Barack Obama (58) hat sich in den vergangenen Jahren mit Kritik an seinen Nachfolger Donald Trump (73) zurückgehalten. Nur im Wahlkampf für die US-Halbzeitwahlen vor eineinhalb Jahren hat sich der Präsident von 2009 bis 2017 in die aktuelle amerikanische Politik eingemischt. Doch jetzt, angesichts der eskalierenden Corona-Krise in den USA, hat sich der Demokrat wieder zu Wort gemeldet.
Auf Twitter kritisierte Obama unverhohlen, man habe nun auf «furchtbare Weise» die Folgen dessen gesehen, dass einige die «Warnungen vor einer Pandemie» ignoriert hätten. Er verlinkte einen Artikel der «LA Times», der über eine von Trump neu erlassene Verordnung handelt. Hintergrund: Die aktuelle Regierung machte am Dienstag einen wichtigen Pfeiler von Obamas Umweltpolitik quasi rückgängig, lockerte die Vorschriften für den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen massiv. «Wir können uns keine weiteren Folgen der Leugnung des Klimawandels mehr erlauben», sagte Obama dazu.
Die amerikanische Corona- und Klima-Politik
Der Ex-US-Präsident verknüpft also Trumps Corona-Politik mit dem aktuellen US-Klimakurs. Tatsächlich wird das Weisse Haus von Experten und amerikanischen Medien für den anfänglich stiefmütterlichen Umgang mit Covid-19 scharf kritisiert. Donald Trump spielte die Gefahren über Wochen runter, bezeichnete das Virus als «Scherz» und prophezeite, dass bereits im April alles vorüber sei.
In der Klimapolitik Trumps will Obama Ähnlichkeiten erkennen. Trump leugnet den Klimawandel, obwohl 97 Prozent der Wissenschaftler davon überzeugt sind und vor den Konsequenzen warnen. Der US-Präsident hat 2017 den Pariser Klimavertrag gekündigt – der formelle Ausstieg der USA dürfte am 4. November 2020 erfolgen. Weiter hat Trump in seinen knapp dreieinhalb Amtsjahren diverse Eckpfeiler von Obamas Klimapolitik rückgängig gemacht, beispielsweise wurden die Vorschriften für Kohlekraftwerke wieder gelockert.
Auch Trump hat Obama schon wegen Corona angegriffen
Die Corona-Kritik ist allerdings nicht nur einseitig. Auch Trump hat Obama schon wegen Covid-19 direkt angegriffen. Mitte März, als es in den USA erst wenige Corona-Tests gab, sagte der US-Präsident: «Wegen jahrzehntelanger Untätigkeit der Gesundheitsbehörde sind wir nicht auf eine grosse Pandemie vorbereitet gewesen.» Und weiter monierte er: «Änderungen von Obama haben die Situation zusätzlich verkompliziert.» Letztlich machte er einen Vergleich auf die US-Reaktion der Schweinegrippe 2009, die die Regierung von Obama verantwortet hat. «Das war ein komplettes Desaster mit Tausenden Todesfällen», so Trump.
Mittlerweile hat sich die Corona-Krise in den USA derart verschärft, dass von weitaus mehr Todesfällen ausgegangen wird als bei der Schweinegrippe. Am Dienstagabend (Ortszeit) gab es über 185'000 Infizierte im Land und mehr als 3700 Corona-Todesfälle. Das Weisse Haus verlautete, man rechne mit bis zu 240'000 Todesopfern – selbst wenn die aktuellen Social-Distancing-Regeln eingehalten würden.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.