Freitagabend, vier Minuten nach halb zehn. Für die Jahreszeit ist es ungewöhnlich warm, man kann noch draussen sitzen. Das tun auch die Menschen vor einem der zahlreichen Restaurants in Paris. Sie essen, trinken Wein, plaudern. Keiner von ihnen ahnt, dass ihr Leben in diesem Moment nur noch an einem seidenen Faden hängt.
Plötzlich fallen Schüsse, Kugeln fliegen durch die Luft. Menschen fliehen in Panik ins Innere des Restaurants, verkriechen sich hinter dem Tresen, stürmen über die Treppe in den Keller. Andere versuchen, sich draussen unter Bistro-Tischen zu verstecken.
Die britische «Daily Mail» hat heute Aufnahmen einer Überwachungskamera aus der Terror-Nacht veröffentlicht. Sie dokumentieren einen der Angriffe auf verschiedene Cafés und Restaurants vom vergangenen Freitag – Sekunde für Sekunde. Auch einer der Angreifer ist zu sehen. Laut der Zeitung handelt es sich um Salah Abdeslam (26). Nach ihm wird international gefahndet. Bisher ohne Erfolg.
Die Aufnahmen zeigen nebst Schrecken und Todesangst aber auch etwas Schönes, ein Wunder von Paris.
Neben dem Restaurant-Eingang kauert eine Frau. Wegen des Kamerawinkels kann man sie nicht sehen. Doch dass ihr der Angreifer den Lauf seiner Kalaschnikow an den Kopf hält, das sieht man. Und auch, dass er den Abzug drückt. Mehrmals.
Gemäss «Daily Mail» sagt die Frau später, dass sie es dreimal klicken hörte – doch nichts passierte. Entweder versagte die Waffe, oder die Munition war aufgebraucht.
Auf dem Video ist zu sehen, wie der Attentäter nach dem missglückten Tötungsversuch von der Frau ablässt. Er läuft auf die Strasse und steigt in einen schwarzen Seat. Die Frau steht auf, nimmt ihre Tasche und flieht in die Nacht. Eine zweite folgt ihr.
Bei der Schiesserei kamen in der Nähe des Cafés fünf Menschen ums Leben. Darunter ein Mann, der gerade eine Pizza zum Mitnehmen abholen wollte. Eine Kugel traf ihn im Rücken, er starb auf der Strasse.
Bei weiteren Attacken in anderen Restaurants hinterlassen die Terroristen an jenem Abend Schlachtfelder mit über 30 Toten. Zusammen mit dem Massaker im Konzertlokal Bataclan haben die Terroristen vom Freitag, dem Dreizehnten, 129 Menschenleben auf dem Gewissen. (lex)
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