In zehn Kantonen sind zweite Wahlgänge nötig
Mitte liegt im Ständerat leicht vor Freisinn

Bei den Ständeratswahlen hat nach Auszählung aller Stimmen die Mitte-Partei zehn Sitze in der kleinen Kammer auf sicher. Die FDP ist mit neun Sitzen zweitstärkste Kraft. Vergeben sind 31 der 46 Mandate. In zehn Kantonen sind zweite Wahlgänge nötig.
Publiziert: 23.10.2023 um 00:02 Uhr
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Hat gut lachen: Petra Gössi (FPD) zieht als erste Frau für den Kanton Schwyz in den Ständerat ein.
Foto: keystone-sda.ch
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Es war die vielleicht grösste Überraschung im Rennen ums Stöckli. Petra Gössi (47) hat am Sonntag Geschichte geschrieben. Als erste Frau überhaupt zieht die FDP-Politikerin für den Kanton Schwyz in den Ständerat ein. Bemerkenswert. Bisher war die Wählerschaft im konservativen Innerschweizer Kanton immer sehr zurückhaltend bei Frauen-Kandidaturen.

Enttäuschung hingegen im Gesicht von Othmar Reichmuth (59). Dem amtierenden Mitte-Ständerat gelingt die Wiederwahl nicht. Er landet auf dem dritten Platz. Hinter Gössi, hinter dem SVP-Kandidaten Pirmin Schwander (61).

Dieser konnte so den Sitz seines zurückgetretenen Parteikollegen Alex Kuprecht (65) verteidigen. Damit werden die beiden Schwyzer Ständeratssitze komplett neu besetzt.

15 Sitze noch zu besetzen

31 der 46 Mandate im Ständerat, der kleinen Parlamentskammer, wurden am Sonntag vergeben. Die Mitte liegt mit zehn Mandaten leicht vor der FDP, diese kommt auf neun.

15 Sitze müssen in den zweiten Wahlgängen noch aufgeteilt werden. Zwei Ständeräte wurden bereits vorab gewählt, die beiden Mitte-Politiker Daniel Fässler (63, AR) und Erich Ettlin (61, OW).

Der Kampf ums Stöckli hatte noch weitere Überraschungen parat. Etwa im Kanton Neuenburg. Dort gelang es SP-Nationalrat Baptiste Hurni (37), dem amtierenden FDP-Ständerat Philippe Bauer (61) den Sitz wegzuschnappen. Dies auch, weil die Ständeratswahl in Neuenburg eine Proporzwahl ist. Entscheidend waren darum die Stimmenanteile der Parteien. Die SP erhielt 23,4 Prozent der Stimmen, die Grünen 22,7 Prozent. Damit reichten die 21,4 Prozent der FDP nicht, um Bauers Ständeratssitz zu halten.

Bauer war seit 2019 Ständerat und Leiter der Taskforce, die die Corona-Leaks untersucht. Die ebenfalls 2019 neu gewählte Céline Vara (39) von den Grünen schaffte die Wiederwahl.

Wundertüte Romandie

Sowieso stellte sich die Romandie am Sonntag als Wundertüte heraus. Auch in Genf. Dort erzielte der ehemalige Staatsrat des Kantons Genf, Mauro Poggia (64) vom Mouvement Citoyens Genevois (MCG), das beste Resultat.

Damit schob er sich sogar vor die beiden Bisherigen Lisa Mazzone (35, Grüne) von den Grünen und Carlo Sommaruga (64, SP). Umso erstaunlicher: Denn die beiden Ständeratssitze des Kantons Genf sind seit 16 Jahren in links-grüner Hand.

Freuen durfte sich auch Pierre-Yves Maillard (55, SP). Die Waadtländer Wählenden machten den Noch-Nationalrat und Präsidenten des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds im ersten Wahlgang zum neuen Ständerat. Pascal Broulis (58, FDP) landete auf dem zweiten Platz. Er muss in den zweiten Wahlgang.

Zweite Wahlgänge im November

Um die Wiederwahl bangen muss derweil Thomas Minder (62, SH). Der als «Vater der Abzockerinitiative» bekannt gewordene Unternehmer landete hinter dem SP-Kandidaten und muss in eine Stichwahl. Hannes Germann (67, SVP) hingegen schaffte die Wiederwahl auf Anhieb.

Endgültig entschieden wird das Rennen im Lauf des Novembers – in den zweiten Wahlgängen. Dort hat die Mitte-Partei noch drei Bisherige im Rennen, darunter die Schwergewichte Beat Rieder (60, VS) und Isabelle Chassot (58, FR). Von der FDP muss Johanna Gapany (35, FR) noch einmal antreten.

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