Dieser Artikel wurde vor Bekanntwerden der Wahlpanne des Bundesamts für Statistik erstellt. (red.)
Mit 28,6 Prozent Wähleranteil ist die SVP die grosse Siegerin des Wahlsonntags. Im Vergleich zu vor vier Jahren konnte sie ganze drei Prozent zulegen. Jetzt ist auch klar, woher die Stimmen kamen.
Gemäss der Nachwahlbefragung des Umfrageinstituts Sotomo im Auftrag der SRG stammen 0,6 Prozentpunkte des Zuwachses von Nichtwählern. Heisst: Die SVP konnte einen Teil ihrer Stammwählerschaft, die beim letzten Mal zu Hause geblieben war, wieder dazu bringen, an die Urne zu gehen.
Linke gaben ein Prozent an SVP ab
Noch mehr Prozentpunkte, nämlich 0,7, konnte die SVP der Mitte abwerben. Und weitere 0,3 Prozentpunkte der FDP. Weit erstaunlicher aber ist, dass selbst Menschen, die vor vier Jahren links gewählt haben, diesmal eine SVP-Liste eingelegt haben: Auch GLP-, SP- und grüne Wählerinnen und Wähler wanderten zur SVP. Von den beiden linken Parteien gingen jeweils 0,5 Prozentpunkte an die SVP.
Und das ganz bewusst: Gemäss der Umfrage war die politische Ausrichtung einer Partei das wichtigste Kriterium für die Frage, welcher Partei man seine Stimme gegeben hat. Dieses Motiv gaben 61 Prozent der Befragten an. Lösungskompetenz – also welcher Partei man die Lösung wichtiger Fragen zutraut – war nur für 21 Prozent der Befragten ausschlaggebend.
Grünen-Wähler wechselten zur SP
Zudem war es vor allem das Thema Zuwanderung, das die Wählerinnen und Wähler zur SVP-Liste greifen liess, vor den Themen Krankenkassenwechsel und Kriminalität. Die Terror-Attacke der Hamas auf Israel vor fast drei Wochen hatte kaum Auswirkungen auf den Wahlausgang.
Die Wahlbefragung macht auch klar, an wen die Grünen, die mit 9,4 Prozent ganz 3,8 Prozent weniger Stimmen gemacht haben als 2019, verloren haben: Mehr als die Hälfte ihres Verlustes landete bei der SP (2 Prozentpunkte), 0,6 Prozentpunkte verloren sie, weil ihre Anhänger gar nicht mehr an den Wahlen teilnahmen. Auch an GLP und Mitte gingen Stimmen verloren.
Mitte soll zweiten Bundesratssitz bekommen
Am Wahlsonntag zu reden gab ferner auch, dass die Mitte die FDP hauchdünn überholt hat und nun drittstärkste Partei ist. Sollte das Folgen für die Zusammensetzung des Bundesrats haben?
«Sofort!» finden 33 Prozent der Befragten. Sie wollen, dass die FDP schon im Dezember ihren zweiten Bundesratssitz verliert. Weitere 27 Prozent meinen, dass die Übervertretung der FDP bei der nächsten Vakanz, also wenn Aussenminister Ignazio Cassis (62) oder Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) zurücktreten, beendet werden soll. 18 Prozent meinen, dass man noch die nächsten Wahlen abwarten müsse.
An wen der Sitz gehen soll, ist auch klar: 36 Prozent der Befragten wollen, dass die Mitte den Sitz erhalten soll. Damit stellen sie sich hinter die Zauberformel: Diese besagt, dass die drei stärksten Parteien je zwei Sitze in der Landesregierung bekommen, die Nummer vier einen Sitz.
Für die Nachwahlbefragung hat Sotomo am Wahlsonntag 23'207 Stimmberechtigte aus allen Landesteilen befragt. (sf)