt bei vielen den Kampfgeist.» Seit Anfang 2019 sind die Grünen jedenfalls stark gewachsen – um rund 5000 auf nun über 14'000 Mitglieder.
GLP: Bewegung in Genf
Brutal war der Wahlsonntag für die GLP. Die Partei unter Präsident Jürg Grossen (54) hat nur 0,2 Prozentpunkte eingebüsst und bleibt mit 7,6 Prozent stabil, verliert aber sechs Nationalratssitze. Immerhin darf die Partei seit 2019 auf steigende Mitgliederzahlen zählen. Diese bewegt sich «aktuell um 8000 herum», so Co-Generalsekretär Ahmet Kut.
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«Um das Wahlwochenende herum konnten wir eine Zunahme der Beitritte beobachten, so namentlich in Genf.» Letzteres könnte mit dem dortigen Erstarken der rechten Kräfte und dem dortigen GLP-Sitzverlust zusammenhängen, vermutet er.
FDP: Zahlen bleiben stabil
Die FDP mit Parteichef Thierry Burkart (48) hält einen Wähleranteil von 14,3 Prozent. Ein zentral geführtes Mitgliederregister kennt die Partei allerdings nicht, sodass keine genauen Angaben möglich sind. «Die FDP zählt rund 120'000 Mitglieder und Sympathisanten», so Generalsekretär Jon Fanzun.
Die Mitgliederzahlen seien in den letzten Jahren in etwa stabil. So habe es auch in den letzten Wochen und Tagen keine Veränderungen gegeben. Er erwarte hier auch keine grossen Sprünge. Immerhin: «Die Jungfreisinnigen haben seit den Wahlen 2019 rund 10 Prozent an Mitgliedern zugelegt.»
Mitte-Partei wächst
Ein zentral geführtes Mitgliedersystem gibt es auch bei der Mitte unter Parteichef Gerhard Pfister (61) nicht. Dafür sind die Ortsparteien zuständig. Deshalb lasse sich derzeit auch nicht sagen, welchen Einfluss der Wahlsonntag auf die Mitgliederzahlen haben, so Mediensprecherin Rosmarie Brunner.
Was sich aber sagen lässt: «Seit Anfang dieses Jahres haben wir einen Zuwachs von rund 2000 Mitgliedern und Sympathisanten verzeichnet.» Die Partei zähle derzeit rund 93'500 Mitglieder und Sympathisantinnen.