Trump falsch verstanden
Ingenieur (†68) trinkt angebliches Corona-Mittel und stirbt

Der US-Amerikaner Gary Lenius ist tot. Er hatte ein Mittel getrunken, von dem er dachte, Donald Trump habe es als Corona-Medizin empfohlen. Bloss hatten er und seine Frau nicht richtig zugehört.
Publiziert: 25.04.2020 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2020 um 00:34 Uhr
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Gary Lenius (†68) und seine Frau Wanda  in glücklichen Zeiten.
Foto: Zvg

Wenn Donald Trump (73) spricht, hört die Welt zu. Besonders die US-Amerikaner hängen an seinen Lippen. So auch Gary Lenius (†68) und seine Frau Wanda. Sie hörten wie der US-Präsident im Fernsehen das Malariamittel Hydroxychloroquin anpries. Trump glaubt, es könne gegen Corona helfen. Damit ist er nicht alleine, Schweizer Pharma-Firmen experimentieren ebenfalls damit (BLICK berichtete). Doch das Ehepaar Lenius hörte wohl nicht genau hin.

Putz- statt Malaria-Mittel

Nach der Pressekonferenz ging Wanda in die Speisekammer, wie sie dem Fernsesender NBC erzählt. «Trump sagte immer wieder, es sei so eine Art Heilmittel. Da sah ich es auf einem Regal und dachte «Hey, ist das nicht das Zeug, über das sie im Fernsehen reden?». Nein, war es nicht. Auf dem Regal stand nämlich nicht Hydroxychloroquin, sondern Chloroquinphosphat. Ein Aquarienreiniger, der Fisch-Parasiten bekämpfen soll.

Im Unwissen über den Unterschied nahmen Wanda und ihr Mann je einen Teelöffel des Medikaments, vermischten es mit Sprudelwasser – und schluckten es. Keine zwanzig Minuten später ging es den beiden sehr schlecht. Sie klagten über Schwindel, hatten Hitzewallungen und fühlten sich krank. Sie begann zu erbrechen, er bekam nur noch schwer Luft. Sie hielt seine Hand. Sie rief den Notruf. Es war zu spät.

«Glaubt nicht alles, was der Präsident sagt»

Kurz nachdem die beiden im Spital ankamen, starb Gary Lenius. Der ehemalige Maschinenbauingenieur wurde 68 Jahre alt.

Wanda war ebenfalls in kritischem Zustand, überlebte aber. Mittlerweile sagt sie: «Glaubt nicht alles, was der Präsident und seine Leute sagen. Seid vorsichtig und ruft euren Arzt an.»

Ob Hydroxychloroquin gegen Corona hilft, ist umstritten. Auch wenn es Trump fast täglich bewirbt («Würde es selber nehmen») und Pharmafirmen fleissig forschen, gibt es für die Wirksamkeit noch keine Beweise. Eine Studie der University of South Carolina kam diese Woche sogar zum Ergebnis, dass das Mittel nicht nur nutzlos, sondern gefährlich ist. Bei Erkrankten, die Hydroxychloroquin erhielten, habe sich eine höhere Sterblichkeitsrate als in der Vergleichsgruppe ergeben, hiess es in der noch nicht von unabhängigen Experten geprüften Studie. (vof)

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