Hier finden gleich mehrere grosse Themen zusammen. Erstens geht es um körperliche Treue in einer langjährigen Beziehung. Allem Anschein nach ist sie zu viel verlangt von den Menschen. Das hat primär mit deren Biologie zu tun, deren Ziel die Arterhaltung ist. Mit Monogamie kommt man da nicht sehr weit. Dass Ihr Mann fremdgeht, ist zwar unangenehm für Sie, aber leider einfach sehr menschlich.
Gehen oder bleiben?
Zweitens geht es um Respekt. Problematisch am Fremdgehen ist nämlich vor allem die passive Lüge, mit der es verhüllt wird: Der Fremdgänger entscheidet für seinen Partner, ohne diesen irgendwie einzubeziehen, dass er einverstanden zu sein hat mit der Affäre. Hätte Ihr Mann jedoch offen und ehrlich mit Ihnen über seine Bedürfnisse gesprochen, hätte sein Fremdgehen sogar ein annehmbares Ergebnis dieses Gesprächs sein können – weil Sie sich ernstgenommen gefühlt hätten. So aber fühlen Sie sich zu Recht herabgesetzt und betrogen.
Geld darf niemals ein Argument sein
Drittens darf Geld niemals ein Argument sein, das gegen den Seelenfrieden in die Waagschale gelegt wird. Wenn Sie erwägen, sich von ihm zu trennen, haben Sie Ihre Gründe dafür, und diese werden nicht einfach so verschwinden. Überlegen Sie sich gut, was Ihnen lieber ist: unglücklich zu sein in einem Haus oder frei und froh in einer Einzimmerwohnung. Was haben Sie von finanzieller Sicherheit, wenn der Preis Ihre Selbstachtung ist?
«Was sie hier retten wollen, ist nicht rettenswert»
Um die geht es auch viertens: Es gibt zahllose liebevolle Singlemänner in Ihrem Alter, die auch nicht allein bleiben möchten. Zu glauben, keiner davon interessiere sich für Sie, weil Sie keine 35 mehr sind, ist nicht sehr nett. Und selbst falls Sie Ihre restlichen Nächte allein verbringen sollten, ist das immer noch besser als ein Lebensabend in Kleinmut und Unaufrichtigkeit. Oder anders gesagt: Was Sie hier retten wollen, ist der Rettung nicht wert.