«Ich bin ein Maiensäss-Liebhaber und habe dort schon in meiner Kindheit viel Zeit mit meinem Grossvater verbracht», erzählt Manfred Fiegl (44) mit unüberhörbarem Bündner Dialekt im Gespräch mit BLICK.
Zusammen mit Ehefrau Angela (39) und den beiden Söhnen Diego (7) und Nevio (9) wohnt der Inhaber einer Immobilien- und Treuhandfirma in Lenzerheide GR. Aufgewachsen ist Fiegl im nahe gelegenen Savognin GR. «Mein Grossvater war einer der letzten Bauern, der noch mit seinen Kühen in einem Maiensäss oberhalb von Savognin war. Ich war als Bub sehr gern und oft mit ihm dort», erinnert er sich.
Versteckte Mängel
Weil das Maiensäss vom Grossvater leider nicht mehr im Familienbesitz war, zögerte Fiegl nicht lange, als er von einem Bekannten hörte, dass in Radons GR ein umgebautes Maiensäss verkauft werden soll. «Mein Mann war von Anfang an Feuer und Flamme. Meine Bedingung war, dass wir dieses Maiensäss aber auch als Familie regelmässig nutzen und uns dort zwischendurch eine Auszeit gönnen», erzählt Ehefrau Angela, die ebenfalls in der Firma arbeitet.
Im Frühling 2019 kauften Fiegls das Maiensäss in Radons und begannen auch gleich mit kleinen Umbauarbeiten. Schnell zeigte sich dabei aber, dass einige vorhergehende Renovationen nicht fachmännisch ausgeführt worden waren und das Maiensäss in einem ziemlich schlechten Zustand war.
Das Häuschen, das vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts erstellt wurde, steht in einem feuchten Moorgebiet, was dem alten Gebäude über die Jahre erheblich zugesetzt hat. «Wir sind keine Baufachleute und haben darum diesen umfassenden Umbau und die Renovationen von erfahrenen Architekten und lokalen Handwerkern vornehmen lassen», so Angela Fiegl.
Improvisation während der Umbauzeit
Bis im Winter 2019 dauerte die erste Etappe des aufwendigen Umbaus. Vor dem Wintereinbruch wurde der untere Stock einer umfassenden Erneuerung und Renovation unterzogen. Unter anderem mit einem dringend nötigen neuen Bodenaufbau. Beim Herausreissen von Nägeln und alten Brettern durften auch die beiden Jungs der Familie mithelfen. «Die verborgenen Schäden am alten Gebäude haben erhebliche Mehrkosten mit sich gebracht», sagt Manfred Fiegl.
Schon während der Umbauzeit war Familie Fiegl oft in ihrem Maiensäss, wenn auch unter erschwerten Bedingungen. «Als wir keine Dusche zur Verfügung hatten, haben wir eben einfach ‹Katzenwäsche› mit Wasser aus der Küche gemacht», sagt die Mutter lachend. Da seien sie und ihre Familie ganz unkompliziert.
Während der Wintermonate musste der Baustellenbetrieb eingestellt werden, weil die Zufahrt über die Strasse zum Maiensässdorf Radons von Savognin aus nicht möglich ist. Das Maiensäss liegt mitten im Skigebiet. «Dafür konnten wir im Winter mit unseren Jungs direkt vom Haus aus Ski fahren, und mit meiner Schwester und ihrer Familie haben wir in unserem eigenen Maiensäss sogar schon Silvester gefeiert», sagt die Ehefrau.
Vorteil dank Erfahrung und kreativen Ideen
Weil der Winter relativ schneearm war, konnten die Umbauarbeiten im oberen Stockwerk Anfang Mai wieder aufgenommen werden. So konnten drei Schlafräume mit sechs Schlafplätzen und ein modernes Bad im Alpin Chic erstellt werden.
«Dieser Umbau war schon eine Herausforderung», sagt Angela Fiegl. Dank Improvisation, kreativen Ideen und ihren Erfahrungen aus der Immobilienbranche konnten Fiegls ihr kleines Haus mit etwa 100 Quadratmetern aber ganz nach ihren Ideen realisieren. «Wir wollten unbedingt drei Schlafräume. Weil durch die Neueinteilung der Räume aber weniger Platz im Zimmer zur Verfügung stand, zum Beispiel für Nachttische, haben wir in einem Schlafzimmer Up-and-down-Lights mit Ablageflächen eingebaut», so Bauherrin Fiegl.
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Erste Sommerferien im Maiensäss
Erst seit Juli 2020 ist das alte Maiensäss mit dem hochwertigen und stilvollen Innenausbau fertiggestellt. Für die Einrichtung und Dekoration im Viereinhalb-Zimmer-Chalet ist Angela Fiegl zuständig. «Es fehlen noch Vorhänge, aber man schläft auch so gut und kann sich in dieser Ruhe inmitten der Bergwelt wunderbar erholen», sagt sie.
Fiegls sind trotz der unerwarteten Mehrkosten glücklich mit ihrem gelungenen Chalet-Umbau. «Für mich hat sich damit ein Kindheitstraum erfüllt», strahlt Manfred Fiegl. Vor kurzem hat die Familie die ersten Ferien in ihrem eigenen Maiensäss ausgiebig genossen und empfängt derzeit schon die ersten Feriengäste im Chalet inmitten der Bündner Berge. Angela Fiegl: «Wir möchten auch anderen die Möglichkeit für Ferien hier bieten, aber wenn immer möglich wollen wir diesen Ort für uns als Familie für eine Auszeit aus dem hektischen Alltag nutzen und auftanken.»