In der Schweiz wird die Legalisierung von Cannabis seit Jahren in Öffentlichkeit und Politik debattiert. Nach dem definitiven Verbot 1951 und dessen Bestätigung 1973 gab es vor allem nach der Jahrtausendwende Bestrebungen dieses Verbot zu kippen: 2001 auf parlamentarischem Weg und 2006 und 2008 über eine Volksinitiative. Im Rahmen von lokalen Pilotprojekten wird aktuell eine Legalisierung getestet. Der medizinische Nutzen ist trotz guter klinischer Erfahrungen im Ausland und in der Schweiz immer noch umstritten.
In Kalifornien hat sich die Geschichte um die Cannabis-Politik etwas anders abgespielt: Medizinisches Marihuana wurde bereits 1996 legalisiert. Seit 2016 ist der Konsum legal und Marihuana rezeptfrei erhältlich. Eine Studie der renomierten Stanford University in Kalifornien zeigt nun, dass wissenschaftliche Daten den Verdacht zur Antriebslosigkeit in Bezug auf die sexuelle Aktivität von Konsumentinnen und Konsumenten nicht erhärten.
Mehr Lust durch's kiffen
Im Rahmen der Studie untersuchte das Team um Studienleiter Andrew Sun Zahlen aus einem grossen US-Gesundheitssurvey. Darin hatten 50'000 Frauen und Männer im Alter zwischen 25 und 45 Jahren Angaben zu ihrem Cannabis-Konsum im Vorjahr und ihrer sexuellen Aktivität im aktuellen Jahr gemacht. Die Ergebnisse sind eindeutig: Kiffende Frauen hatten während vier Wochen 7,1 Mal Sex, Frauen die nicht kifften dagegen nur 6,0 Mal. Bei Männern liess sich die Häufigkeit auf 6,9 Mal bei kiffenden gegenüber 5,6 Mal bei nicht kiffenden beziffern.
Studienautor Michael Eisenberg meint bezugnehmend auf die Ergebnisse: «Häufiger Genuss von Marihuana scheint weder die sexuelle Motivation noch die Leistungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Wenn überhaupt, dann steht er mit erhöhter Koitusfrequenz in Zusammenhang.» Anstatt dass - wie bisher von vielen angenommen - der Cannabis-Konsum zum Verlust der sexuellen Lust und zu Erektionsstörungen führt, regt er diese sogar eher an. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Konsum die Aktivität jener Hirnregionen fördert, die für die sexuelle Erregung von Bedeutung sind.
«Weniger gehemmte Menschen haben mehr Sex»
Der Trend blieb sogar dann bestehen, nachdem die Forschenden andere Drogen wie Kokain oder Alkohol mit berücksichtigt hatten. Dies deute darauf hin, dass der Zusammenhang zwischen Marihuana und Sex nicht nur darauf zurückzuführen sei, dass weniger gehemmte Menschen möglicherweise eher zu Drogen greifen und auch mehr Sex haben.
Die Studie erschien in der Fachzeitschrift «Journal of Sexual Medicine». (aponet)