Deutlich nach dem Volkswagen-Konzernbruder Porsche Taycan startet Audis E-Tron GT. Zwillinge? Jein: Unter Audi wie Porsche steckt die J1-Plattform, etwa 40 Prozent der Teile samt Akku und den – eines dieser Elektroauto-Worte, an die wir uns erst gewöhnen müssen – permanent erregten Synchronmotoren sind gleich.
Nur passt unser Titel-Wortspiel mit der permanenten Erregung auch sonst sehr gut zum E-Tron GT: Bis auf Frontscheibe und die Innenverkleidungen der A- und B-Fenstersäulen ist der Audi optisch eigenständig, und das ist gut so. Endlich mal wieder Mut zu einem ganz neuen Wurf! Selbst das Sounddesign soll eigen sein.
Tiefer gelegte Motorhaube
«Ich habe schon viele Autos für Audi gemacht, aber das hier ist das Schönste», sagt Designchef Marc Lichte (51) bei unserer Vorab-GT-Schau strahlend und streichelt über die Motorhaube – die am E-Tron GT tiefer liegt als die Kotflügel! Ein Teil der neuen Formensprache, die aerodynamische Kniffe betont. Die dienen der Reichweite des Allradlers: Mit dem 93 (netto 86) kWh grossen Akku soll der E-Tron GT Quattro 488, der RS E-Tron GT 472 Kilometer weit im WLTP kommen.
Zum Vergleich: Porsche Taycan als 4x4 bis 464 Kilometer. Das Audi-Plus kommt auch von verändertem Akku und Steuersoftware sowie der Wärmepumpe der Heizung. Weil PS im E-Auto nicht so entscheidend für Reichweite sind (hier mehr dazu), gibt es massig Power. Der Audi E-Tron GT hat 530 PS (390 kW) und 630 Nm. Der Audi RS E-Tron GT kommt sogar auf 646 PS (475 kW) und 830 Nm (wir geben hier jeweils die Boost-Maximalleistung an, weitere Daten in der Galerie).
Porsche kurvt, Audi gleitet
Auch ohne PS-Werte wie beim Taycan (bis zu 761 PS) reicht das natürlich, um irre schnell zu sein: 0 bis 100 km/h in 3,3 bzw. 4,1 Sekunden, Spitze 245 bzw. 250 km/h (je begrenzt). Wie das GT im Namen suggeriert, will der Audi eher der seidige Alltagsgleiter sein als der betonte Agilitätskünstler Taycan. Wie jener hat der Audi aber ebenfalls Luftfederungs-Verstellfahrwerk und auch Allradlenkung.
Ein Kind von Kurventraurigkeit wird der 2,3-Tönner also nicht sein (wie wir bei den ersten Prototypen-Fahrten feststellten), aber dennoch komfortabel. Mal die erste «richtige» Testfahrt abwarten, wie sich der Audi zum Porsche differenziert. Drinnen gelingt es ihm schon. Das Cockpit umschmeichelt die Insassen mehr und ist zum Fahrer geneigt. Kernstücke sind die beiden Screens mit 12,3 und 10,1 Zoll. Besonders stolz ist Audi auch auf die veganen Materialien im Innenraum, und selbstredend gibts alles, was es an modernster Assistenz eben alles gibt.
Fünf Laufmeter Luxus
Hinten freuen sich Passagiere über die pfiffigen Taycan-«Fussgaragen», um die Beine auszustrecken im stolze 4,99 Meter langen, aber nur 1,41 Meter flachen E-Tron GT. Gepäckraum: 405 Liter hinten, 81 Liter vorne. Eine Heckantriebs-Basis könnte folgen, falls die Stückzahlen es rechtfertigen. Ein Schnäppchen gegenüber dem Taycan (ab 100'300, mit Allrad ab 129'100 Fr.)? Nicht wirklich: Rollt der E-Tron GT Mitte Mai (Bestellstart Mitte Februar) an, kostet er ab 109'900 Franken.