Es ist ein offenes Geheimnis: Die Basketball-Stars der NBA greifen in ihrer Freizeit gerne mal zu einem Joint. Und dies, obwohl Marihuana auf der Dopingliste steht.
Mit dieser Diskrepanz zwischen Praxis und Regelbuch soll bald Schluss ein. Findet zumindest der ehemalige Liga-Boss David Stern: «Ich bin mittlerweile so weit zu sagen, dass Marihuana von der Dopingliste gestrichen werden sollte.»
Dass so einen Aussage ausgerechnet von Stern kommt, lässt die amerikanische Sportwelt aufhorchen. Der Anwalt war von 1984 bis 2014 der mächtigste Liga-Boss der USA und gilt als Architekt des wirtschaftlichen Erfolgsmodells der NBA. Ebenfalls in seine Amtszeit fällt aber auch die Einführung restriktiver Dopingregeln. «Einige unserer Stars haben bekifft gespielt. Weil Marihuana als klassische Einstiegsdroge galt, mussten wir als Liga etwas dagegen unternehmen», rechtfertigt sich Stern.
Verlängert Cannabis die NBA-Karrieren?
Was hat ihn zum grossen Umdenken bewegt? «Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass der Marihuana-Gebrauch zu medizinischen Zwecken legal sein sollte.» Stern beichtet im Interview mit Ex-Spieler und Cannabis-Unternehmer Al Harrington, dass er während seinen letzten drei Jahren als NBA-Commissioner selber das Marihuana-Derivat CBD zur Hemmung einer Entzündung konsumiert hatte.
Golden States Meistertrainer Steve Kerr behandelte seine Rückenschmerzen ebenfalls mit Marihuana. Er glaubt sogar, dass Cannabis-Kuren die Karrieren der NBA-Stars verlängern können.
Und was meint der jetzige Liga-Boss Adam Silver zum Vorschlag seines Ex-Chefs? «Wir müssen auf jeden Fall darüber nachdenken. Ich bin sehr an den wissenschaftlichen Erkenntnissen interessiert.»
Noch kann sich die Liga-Spitze also nicht zu einer Legalisierung durchringen. Erste Rauchzeichen sind am Liga-Himmel aber durchaus erkennbar. (cmü)