Tattoo-Trend
Jetzt kommt die löschbare Tinte

Tattoos haben Hochkonjunktur. Gleichzeitig boomt das Business mit Lasern, die sie wieder entfernen. Wie gut, dass fünf New Yorker Guys an einer auslöschbaren Tätowiertinte arbeiten.
Publiziert: 22.06.2016 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 05:45 Uhr
Tattoos sind heutzutage nicht mehr in jedem Fall für ewig.
Foto: Getty Images
Birgitta Willmann

Sie haben es salonfähg gemacht: Model Cara Delevingne, Fussballstar David Beckham, Sängerin Rihanna oder Schauspielerin Angelina Jolie zeigen trendige Tattoos. Und lassen mit ihren Haut-Kunstwerken die Arschgeweihe, Delfine oder Décolleté-Röschen der heimischen Tattoo-Avantgarde der 90er-Jahre blass aussehen. Wer aktuell noch Blicke auf sich ziehen möchte, muss dafür deutlich mehr Aufwand treiben. Und das tun laut Bundesamt für Statistik doch immerhin vier von zehn Schweizern.

Von der Bundesratsgattin bis zum Rapper, von der Hochschulprofessorin bis zur Floristin, alle zeigen, was sie haben. Der beginnende Sommer 2016 deckt auf, wohin der Trend geht: Es scheint, als sei aktuell keine Körperstelle mehr sicher vor den ­Nadeln der Tattookünstler: Hals, Ohren, Finger, sogar ganze Gesichter verschwinden unter Farben und Muster. Eine Million Eidgenossen hat sich mehr als nur ein Sujet vier Millimeter unter die oberste Hautschicht stechen lassen. Man kann nur ahnen, wie es in zukünftigen Altersheimen aussehen wird, wenn die Kunstwerke auf den Häuten einer ganzen Generation in die Jahre kommen.

Diese Aussicht freilich schreckt 20-Jährige kaum ab – wer denkt schon daran, dass man auch mal 80 wird? Und dass die im Liebestaumel oder aus einer Laune heraus entstandenen Motive dann vielleicht gar nicht mehr so cool wirken, wie man damals dachte.

Neue Tattootinte mit Tintenkiller

Aber – es gibt Hoffnung! Ein Team junger Wissenschaftler an der Universität New York hat sich des Problems angenommen und ist dabei, wie die «Huffington Post» berichtet, eine ganz neue Tinte zu entwickeln. Diese wird genau wie die bis anhin verwendete Farbe unter die Haut gespritzt, wird aber innerhalb von zwei Jahren vom Körper abgebaut. Und, das ist die gute Nachricht für alle ­Fashionistas: Sie kann dank einer speziellen Substanz vorzeitig entfernt werden, wie mit einem Tintenkiller. Und das völlig narbenlos.

Seung Shin, jedenfalls, CEO der Erfinderfirma Ephemeral-Inks, ist davon überzeugt, dass gefahrlose, zeitliche begrenzte Kunstwerke auf der Haut eine grosse Zukunft haben: «Wir hoffen, dass wir in den kommenden fünf Jahren die Tattoo-Industrie, ihre Kultur und ihre Zukunft nachhaltig verändern können», sagt er auf der Website seiner Firma. Das sind optimistische Prognosen für die Tattoobranche und die allein in der Schweiz geschätzten über 600 Tattoostudios. Denn wenn die Hemmschwelle des «lebenslänglich» bei den Tattoos entfällt, werden sich möglicherweise noch mehr Schweizer zumindest temporär verzieren lassen wollen.

Immer mehr Tattoo-Entfernungen

Dann würden auch die in zweierlei Hinsicht schmerzhaften Erfahrungen wegfallen, die Tätowierte heute machen, wenn sie ihr Tattoo loswerden wollen: Zum einen, weil auch das Entfernen mit dem Laser weh tut, zum anderen, weil es ins Geld geht. Kleine Tattoos sind mit ein paar Hundert Franken Vergangenheit, Kostenpunkt bei einem grossen Motiv: bis zu 6000 Franken.

Und das Bedürfnis ­danach scheint analog der steigenden ­Anzahl der Tätowierungen zu wachsen. «Wir beraten jeden Tag mindestens einen ­Patienten, der sein Tattoo bereut», sagt Dr. Christoph Schänzle, Chef-Dermatologe bei den Pallas Kliniken. An vier Standorten kann hier rückgängig gemacht ­werden, was oft aus einer Laune heraus entstanden ist. Allein in Olten entfernten Schänzle und sein Team letztes Jahr 107 Tattoos. Männer und Frauen halten sich die Waage.

YAG-Laser im Einsatz

Gearbeitet wird an den Pallas-Kliniken mit dem YAG-Laser (Aluminium-Granat-Laser). Dieser gibt Lichtimpulse auf die Tätowierung ab, welche die Farbpigmente in der Haut so zerkleinern, dass sie vom Lymphsystem abtransportiert werden können und auf der Haut nicht mehr sichtbar sind. Vor der Entfernung werden Reaktionen sowie Unverträglichkeiten der Haut getestet. «Der Eingriff», so Christoph Schänzle, «ist praktisch schmerzarm, wird aber je nach Körperstelle unterschiedlich empfunden». Rechnen müssen Tattoo-Reuige ungefähr mit 6 bis 10 Sitzungen, zwischen denen man rund drei Wochen verstreichen lassen muss. Und möglicherweise bleibt die Haut an der behandelten Stelle dauerhaft etwas heller.

Dennoch: Eingefleischte Anhänger der «echten» Tattookunst wird nichts von dem Drang nach immer neuen Motiven abhalten. Denn vielleicht ist ihre künstlerische Unvergänglichkeit genau das, was Tattoos so einzigartig macht. Wer aber einfach gefahrlos und reparabel mit der Mode gehen möchte, der kann nur darauf hoffen, dass die Tinte der New Yorker Jungs möglichst bald marktreif ist.

Das müssen Sie über Tattoos wissen

Stechen

Beim Hautarzt ein mögliches, allergisches Risiko abklären und nur ­Studios wählen, die sehr hygienisch arbeiten. Beim Stechen können Krankheiten übertragen werden, oft Hepatitis-Viren. Registrierte Betrie­be: www.swiss.tattoo. Infos zur Sicherheit: www.blv.admin.ch 

Schützen

Sie brauchen eine Extraportion Schutz, darum immer Lichtschutzfaktor 50 verwenden. ­Tätowierte Haut ist sensibel, und die Motive verblassen rascher bei UV-Belastung. Hände weg von Tattoo-Sonnensticks! Die meisten fallen bei Tests durch. toppharm.ch

Entfernen

Via Laser lassen sich Tattoos relativ schmerzfrei und nachhaltig entfernen. Pro Behandlung mit ca. 250 Franken rechnen. Je grösser die Fläche, desto öfter die Wiederholung. Infos bei Dermatologen, Schönheitschirurgen oder unter: tattoo-entfernen.org oder pallas-kliniken.ch

Kreieren

Rihanna hats vorgemacht: Sie zeigte sich mit einem weissen Tattoo. Sieht schick aus, aber viele reagieren allergisch auf die helle Tinte. Wieder sehr en vogue ist sogenanntes «Blackwork» – ohne Farbe. Weitere Hypes: Insekten, Realismus und Aquarell-Tattoos. Dauerbrenner: Vornamen der Kinder.

Stechen

Beim Hautarzt ein mögliches, allergisches Risiko abklären und nur ­Studios wählen, die sehr hygienisch arbeiten. Beim Stechen können Krankheiten übertragen werden, oft Hepatitis-Viren. Registrierte Betrie­be: www.swiss.tattoo. Infos zur Sicherheit: www.blv.admin.ch 

Schützen

Sie brauchen eine Extraportion Schutz, darum immer Lichtschutzfaktor 50 verwenden. ­Tätowierte Haut ist sensibel, und die Motive verblassen rascher bei UV-Belastung. Hände weg von Tattoo-Sonnensticks! Die meisten fallen bei Tests durch. toppharm.ch

Entfernen

Via Laser lassen sich Tattoos relativ schmerzfrei und nachhaltig entfernen. Pro Behandlung mit ca. 250 Franken rechnen. Je grösser die Fläche, desto öfter die Wiederholung. Infos bei Dermatologen, Schönheitschirurgen oder unter: tattoo-entfernen.org oder pallas-kliniken.ch

Kreieren

Rihanna hats vorgemacht: Sie zeigte sich mit einem weissen Tattoo. Sieht schick aus, aber viele reagieren allergisch auf die helle Tinte. Wieder sehr en vogue ist sogenanntes «Blackwork» – ohne Farbe. Weitere Hypes: Insekten, Realismus und Aquarell-Tattoos. Dauerbrenner: Vornamen der Kinder.

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