Meyer rät
Wenn Konsum von Alkohol zur Gewohnheit wird

«Ich trinke jeden Abend ein, zwei Bier. Meine Frau findet, das sei zu viel», schreibt unser Leser. Thomas Meyer nimmt Stellung zu Lebensfragen.
Publiziert: 22.12.2017 um 19:11 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:10 Uhr
Ein kühles Bier geniessen - dessen Inhaltsstoff Hordenin aktiviert das Belohnungszentrum

Mit «zu viel» meint Ihre Partnerin wohl nicht die Menge, sondern die Häufigkeit und vor allem die Bedeutung. Offenbar ist der abendliche Alkoholkonsum bei Ihnen zur Gewohnheit geworden. Das passiert nicht einfach so – man muss das Zeug ja auch beschaffen–, sondern weil Sie einen Nutzen davon haben. Gewohnheiten sind einem lieb, sonst werden sie keine, und das ist völlig unabhängig davon, ob sie sich förderlich oder eher hinderlich auf den körperlichen und seelischen Zustand auswirken. Dass Rauchen schädlich ist, weiss jeder, und doch gibt es Gründe, die einen immer wieder zum Kiosk rennen lassen. Oder eben zum Kühlschrank.

Wie viel ist zu viel?

Zugegeben, Alkohol ist ein fantastisches Psychopharmakum: Es betäubt jene Hirnregionen, die für Zweifel, Trübsinn und Furcht verantwortlich sind, und macht einen in der gewünschten Graduierung unempfindlich gegen die lästigen Gefühle, die einer unglücklichen Beziehung entspringen, einem unbefriedigenden Job oder einem schlechten Selbstwertgefühl (was letztlich alles dasselbe ist).

Dummerweise sediert man so aber nur sich selbst, nicht die Probleme, die man hat. Wie ein Kind, dem man zu wenig Beachtung entgegenbringt, finden Sie immer neue, immer wildere Wege, auf sich aufmerksam zu machen, und irgendwann wird es dann halt richtig heftig. Dann hocken Sie plötzlich allein da, vielleicht sogar ohne Job, dafür mit einem zerrütteten Körper und Geist. Und dem einzig logischen Ausweg: erst recht zu saufen. Weil es so viel zu betäuben gibt.

Erschreckt Sie das? Sehr gut!

Solange Sie noch erschrecken können, ist nichts verloren. Dass Ihre Frau Sie auf Ihren Konsum anspricht, hätte allerdings genügend Schreckpotenzial. Reden Sie doch mal mit ihr über die Dinge, die Sie belasten, anstatt sie hinunterzuspülen. Das ist zwar anstrengender, aber in jeder Hinsicht gesünder.

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