Die sexuell übertragbaren Infektionen haben 2016 weiter zugenommen. Insgesamt 2270 Gonorrhoe-Fälle, 733 Syphilis-Fälle, 11’013 Fälle von Chlamydien-Infektionen und 542 HIV-Fälle wurden letztes Jahr verzeichnet.
Neue Love-Life-Kampagne startet heute
Während die Neuansteckungen bei HIV (Aids) stabil geblieben sind, nehmen sie bei den anderen Infektionskrankheiten zu. Ein häufiger Wechsel des Sexualpartners erhöhe das Risiko einer Ansteckung beträchtlich, warnt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) – und gibt mit einer neuen Love-Life-Kampagne zusammen mit den Organisationen Aids-Hilfe Schweiz und Sexuelle Gesundheit Schweiz Gegensteuer.
Das Motto: «Partner wechselt. Safer Sex bleibt». Die Kampagne dauert zwei Wochen und umfasst Plakate sowie einen Kurzfilm, der an den meistfrequentierten Bahnhöfen ausgestrahlt wird. Auch in den Online-Medien und sozialen Netzwerken wird die Kampagne präsent sein.
Neue Safer-Sex-Regeln
Zudem passt das BAG die Safer-Sex-Regeln an. Anstatt drei gelten künftig nur noch zwei Regeln. Die erste Regel ist immer noch dieselbe: «Vaginal- und Analsex mit Kondom».
Die zweite Regel ist neu: «Und weils jede(r) anders liebt: Mach jetzt deinen persönlichen Safer-Sex-Check auf www.lovelife.ch». Der Safer-Sex-Check gibt anhand eines anonymen Fragebogens personalisierte Empfehlungen entsprechend der individuellen Sexualität ab.
Zwei Regeln gestrichen
Die bisherige zweite Regel «Sperma und Blut nicht in den Mund» wird gestrichen. Diese sei zum Schutz vor HIV entwickelt worden, so das BAG. Die Regel löse heute eine falsche Sicherheitsvorstellung aus. «Sie schützt nicht vor den anderen sexuell übertragbaren Infektionen, denn diese können beim Oralsex – ohne Sperma oder Blut im Mund – übertragen werden», erklärt das BAG. Zudem sei die Übertragungsgefahr für HIV bei Sperma und Blut im Mund geringer als früher angenommen.
Anstelle des Hinweises in der dritten Regel, bei Symptomen im Genitalbereich zum Arzt zu gehen, werden Menschen mit wechselnden Sexualpartnern darauf hingewiesen, eine Fachperson zu konsultieren und sexuell übertragene Infektionen und entsprechende Tests zu thematisieren.
«Symptome im Genitalbereich scheinen ein unzuverlässiges Zeichen für sexuell übertragene Infektionen wie Chlamydien, Gonorrhoe oder
Syphilis zu sein», so das BAG. «Entscheidend für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine sexuell übertragene Infektion sind wechselnde Sexualpartner.»
Chlamydien-Infektionen treffen mehr Frauen
Bei den Infektionen gibt es übrigens deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Von Gonorrhoe, Syphilis und HIV sind Männer stärker betroffen. Sie machen zwischen 78 und 89 Prozent der gemeldeten Fälle aus. Dabei sind Männer, die Sex mit Männern haben, stark übervertreten und stellen die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe dar.
Die Chlamydien-Infektionen treten im Gegensatz zu den anderen Krankheiten mit 67 Prozent der Fälle häufiger bei Frauen auf.