Linker Fuss auf die Bremse, rechter aufs Fahrpedal – und jetzt beide gleichzeitig voll durchtreten! Absurd? Nein: So versetzt man Audis neuen RS E-Tron GT in den Launch-Control-Modus. Ist dieser aktiviert, legt sich der flunderflache Elektro-Viertürer mit jedem PS, oder besser Kilowatt, maximal ins Zeug für optimale Beschleunigung.
Aber bitte nicht auf öffentlichen Strassen ausprobieren – die erste Testrunde mit Audis Stromer drehen wir auf der für uns abgesperrten Start-Landebahn des Flugplatzes in Buochs NW.
Scharfe Kanten statt Rundungen
Ab Mai wird Audis zweites Elektromodell nach dem SUV E-Tron in die Schweiz rollen. Technisch teilt sich das viertürige Coupé rund 40 Prozent der Teile mit Porsches Vorzeige-Stromer Taycan. Also gleiches Auto mit anderem Logo? Definitiv nicht! Eine einzige Gemeinsamkeit erspürt man im Interieur: Weil die im Unterboden platzierte Batterie wie beim Porsche unter den Vordersitzen ausgespart ist, gibts ebenfalls viel Platz für die Füsse der hinteren Passagiere.
In Optik und Interieur haben beide nichts miteinander zu tun. Wölbungen beim Porsche, scharfe Kanten in der Audi-Karosserie: Trotz typischen Frontelementen wie dem Sechseck-Grill schaut der Vierplätzer endlich mal wieder eigenständig aus zwischen all den anderen Audi-Modellen.
Interieur mit Wohlfühlfaktor
Innen macht der Taycan auf Hightech mit dünnem Display für die Instrumente und Sensorfeldern zum Bedienen. Audis GT ist dagegen – gemütlich; im besten Sinne. Sehr propere Materialien, weiche Oberflächen; optional gibts veganes Kunstleder. Im Audi-Flaggschiff A8 sitzt man bequemer, aber definitiv nicht edler. Statt dem Touchscreen für die Klimaanlage gibts wieder ganz normale Tasten – danke!
Zwei Motorisierungen kommen zum Marktstart: Im E-Tron GT Quattro leisten je ein Motor an Vorder- und Hinterachse zusammen 476 PS, im RS E-Tron GT – quasi die Sportversion zum definitiv nicht schwächlichen normalen GT – sinds 598 PS, die sich im Launch-Control-Modus auf 646 PS erhöhen: Beide Füsse voll auf die Pedalen, warten, bis eine Anzeige den Antrieb startklar meldet – und runter von der Bremse!
Antrieb GT Quattro: 2 E-Motoren, Leistung 476 PS (350 kW), 630 Nm bei 0/min, 2-Gang-Automat, Allrad. RS: 2 E-Motoren, Leistung 598 PS (440 kW), 830 Nm bei 0/min, 2-Gang-Automat, Allrad. Batterie 800 V, Kapazität 85 Kilowattstunden (kWh) netto, Reichweite 487 km (WLTP, GT Quattro)
Fahrleistungen GT: Quattro 0–100 km/h 4,1 s, Spitze 245 km/h. RS: 0–100 km/h 3,3 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 4,99/1,96/1,41 m, 2350 kg, Laderaum 405 (RS: 366) Liter
Umwelt Verbrauch Werk 19,9–21,6 kWh/100 km, 0 g CO2/km, Energie A
Preis ab 109'900 Fr. (RS: ab 149'400 Fr.)
Antrieb GT Quattro: 2 E-Motoren, Leistung 476 PS (350 kW), 630 Nm bei 0/min, 2-Gang-Automat, Allrad. RS: 2 E-Motoren, Leistung 598 PS (440 kW), 830 Nm bei 0/min, 2-Gang-Automat, Allrad. Batterie 800 V, Kapazität 85 Kilowattstunden (kWh) netto, Reichweite 487 km (WLTP, GT Quattro)
Fahrleistungen GT: Quattro 0–100 km/h 4,1 s, Spitze 245 km/h. RS: 0–100 km/h 3,3 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H 4,99/1,96/1,41 m, 2350 kg, Laderaum 405 (RS: 366) Liter
Umwelt Verbrauch Werk 19,9–21,6 kWh/100 km, 0 g CO2/km, Energie A
Preis ab 109'900 Fr. (RS: ab 149'400 Fr.)
Überfallartige Beschleunigung
Theoretisch nach 3,3 Sekunden, gefühlt aber augenblicklich, fetzt der RS auf Tempo 100 und dann weiter. Die Mundwinkel verziehen sich nach oben, die Augen drückts in die Höhlen und das Hirn pressts hinten an die Schädeldecke. Klar gibts schnellere Sportwagen. Aber bei denen bereitet uns der infernalische Klang eines V8- oder V12-Benziners vor auf das, was beim Durchtreten des Gaspedals folgt. Den E-Tron GT katapultiert es dagegen mit eher dezentem Rauschen nach vorne.
Rasend schnell kommt die rote Linie am Ende der Startbahn in Sicht. Jetzt voll in die Bremse – sonst rutscht man aufs offizielle Flughafengelände und das kostet 5000 Franken Busse. Aber mit Rekuperation und mechanischer Bremse gemeinsam steht der Audi so plötzlich, als hätte man einen Anker geworfen.
In 22,5 Minuten 80 Prozent geladen
Mal abgesehen von solchen Spielereien hat Audi den GT auch auf Effizienz getrimmt. Eine Wärmepumpe heizt den Innenraum statt Strom aus der Fahrbatterie. Mit 85 Kilowattstunden (kWh) nutzbarer Kapazität bietet sie theoretisch 487 Kilometer Reichweite (GT Quattro). Und weil sie gegenüber anderen Stromern mit doppelter Spannung von 800 Volt arbeitet, saugt sie an einem Schnelllader mit 270 Kilowatt Leistung innert fünf Minuten genug Strom für 100 Kilometer Reichweite.
Beim Slalom auf dem Flugfeld spürt man die rund 2,3 Tonnen Gewicht, aber weil die tiefe Batterie den Schwerpunkt nach unten drückt, fegt der GT flink um die Kurven. Die dreistufige Luftfederung gleicht auch üble Schlaglöcher aus. Vier Fahrmodi gibts, aber selbst im Sparmodus reicht die Leistung, um Erster beim Spurt an der Ampel zu sein. Gewöhnungssache: Im Gegensatz zur Konkurrenz rollt der Audi lieber aus, statt zu rekuperieren, wenn man den Fuss vom Gas nimmt.
Jetzt könnte man noch beim Preis mit Porsches Taycan vergleichen – aber das macht kaum Sinn, weil die Zielgruppe des Audi definitiv eine andere ist. Der kostet ab 109'900 Franken bzw. 149'400 Franken für den RS. Aber dank Optionenliste geht da noch einiges mehr.