Schriftsteller Thomas Meyer nimmt Stellung zu Lebensfragen
Freunde muss man nicht dazu erziehen, Freunde zu sein

Soll man Freunde, die einen in der Not nicht unterstützt haben, auch nicht unterstützen, wenn sie einen brauchen? Damit sie lernen, wie das ist?
Publiziert: 24.10.2017 um 12:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:09 Uhr
Freunde muss man nicht dazu erziehen, Freunde zu sein.
Foto: Getty Immages (Symbol-Bild)

Die Überlegung ist in sich logisch: Was du nicht willst, dass man dir tu, das füge jenem zu, der es getan hat. Es stellen sich allerdings einige Probleme.

1. Kommunikation über Umwege funktioniert nicht.

Nie. Wenn Sie Ihrem Partner, Ihren Freunden oder Kindern etwas klarmachen möchten, müssen Sie es persönlich und in ebenso ehrlichen wie deutlichen Worten sagen. Alles andere ist unehrlich, undeutlich, lässt Raum für Interpretationen, meist eben falsche, und wird oft gar nicht registriert. Das zeigt sich dramatisch in all den Whatsapp-Dialogen, in denen Probleme gelöst werden sollen, diese aber jedes Mal nur verschlimmert werden. Der Grund liegt darin, dass man zu faul und zu feige ist, sich richtig zu begegnen, und darum eine untaugliche Methode wählt. Das gilt auch für Ihren Fall: Sie wollen nicht den Mut aufbringen, Ihre Freunde persönlich mit Ihrer Verletzung zu konfrontieren, und hoffen, man werde dann schon sehen, dass man Sie verletzt hat, indem man die gleiche Erfahrung machen muss. Ganz ehrlich, würden Sie wollen, dass man so mit Ihnen kommuniziert?

2. Menschen lernen nur, wenn sie es wollen.

Und das ist ein Wunsch, den leider nur wenige hegen. Die meisten sind überzeugt, die Hüter des sogenannt gesunden Menschenverstandes zu sein, und werden sofort ausfällig, wenn man die Dinge anders sieht oder sie kritisiert. Will heissen: Ihre Freunde lernen vermutlich gar nichts, was auch immer Sie nun tun. Die Leute sind, wie sie sind, und bleiben meist genau so.

3. Sind Sie sicher, dass diese Deppen Ihre Freunde sind?

Freunde unterstützen einen nämlich in der Not und auch sonst. Freunde muss man nicht dazu erziehen, Freunde zu sein. Suchen Sie sich welche, die diesen Namen wirklich verdienen. Sie finden sie, indem Sie von nun an offen kommunizieren.

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