Die Migros und der Alkohol: Es bleibt eine verbotene Liebe, die im Versteckten stattfinden muss. An der Tankstelle. Im Denner. Online. So wollen es die Genossenschafterinnen und Genossenschafter. Eine erdrückende Mehrheit legte bei der Abstimmung ein «Non» in die Urne. Auch künftig wird es in Migros-Filialen keinen Wein und kein Bier zu kaufen geben.
Das ist natürlich gut für den Ruf – und schlecht fürs Geschäft. Fast 9 Prozent ihres Umsatzes erzielten Schweizer Detailhändler 2020 mit dem Verkauf von Alkoholika. Deshalb will die Migros die Alkohol-Abstimmung auch nicht als Grundsatzentscheid verstanden haben und den Prosecco aus dem Onlinesortiment streichen. Im Internet gelten eben andere Gesetze.
Soziale Verantwortung oder Profit? Die Migros entscheidet sich für den schweizerischsten aller Wege: Das eine tun und das andere nicht lassen.
Dass es überhaupt zur Abstimmung gekommen ist, hat mit der Umbenennung des Onlineshops der Migros von vor zwei Jahren zu tun. Aus leshop.ch wurde Migros Online. Ab da floss das Bier unter dem orangen M. Einigen Delegierten stiess das sauer auf. Sie sahen darin zu Recht eine Strapazierung der Migros-Statuten.
Mit einem Ja hätte man diesen Widerspruch aus der Welt geschafft. Gleiches wäre auch nach dem Nein möglich. Indem die Migros anerkennen würde, dass soziale Verantwortung nicht im Internet endet. Und auf das Geschäft mit Alkohol verzichtet. Die Migros hat die Frage gestellt. Nun versteckt sie sich hinter den Statuten.
Den Onlineshop trockenzulegen, wäre ehrlicher.