Etwas mehr als die Hälfte der Ständeratssitze wurden am Sonntag bereits vergeben. Im Kanton Bern machten am Montag nach den Wahlen wegen des Rückzugs der anderen Kandidaten SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (44) und der bisherige SVP-Ständerat Werner Salzmann (60) in einer stillen Wahl das Rennen. Für die 13 noch offenen Sitze sind in neun Kantonen im November zweite Wahlgänge nötig. Das sind die Ausgangslagen:
Aargau
Im Aargau geht es um die sogenannte «ungeteilte Standesstimme». Geht es nach SVP und FDP, soll der bürgerliche Kanton in Bern also mit zwei Bürgerlichen vertreten sein. FDP-Chef und Ständerat Thierry Burkart (48) marschierte als einziger Kandidat im ersten Wahlgang durch. SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner (41) erzielte das zweitbeste Resultat.
Weil sich SP-Nationalrätin Gabriela Suter (50), sie holte am drittmeisten Stimmen, am Montag aus dem Rennen für den zweiten Wahlgang nahm, kommt es für Giezendanner zum Duell mit Mitte-Nationalrätin Marianne Binder-Keller (65). Alle anderen Kandidatinnen – die Nationalrätinnen Irène Kälin (36, Grüne) und Barbara Portmann (48, GLP) sowie die nicht wiedergewählte Lilian Studer (45, EVP) – nahmen sich am Dienstag in einem gemeinsamen Communiqué aus dem Rennen. Sie unterstützen Binder.
Freiburg
Im Kanton Freiburg erreichte niemand das absolute Mehr. An der Spitze lagen die Bisherigen Isabelle Chassot (58, Mitte) und Johanna Gapany (35, FDP). SVP-Kandidat Pierre-André Page (63) war ihnen allerdings dicht auf den Fersen. Der SVP-Mann zog sich allerdings aus dem Rennen zurück.
Zum zweiten Wahlgang kommt es, weil sich auch noch SP-Kandidatin Alizée Rey (36) sich zur Wahl stellt. Die Freiburger Grünen haben ihr schon die Unterstützung zugesichert. Doch Mitte-Ständerätin Chassot geht als klare Favoritin ins Rennen.
Genf
Spannend und offen bleibt das Rennen im Kanton Genf. Dort kam es im ersten Wahlgang zu einer Überraschung. Mauro Poggia (64), ehemaliger Genfer Regierungsrat und Politiker des Mouvement Citoyens Genevois (MCG), stellte die bisherigen Ständeräte Lisa Mazzone (35, Grüne) und Carlo Sommaruga (64, SP) in den Schatten. Die Bürgerlichen wittern nun gute Chancen, diese Dominanz zu stoppen.
Denn zusätzlich für Spannung sorgt Céline Amaudruz (44) von der SVP. Sie liegt zwar nach dem ersten Wahlgang hinter den beiden Bisherigen, schafft es aber auf Platz vier. Damit präsentiert die bürgerliche «Alliance Genevoise», bestehend aus Mitte, FDP, SVP und MCG, für den zweiten Wahlgang das Ticket Poggia/Amaudruz. Damit ist theoretisch nicht ausgeschlossen (wenn auch unwahrscheinlich), dass die Bürgerlichen sogar beide Sitze holen.
Schaffhausen
Hier kommt es etwas überraschend zu einem zweiten Wahlgang. Einerseits schaffte der bisherige SVP-Ständerat Hannes Germann (67) die Wahl im ersten Durchgang. Andererseits verpasste der bisherige parteilose Ständerat Thomas Minder (62) das absolute Mehr. Er muss im zweiten Durchgang gegen Simon Stocker (SP) ran. Offen ist, ob die SVP Minder unterstützen wird. Sie will in den kommenden Tagen entscheiden. Die FDP-Kandidatin Nina Schärrer wird nicht zum zweiten Wahlgang antreten.
Solothurn
Der bisherige Solothurner Mitte-Ständerat Pirmin Bischof (54) hat die Wiederwahl souverän im ersten Wahlgang geschafft. Offen bleibt die Frage, wer sich den zweiten Solothurner Sitz im Stöckli schnappt. Dieser ist neu zu besetzen, weil Roberto Zanetti (68, SP) nicht mehr antritt.
Nun kommt es zum Duell zwischen der zweitplatzierten Franziska Roth (57, SP) und dem drittplatzierten Christian Imark (41, SVP). FDP-Regierungsrat Remo Ankli (50) nahm sich am Mittwoch aus dem Rennen. Damit zieht ausgerechnet er, dem vor den Wahlen die besten Chancen auf den Sitz des zurückgetretenen Zanetti attestiert worden waren, seine Kandidatur zurück.
Tessin
Favorit für den zweiten Tessiner Ständeratswahlgang ist SVP-Parteipräsident Marco Chiesa (49). Er lag nach dem ersten Wahlgang über 10'000 Stimmen vor dem Zweitplatzierten Mitte-Nationalrat Fabio Regazzi (61), der die Teilnahme am zweiten Wahlgang bestätigt hat. Ebenfalls ins Rennen steigen Alex Farinelli (41, FDP) und die Grüne Greta Gysin (40). Auch Amalia Mirante (45) von «Avanti con Ticino & Lavoro» tritt zum zweiten Wahlgang an.
Bruno Storni (69) von der SP, der den vakanten Sitz von Marina Carobbio (57) hätte verteidigen sollen, tritt nicht mehr an.
Waadt
In der Waadt ist SP-Mann Pierre-Yves Maillard (55) im ersten Wahlgang gewählt worden. Der Nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds erreichte als Einziger die absolute Mehrheit. FDP-Kandidat Pascal Broulis (58) muss in einen zweiten Wahlgang. Sein stärkster Widersacher, der Grüne Raphaël Mahaim (39), tritt ebenfalls in der zweiten Runde an. Die Linken dürften geschlossen hinter Mahaim stehen, sogar Teile der Bürgerlichen. Das heisst: Für Broulis ist das Rennen längst nicht gelaufen.
Wallis
Im Wallis besetzten im ersten Wahlgang die beiden bisherigen Mitte-Ständeratsmitglieder Beat Rieder (60) und Marianne Maret (65) die ersten Plätze, verpassten das absolute Mehr jedoch. Die weiteren Kandidierenden wurden deutlich distanziert.
Trotz eines Rückstands von mehr als 18'000 Stimmen auf Maret tritt FDP-Nationalrat Philippe Nantermod (39) für den zweiten Wahlgang an. Der Viertplatzierte, SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor (59), kündigte seinen Rückzug aus dem Rennen an. Die Grünen und die SP verzichten ebenfalls auf eine Kandidatur.
Zürich
Während SP-Ständerat Daniel Jositsch (58) seinen Ständeratssitz bereits im ersten Wahlgang sichern konnte, kommt es um den frei werdenden Sitz von Ruedi Noser (63, FDP) im zweiten Durchgang voraussichtlich zu einem Block-Wahlkampf. Um den Sitz in bürgerlicher Hand zu halten, mussten sich SVP und FDP auf eine Person einigen: Sie setzen auf SVP-Nationalrat Gregor Rutz (51), der deutlich mehr Stimmen erzielte. FDP-Nationalrätin Regine Sauter (57) hat sich am Dienstag aus dem Rennen genommen. Auch Mitte-Nationalrat Philipp Kutter (48) verzichtet auf einen zweiten Wahlgang.
Auch auf Seiten der Linken und Grünen läuft es auf eine einzelne Kandidatur hinaus. Sie schicken GLP-Nationalrätin Tiana Moser (44) in den zweiten Wahlgang, nachdem sich der Stadtzürcher Finanzvorstand Daniel Leupi (57, Grüne) ebenfalls zurückgezogen hat.