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Neuer Hyundai Ioniq 5:Blick testet das Schweizer Auto des Jahres

So gut ist der Hyundai Ioniq 5
Blick testet das Schweizer Auto des Jahres

Einstand nach Mass für das erste Modell aus Hyundais neuer Elektro-Familie: Der Ioniq 5 wird «Schweizer Auto des Jahres 2022»! Aber überzeugt der futuristische Stromer auch im Alltag?
Publiziert: 10.12.2021 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.12.2021 um 10:17 Uhr
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Manche machen sich erst auf in die Elektromobilität – bei Hyundai rollt schon die dritte Stromer-Generation an.
Foto: zVg
Andreas Faust

Manche Autobauer machen sich erst auf in die Elektromobilität – bei Hyundai rollt schon die dritte Stromer-Generation an. Der erste Ioniq setzte noch voll aufs Öko-Image, aber künftig wird der Name zur Elektro-Submarke bei Hyundai – und diese startet mit dem neuen Ioniq 5 gleich voll durch. Der Crossover trägt den frisch gewonnen Titel «Schweizer Auto des Jahres 2022». Blick wollte wissen: Zurecht?

Das ist neu

Abgesehen vom Markennamen startete Hyundai beim Ioniq 5 auf dem weissen Blatt Papier – und prominenter Hilfe. Denn in Batterie und Antrieb steckt jene 800-Volt-Technologie, die auch Audi E-Tron GT und Porsche Taycan beim Laden Beine macht. Sie kommt vom kroatischen Elektro-Start-up Rimac, weil Hyundai sich dort zeitig mit zehn Prozent Anteil eingekauft hatte. Seit Rimac neue Mutter von Bugatti ist, gibts so sogar eine Verbindung zur Supersportler-Marke.

Selbstbewusst ging Hyundai auch das Design an – futuristisch und gleichzeitig retro. Denken wir uns den allerersten VW Golf weiter ins Elektro-Zeitalter, käme ungefähr der Ioniq 5 heraus. Allerdings mindestens drei Nummern grösser: Auf Bildern wirkt er wie ein Kompakter, aber real fühlt man sich ganz schön klein neben ihm bei 4,64 Metern Länge.

Das gefällt uns prima

Draussen Hingucker, innen Raumschiff: Zwei XL-Monitore für Instrumente und Infotainment, eine Handvoll Tasten fürs Klima – das wars an Cockpit. Der Rest ist irre viel Platz zum Wohnen und Räkeln. Nichts stört im Fussraum, die Sitze taugen auch für 500-Kilometer-Touren ohne Rückenschmerzen, Ablagen hats zuhauf. In der mittleren Amplia-Version ist schon alles an Bord, was man braucht. Materialien und Verarbeitung sind tipptopp.

In den Kofferraum passen 527 bis 1587 Liter – üppig. Cool: Die Liegesitzfunktion fürs Nickerchen beim Laden, die sich die aufrechte Position merkt. Schnelladen absolviert der Ioniq rasant mit bis zu 220 Kilowatt (kW), wenns die Säule hergibt. In der Praxis füllt sich dann der Akku von 10 auf 80 Prozent in 18 Minuten – das schafft selbst manch teurerer Konkurrent nicht. Denen kann der Ioniq sogar mit 3,7 kW Strom spenden – oder den Staubsauger beim Autoputzen versorgen. Schlau: Kabel und Adapter dafür stecken im Frunk, dem Laderaum unter der Fronthaube. Wir wundern uns, dass das Riesenschiff dennoch nur knapp über zwei Tonnen wiegt.

Das gefällt uns weniger

Das wird ein kurzer Absatz: Die Ladekante ist recht hoch und der Zuschnitt des Kofferraums macht je nach Kinderwagengrösse Probleme bei dessen Unterbringung. Und so hübsch reduziert Navi und Infotainment gestaltet sind – manchmal ists zu reduziert und sind die Icons für die Funktionen so klein, dass man suchen muss. Zudem macht der Ioniq 5 sich in der Reihenhausgarage mächtig breit. Aber echte Schwächen? Gesucht und nicht gefunden.

So fährt er sich

Überraschung im Datenblatt: Nur Heckantrieb! Hätten wir nicht gedacht; den Fünfplätzer gibts ja auch mit Allrad. Der Ioniq ist so kein Supersprinter, aber tritt schon mit 217 PS (160 kW) flott an. Rekuperiert wird variabel per Lenkradpaddles oder automatisch, wenn man das Ein-Pedal-Fahren aktiviert – klasse, dass man die Wahl hat. Etwas mehr Gefühl könnte die Lenkung vermitteln; dafür bügelt das komfortable Fahrwerk geschmeidig alles weg. Alles nicht so giftig-sportlich wie mancher Konkurrent, dafür entspannend.

Hyundai Ioniq 5 Amplia 2WD

Antrieb: 1 Elektromotor, 217 PS (160 kW), 350 Nm, 1-Gang-Automat, Heckantrieb, Akku 72,6 kWh netto, Ladeleistung AC/DC 11/220 kW.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,4 s, Spitze 185 km/h (lim.), Reichweite WLTP/Test 481/400 km.
Masse: L/B/H 4,64/1,89/1,61, Testwagen 2065 kg, Laderaum 527–1587 l plus Frunk 57 l.
Umwelt: WLTP/Test 16,7/18,2 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A.
Preise: Amplia 2WD ab 54'900 Fr., Testwagen inkl. Optionen 55'750 Fr., Basis (Origo 2WD, 170 PS, 384 km) ab 44'900 Fr.

Antrieb: 1 Elektromotor, 217 PS (160 kW), 350 Nm, 1-Gang-Automat, Heckantrieb, Akku 72,6 kWh netto, Ladeleistung AC/DC 11/220 kW.
Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,4 s, Spitze 185 km/h (lim.), Reichweite WLTP/Test 481/400 km.
Masse: L/B/H 4,64/1,89/1,61, Testwagen 2065 kg, Laderaum 527–1587 l plus Frunk 57 l.
Umwelt: WLTP/Test 16,7/18,2 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A.
Preise: Amplia 2WD ab 54'900 Fr., Testwagen inkl. Optionen 55'750 Fr., Basis (Origo 2WD, 170 PS, 384 km) ab 44'900 Fr.

Nur ein Motor, aber grosse Batterie mit 72,6 Kilowattstunden (kWh) und theoretisch 481 Kilometern Reichweite: Im Schnitt überzog der Ioniq mit 18,2 kWh auf 100 Kilometern die Werksangabe, aber die 300-Kilometer-Tour ins Elsass lag trotz viel Autobahn locker drin – wir rollten mit 80 Kilometern Rest ins Ziel. Bei Abfahrt acht Stunden später war der Akku am normalen 11-kW-Lader wieder voll.

Das Blick-Fazit

Cooles Design, viel Platz und die in seinem Segment den Massstab setzende 800-Volt-Technik: Der Ioniq 5 hat den Titel bei der Expertenwahl «Schweizer Auto des Jahres 2022» rundum verdient. Zumal man so viel mehr Auto als erwartet zum recht angemessenen Tarif bekommt. Schon die Basis ab 44'900 Franken dürfte bei Leistung und Reichweite den allermeisten Kunden genügen.

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