Und, was machst du an Silvester? Boah, ich hasse diese Frage. Weil Silvester per se abgeschafft gehört und weil man ja nicht viel machen kann. Man isst mit Freunden zu Abend, geht auf eine Party oder auch beliebt: «Mir gönd id Berge.» Aber das kann man ja sonst auch. An jedem x-beliebigen Tag. Also warum macht jeder immer so ein Drama um den 31. 12.? Und wenn die Gegenüber dir detailreich erzählt haben, wo, was und wer alles dabei ist, schieben sie noch achselzuckend nach: «Mir isch Silveschter so öppis vo egal.» Aber eine besondere Aktivität wollen sie trotzdem.
Sie denken jetzt, man kann doch darüber reden, was man an Silvester macht, und dementsprechend auch fragen. Ja, kann man. Die Frage nervt ja vor allem auch, wenn man Single ist. Und wenn man sich als Single nicht schon Monate davor um diesen heiligen Abend gekümmert hat, steht er bevor, und man hat keinen Plan. Und vor allem keine Lust.
In dem Jahr, in dem man mit einem Schatz feiert und total verliebt ist, kann man sich auch bei McDonald’s mit Pappbechern zuprosten. Aber Silvester in einem Singlejahr ist grottenmies. Es gibt keinen Abend im Jahr, an dem man sich so alleine fühlt. Nein, auch an Weihnachten nicht. Irgendeine alte Jungfer sitzt immer am Tisch. Und: Es gibt wenigstens Geschenke. Natürlich kann man Silvester mit Freunden feiern, aber die bestehen meist und ab einem gewissen Alter nur noch aus Kombipaketen.
Und dann, neben der Frage, kommt der zweite schlimme Moment. Der Countdown: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 – Happy New Year! Und alle knutschen rum. Man selber stürzt das Glas Champagner in einem Zug hinunter. Prosit Neujahr! Auf dich und mich! Danke dafür, dass du mir das Singledasein so genau vor Augen führst. Dann erblickt ein Pärchen den Single, sie bemitleiden ihn, stürzen sogleich überschwänglich auf ihn zu und drücken in stereo. «Frohes neues Jahr!» Und sagen unaufgefordert: «He, im neuen Jahr findest auch du wen!» Man sieht sie an, müht sich ein Lächeln ab und denkt: «Heb doch eifach dr Schlitte, Gopf!»