Heute füllen sich Jugendliche anders ab als noch vor 20 Jahren. Damals waren Alcopops der letzte Schrei. Aber seit happige Sondersteuern auf die alkoholischen Softdrinks erhoben werden, sind sie aus den Clubs und Kühlregalen weitestgehend verschwunden.
Smirnoff Ice, Breezer und die Mutter aller Alcopops, Hooch, gibts zwar noch, allerdings schraubten Produzenten die Zuckerkonzentration runter – und umgehen so die Sondersteuern. Auf die Kombination von Alkohol mit Zucker, der die Aufnahme und Wirkung des Rauschmittels verstärkt, haben es aber auch die Jungen von heute abgesehen.
Junge kopieren abgestrafte Alcopops
«Jugendliche mischen sich ihre Alcopops einfach selbst», sagt Urs Rohr (56) von der Suchtpräventionsstelle der Stadt Zürich. Heisst: Softdrink-Flasche bis zur Hälfte leeren und mit der Spirituose seiner Wahl auffüllen. Fertig ist der Alkohol-Zucker-Mix.
Das entscheidende Mischverhältnis: Promille pro Franken. Um im Club Geld zu sparen, betrinken sich Jugendliche vermehrt schon zu Hause oder auf der Strasse. «Harten Alkohol gibt es fast überall, zu jeder Zeit und für wenig Geld», gibt Rohr zu bedenken.
Warum verkaufen Coop, Denner und Co. die Alk-Drinks denn so billig? Man führe schon seit Jahren billigen Alkohol im Sortiment, heisst es vonseiten der Discounter. Die Preise der günstigen Spirituosen seien seit mehreren Jahren stabil. Das gelte auch für einen Wodka, den es für unter zehn Franken gibt, heisst es auf Anfrage von BLICK.
Abstinente Instagram-Influencer
Der tiefe Preis macht die Volksdroge Nummer eins bei Teenagern beliebt. Rund ein Viertel der Personen zwischen 15 und 24 Jahren betrinkt sich monatlich bis zum Vollrausch, wie die neueste Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik zeigt.
Nur wenig Einfluss auf das Konsumverhalten der Jugendlichen haben Social Media: Influencer zeigen sich auf ihren Posts kaum mit Alkohol. Das Gesetz verbietet Lifestyle-Werbung für spirituosenhaltige Getränke auf Instagram.
Kleinbrauereien profitieren von Jungen
Dagegen entwickelt sich das Bier zum Genussmittel. «Gerade junge Erwachsene probieren gerne neue Biersorten aus und schätzen die grosse Biervielfalt», sagt Stefan Müller (52), Gründer und Inhaber des Getränkehändlers Drinks of the World.
Vergangenes Jahr zählte die Schweiz 1021 Brauereien. Vor zehn Jahren waren es noch deren 246. Der Grossteil davon sind regionale Kleinbrauereien. Diese profitieren von den experimentierfreudigen Jungen. «Besonders exklusive Bierstile wie Sour Ale oder Porter sind sehr gefragt», sagt Müller.
Hard-Seltzer-Boom erwartet
In den USA erobert derzeit Hard Seltzer den Markt. Die alkoholischen Getränke mit Fruchtgeschmack haben kaum Kalorien und werden als Wellnessprodukte vermarktet.
Der Boom ist hierzulande noch nicht angekommen. Doch dass die alkoholischen Wässerchen dereinst auch in den Schweizer Regalen stehen, dürfte nur eine Frage der Zeit sein.