Das machoide Bild des blutrünstigen südamerikanischen Drogenbosses hat sich nicht zuletzt wegen Serien wie «Narcos» tief ins kulturelle Gedächtnis eingebrannt. Auch wenn Figuren wie der berühmt-berüchtigte Pablo Escobar (1949–1993) auf Netflix und Co. bisweilen sogar quasi-sympathisch anmuten und die Filmemacher versuchen, die menschliche Seite der Banden-Chefs hervorzuheben, bleibt das unsagbare Leid, das die Kartelle über Länder wie Kolumbien, Mexiko und auch die USA gebracht haben, bestehen.
Frauen spielen im Serien-Narrativ selten eine Rolle – bis jetzt. Mit «Griselda» beleuchtet Streamingriese Netflix das Leben einer Kolumbianerin, die ihren männlichen Pendants in puncto Grausamkeit in nichts nachstand. Und: Griselda Blanco war und ist mitnichten die einzige Drogenbaronin, die für Angst und Schrecken sorgte – und noch immer sorgt.
Emma Coronel Aispuro (34)
Als Coronel Aispuro 17 Jahre alt ist, lernt sie Kartell-Boss Joaquín Archivaldo Guzmán Loera (66) kennen – der Öffentlichkeit ist er besser als «El Chapo» bekannt. Guzmán sitzt seit mehreren Jahren im Gefängnis, er soll an 2000-3000 Morden direkt oder indirekt beteiligt gewesen sein. Auch seine Ehefrau hat Blut an den Händen. Im Laufe ihrer Beziehung zu Guzmán war sie massgebend an Drogenhandel, Geldwäsche und Geschäften mit dessen Sinola-Kartell beteiligt. Nach der Festnahme ihres Ehemanns führte sie dessen Geschäfte offenbar weiter – und landete Ende Februar 2021 selbst hinter Gittern. Seit letztem September ist sie wieder auf freiem Fuss.
Rosalinda González Valencia (61)
González Valencia ist eine der prominentesten «Narco Queens» – das liegt auch an ihrer Beziehung zu Nemesio Oseguera («El Mencho», 57). Für ihren Ehemann, den Capo des mexikanischen Kartells Cártel de Jalisco Nueva Generación, war sie für die Finanzgeschäfte zuständig. Ende 2021 griff sie das mexikanische Militär auf. Seither sitzt sie im Gefängnis – und wird wohl noch lange dort bleiben.
Sandra Ávila Beltrán (63)
Beltrán ist eine der wenigen «Narco Queens», die tatsächlich ganz an der Spitze des organisierten Drogenhandels stand. Den Namen «Königin des Pazifiks» erlangte sie, weil sie sich auf den Schmuggel von Kokain mit Fischerbooten spezialisiert hatte. 2007 wurde sie in Mexiko festgenommen und 2012 in die USA ausgeliefert. Nach einem Deal kam sie 2013 wieder in ihr Heimatland und wurde dort sofort wieder wegen Geldwäsche verhaftet – allerdings kam sie 2015 wieder frei. Weil eine Bundesrichterin befand, dass sie nicht zweimal wegen derselben Sache verurteilt werden könne.
Enedina Arellano Félix (62)
Die US-Drogenbekämpfungsbehörde schätzt die Mexikanerin als weltweit erste eigentliche Drogenbaronin ein. Nach der Verhaftung ihres Bruders übernahm sie 2018 das besonders blutrünstige Tijuana-Kartell. Bisher wurde sie noch nicht gefasst – ihr Aufenthaltsort gilt als unbekannt.