Jetzt meldet sich Sucht Schweiz zu Wort
Alkoholverkauf in der Migros wirft immer höhere Wellen

Die Abstimmung um einen Verkauf von Alkohol in der Migros steht kurz bevor. Befürworter und Gegner bringen sich in Stellung. Mit einem eindringlichen Appell meldet sich nun auch Sucht Schweiz zu Wort.
Publiziert: 16.05.2022 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 16.05.2022 um 15:30 Uhr
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2,3 Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter entscheiden am 4. Juni, obs in der Migros künftig Alkohol gibt.
Foto: keystone-sda.ch

Bis am 4. Juni lässt die Migros 2,3 Millionen Genossenschafterinnen und Genossenschafter darüber entscheiden, ob es beim orangen Riesen künftig Alkohol zu kaufen gibt. Wird die Zwei-Drittel-Mehrheit erreicht, gibt es in den Läden künftig Bier und Wein. Die Sache ist Migros-intern höchst umstritten.

Nun meldet sich auch Sucht Schweiz zu Wort. Die Migros sei der letzte Ort in der Schweiz, an dem man alkoholfrei einkaufen kann. «Für die 250'000 alkoholabhängigen Menschen – unter ihnen befinden sich rund 20'000 in Behandlung – ist diese Möglichkeit besonders wichtig», schreibt die Stiftung. Dazu würden all jene Menschen kommen, die ihre Abhängigkeit überwunden haben. «So können sie weiterhin ohne Trigger, also Auslöser eines Konsumzwanges, einkaufen.»

So wirbt «Sucht Schweiz» für ein Nein zum Alkoholverkauf
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Vor Migros-Abstimmung:So wirbt «Sucht Schweiz» für ein Nein zum Alkoholverkauf

«Automatisch mehr Alkoholprobleme»

Schweizweit betreibe die Migros ein Viertel der Detailhandelsfläche und zahlreiche Restaurants, ein Alkoholverkauf würde eine massive Ausweitung des Angebots bedeuten. «Die Forschung zeigt klar, dass dies automatisch mehr Alkoholprobleme in der Bevölkerung mit sich bringt», heisst es von Sucht Schweiz. Zudem gehe mit einer Angebotsausweitung in der Regel auch ein Preiskampf und damit eine Verbilligung des Alkohols einher. «Das wirkt sich negativ aus auf besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen sowie auf die Jugend.»

Der ehemalige Migros-Chef Herbert Bolliger (69) ist der prominenteste Kämpfer gegen die Aufhebung des Alkoholverbots in der Migros. Er hat einige seiner engsten Mitarbeiter aus seiner Zeit an der Spitze der Migros um sich geschart, um den Verkauf von Alkohol zu verhindern. Die sogenannte Gruppe für die M-Werte will das Erbe von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler (1888–1962) verteidigen.

«Ehrlichkeit in der Alkoholfrage»

Für den Verkauf von Alkohol beim orangen Riesen meldet sich Anton Scherrer (79), von 2001 bis zu seiner Pensionierung 2005 Präsident der Generaldirektion des Migros Genossenschafts-Bundes MGB, zu Wort. Sein Hintergrund: Bevor er in den 90er-Jahren zur Migros kam, führte er die Brauerei Hürlimann.

«Mir geht es um die Ehrlichkeit in der Alkoholfrage», sagt Scherrer. Gottlieb Duttweiler habe den Alkoholverzicht im Jahr 1928 in der Not eingeführt, weil er von Lieferanten boykottiert wurde. Nun sei es an der Zeit, das Alkoholverbot aufzugeben. Der Grund: «Die Delegierten haben erkannt, dass die Migros rund um die Supermärkte Alkohol eingeführt hat und so den Alkoholverzicht umgeht.» (pbe)

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