Während die Polizei heute im Haus ihrer Mutter in der nordöstlich von Paris gelegenen Stadt Aulnay-sous-Bois eine Razzia durchführte, kommen immer mehr Details aus dem Leben der Terror-Braut Hasna Aitboulahcen (†26) ans Licht.
Sie hatte sich am Mittwochmorgen mit einem Sprengstoff-Gürtel in die Luft gejagt, als die Sondereinheiten das Versteck der IS-Zelle in St-Denis erstürmten. Die Detonation war so heftig, dass Teile ihres Rückgrats später auf einem Polizeiauto in der Strasse gefunden wurden.
«Hasna interessierte sich kein bisschen für Religion»
Laut Aussage ihres Bruder hatte sich die junge Frau erst im vergangenen halben Jahr radikalisiert und angefangen, einen Ganzkörperschleier zu tragen. Vor drei Wochen sei sie in den Pariser Vorort Drancy gezogen.
Dort lebte auch der frühere Busfahrer Samy Amimour, einer der Bataclan-Killer. Europas erste Selbstmord-Attentäterin soll zuvor eine Party-Gängerin mit vielen Affären gewesen sein.
Ihr Bruder Yussuf sagte, er habe sie nie den Koran lesen sehen. «Sie lebt in ihrer eigenen Welt. Interessierte sich kein bisschen für Religion», sagt er. «Sie war andauern an ihrem Telefon, auf Facebook oder WhatsApp. Ich sagte ihr, sie soll aufhören damit. Sie sagte, ich solle sie in Ruhe lassen.»
Misshandelt und bei Pflegefamilien untergebracht
Hasna sei ab dem Alter von fünf Jahren bei einer Pflegefamilie aufgewachsen, nachdem ihre aus Marokko eingewanderten Eltern sich getrennt hatten. «Sie war Opfer von Misshandlungen seit sie klein war – abgewiesen und vernachlässigt. Sie hat nie die Liebe bekommen, die sie brauchte», so Yussuf, der keine enge Bindung zu seiner Schwester hatte.
Hasna sei oft abgehauen und habe sich die falschen Freunde gesucht. Ihr Vater wohnte in Creutzwald, einer Ortschaft nahe der deutschen Grenze. Ihn habe sie oft besucht. Amin Abou, ein junger Mann aus Creutzwald lernte Hansa Aitboulahcen in dieser Zeit kennen: «Sie kam hierhin vor zwei oder drei Jahren und lebte hier zwei Monate lang. Sie ging nicht an die Uni, arbeitete auch nicht. Ich glaube, sie hat auch die Schule nicht abgeschlossen.»
Terror in Paris
«Sie hatte einen schlechten Ruf»
Hasna habe Partys geliebt und sei dauernd in Clubs gegangen. «Sie trank Alkohol und rauchte und man sah sie immer wieder mit anderen Männern. Sie hatte einen schlechten Ruf», sagt Abou im «Le Républicain Lorrain». Ihr Übername sei «Cow-Girl» gewesen, weil sie gerne grosse Hüte trug.
2013 war die junge Frau laut Medienberichten für wenige Monate sogar als Geschäftsführerin einer kleinen Firma im Baugewerbe aufgeführt, die inzwischen liquidiert ist. Seinen Sitz hatte das Unternehmen offenbar in Creutzwald. Allerdings wird vermutet, dass Aitboulahcen nur als Strohfrau fungierte.
Sie verehrte den Supermarkt-Attentäter Coulibaly
Erst in diesem Jahr ergaben sich Hinweise auf eine Radikalisierung der jungen Frau. Wie «dhnet.be» berichtet, verherrlichte Aitboulahcen auf ihrem Facebook-Profil den Attentäter Amédy Coulibaly und dessen Lebensgefährtin Hayat Boumeddiene. Coulibaly verübte den Anschlag auf den koscheren Supermarkt Anfang Jahr in Paris.
Im Juni diesen Jahres gab Aitboulahcen via Facebook bekannt, «bald» nach Syrien zu reisen. Doch statt in den Dschihad zu ziehen, holte die Frau den Terror schliesslich nach Frankreich. (bih/lha)