Kühle Drinks, ganz ohne Promille und ohne Kater. «Alkoholfreie Alkoholika» sind voll im Trend. Die Auswahl an «trockenen» Apéro- und Mixgetränken wird immer grösser. Verschiedenste Biere, Wein, Gin, Martini und sogar Wodka gibts auch in der 0,0-Prozent-Version.
In wahrscheinlich keinem Segment wächst der Getränkemarkt schneller als bei den Alkohol-Alternativen. Von ungefähr zehn Prozent Zuwachs jedes Jahr spricht Marlon Petermann (41) vom Getränkehändler Drinks of the World. Bei Gin und Aperitifs sei der Zuwachs «enorm». Die alkoholfreien Alkoholika entsprächen voll dem Trend. «Es ist der perfekte Mix zwischen Genuss und Gesundheit», sagt Petermann.
Punkto Genuss haben die Null-Prozent-Getränke aber einen unumgänglichen Nachteil. «Alkohol ist wie Fett, ein Geschmacksträger», erklärt Petermann. Bei alkoholfreiem Hochprozentigem stimmt der Geschmack meist erst mit der richtigen Mischung im Mocktail, so nennt man alkoholfreie Cocktails.
«... wie Appenzellerkäse»
Aber die alkoholfreien Destillate werden qualitativ immer besser – auch dank der Winterthurer Destillerie Lateltin. Nebst den traditionellen Wässerchen führt das Unternehmen verschiedene alkoholfreie Alternativen: Ob Spritz, Gin oder Wermut – das KMU tüftelt an neuen Rezepturen altbewährter Klassiker.
Wie man guten, alkoholfreien Brand herstellt, will Lateltin-Marketing-Chef Pascal Zwygart (46) nicht verraten: «Da halten wir es wie beim Appenzellerkäse: Das bleibt unser wohlbehütetes Geheimnis», sagt er zu Blick. Die Alkoholfrei-Sparte ist noch relativ jung. Verkaufszahlen könne man keine nennen. Nur so viel: «Die Produkte werden äusserst gut angenommen.»
Alkohol in der Migros? Was bis vor kurzem undenkbar schien, könnte bald Realität werden. Blick geht diese Woche in einer Serie der Frage nach, wie und weshalb die Schweiz trinkt – und wieso die Migros-Abstimmung Anfang Juni mehr als der Entscheid eines Supermarkts ist. Alle Teile auch auf Blick.ch und in der App.
Lesen Sie morgen: Was die Verfügbarkeit von Alkohol für einen Ex-Alki bedeutet und was beim Trinken in Hirn und Körper passiert.
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Lieber ein Alkoholfreies als ein Hefeweizen
Einen Hype gibt es auch beim Bier! Während der Bierkonsum in der Schweiz insgesamt rückläufig ist, wächst die alkoholfreie Sparte. Das zeigt eine Umfrage von Blick bei den grössten Schweizer Brauereien. Feldschlösschen hat innert der letzten zwei Jahre den Verkauf von alkoholfreiem Bier um 29 Prozent steigern können. Mittlerweile betrage der Anteil am Gesamtverkauf über fünf Prozent. Bei der Luzerner Brauerei Eichhof schreibt man von einem «Wachstum im zweistelligen Prozentbereich».
Laut dem Schweizer Bierindex von Drinks of the World belegt alkoholfreies Bier den sechsten Rang der beliebtesten Bierstile der Schweiz – noch vor dem hellen Hefeweizen-Bier.
Detailhändler schaffen Platz in Regalen
Auf den Null-Prozent-Trend springen jetzt auch die Detailhändler. 75 alkoholfreie Biere, Destillate und Schaumweine finden sich auf der Webseite der Migros. «Wir haben die Produktpalette erweitert», schreibt der orange Riese. Erst seit letztem Jahr stehen Alternativen für Gin, Whiskey und Spritz im Migros-Gestell. Geht es nach dem Genossenschaftsbund, soll daneben auch schon sehr bald «echte» Alkoholika stehen.
Konkurrentin Coop verkauft schon seit eh und je Alkohol. Alternativen nehmen aber auch da ständig mehr Platz ein. «Wir verzeichnen seit einiger Zeit eine erhöhte Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen», schreibt Coop auf Blick-Anfrage. Konkrete Zahlen zur Entwicklung des Absatzes wollen aber weder Coop noch Migros kommunizieren.