Vor zehn Jahren wurden viertürige Coupés zu den neuen Traumautos. Echte Designerstücke, fetzig wie ein Sportwagen, edel wie eine Nobel-Limousine – Audi A7 oder Mercedes CLS verdrehten auch Nicht-Autofans die Köpfe. Doch inzwischen stehen die grossen Viertürer in der zweiten Reihe – hinter all den coolen, voll digitalisierten Stromern mit irren Beschleunigungswerten und Leinwand-grossen Mega-Displays. Noch immer hot – oder not? Wir stellten uns BMWs frisch überarbeitetes XL-Coupé mit vier Türen in die Testwagen-Garage.
Das ist neu
Seit 2018 gibts den aktuellen 8er als Coupé, ein Jahr später kamen auch Cabriolet und der Viertürer namens Gran Coupé dazu. Aufgefrischt wurden sie jetzt aufs Mal. Allzu viel ist BMWs Ingenieuren und Designern dazu nicht eingefallen: Zur neuen Front gibts das M-Sportpaket mit Badges, speziellen Sitzen und M-Lenkrad serienmässig; ausserdem einen grösseren Touchscreen mit 12,3 Zoll Diagonale. Und: Die Rippen im Frontgrill sind jetzt beleuchtet – solches Bling-Bling kennt man sonst ja eher von Elektroautos. Doch das wars – technisch bleibt alles beim alten.
Das gefällt uns
Aber ganz ehrlich: Was hätte man auch ernsthaft ändern müssen? Mehr Eleganz geht derzeit nicht bei BMW, unser viertüriger 840d xDrive Gran Coupé sieht noch immer atemberaubend aus. Gerade bei der Front langte BMW zuletzt heftig hin mit Riesen-Grill und grimmigen Scheinwerfern. Dagegen wirkt dieser Fünfplätzer zeitlos elegant, ohne zu protzen.
Motor 3.0-R6-Turbodiesel, 340 PS (250 kW) plus E-Motor 11 PS (8 kW), 700 Nm@1750–2250/min, 8-Gang-Automat, 48-Volt-Bordsystem, Allradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,0 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H = 5,08/1,93/1,41 m, 2183 kg, Kofferraum 440 l
Verbrauch Werk/Test 6,7/6,56 l/100 km, 174/ca. 170 g CO₂/km, Energie D
Preise Ab 133'600 Fr. (Basis: 3.0-R6-Turbobenziner, 333 PS (245 kW) ab 130'400 Fr.), Testwagen 170'250 Fr. (inklusive Optionen: Panorama-Glasdach, Standheizung, Laserlicht, adaptives Fahrwerk, Sonnenrollos, Parkassistent, Alcantara-Dachhimmel, u. a.)
Plus Dezent-edles Interieur, leise und komfortabel, flinke Fahreigenschaften, tiefer Verbrauch für diese Grösse
Minus Vergleichsweise beengtes Raumgefühl, wenig langstreckentaugliche Rücksitze
Motor 3.0-R6-Turbodiesel, 340 PS (250 kW) plus E-Motor 11 PS (8 kW), 700 Nm@1750–2250/min, 8-Gang-Automat, 48-Volt-Bordsystem, Allradantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,0 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H = 5,08/1,93/1,41 m, 2183 kg, Kofferraum 440 l
Verbrauch Werk/Test 6,7/6,56 l/100 km, 174/ca. 170 g CO₂/km, Energie D
Preise Ab 133'600 Fr. (Basis: 3.0-R6-Turbobenziner, 333 PS (245 kW) ab 130'400 Fr.), Testwagen 170'250 Fr. (inklusive Optionen: Panorama-Glasdach, Standheizung, Laserlicht, adaptives Fahrwerk, Sonnenrollos, Parkassistent, Alcantara-Dachhimmel, u. a.)
Plus Dezent-edles Interieur, leise und komfortabel, flinke Fahreigenschaften, tiefer Verbrauch für diese Grösse
Minus Vergleichsweise beengtes Raumgefühl, wenig langstreckentaugliche Rücksitze
Gilt auch im Interieur: Wo BMW 7er und die Konkurrenten Mercedes-S-Klasse und Audi A8 dick auftragen, bleibts im 8er dezent. Kein Glimmer, nur der Funktion folgende sympathische Formen. Selbst wenn man das Infotainment jetzt auch tatschen kann, bleibt BMWs iDrive-Bediensystem mit Dreh-Drück-Rad topp, weil man immer die Augen auf der Strasse halten kann. Und wer noch Tasten einbaut für die Klimaregelung, sammelt beim Tester weitere Sympathiepunkte. Klasse, aber auch absurd: Das optionale Laserlicht brennt 600 Meter weit, obwohl unser Auge da schon passen muss beim Scharfsehen.
Das gefällt uns weniger
Der Glaskristall auf dem Automatik-Wählhebel ist ein bisschen zu viel – und wie der LED-glühende Frontgrill Geschmackssache. Aber: So ein riesiges Auto, doch man hat das Gefühl, ständig den Kopf einziehen zu müssen, um unters flache Dach zu passen. Dabei gibts faktisch üppige Knie- und Beinfreiheit und man stösst nie mit dem Scheitel an. Trotzdem wirkts beengt unterm edlen Alcantara-Himmel. Und für Langstrecken sind die Rücksitze je nach Körperproportionen nicht so recht komfortabel, weil die Sitzfläche stark nach hinten geneigt ist.
Und so fährt er
Ein Diesel – haben wir ja lange nicht gehabt! Typisch BMW, mit sechs Zylindern in einer Reihe, drei Litern Hubraum und 340 PS. Wie früher? Nein, weil ein 11-PS-Elektromotor samt 48-Volt-System beim Spurten mit anschiebt und beim Bremsen Strom zurückgewinnt. Alles so flüsterleise weggedämmt, dass nur der dieseltypisch bei 5000 Touren gekappte Drehzahlmesser den Selbstzünder verrät. Wohl der Gipfel der schon 125-jährigen und zum Aus verurteilten Technik: Unbändiger Antritt, Laufruhe und Leistung satt. Das entspannende Interieur zähmt auch den Fahrer samt Gasfuss.
Merkt man an der Zapfsäule – weil 6,56 l/100 Testverbrauch bei dieser Leistung überraschen. Wer viel mehr als die Schweiz-typisch mickrigen 14'000 Kilometer im Jahr fährt, ist mit dem XL-8er gut unterwegs. Und flink. Denn das 5,08-Meter-Schiff fegt dank Allrad und in Kurven einzeln angesteuerten Hinterrädern derart um die Kurven, dass man sich wie im viel kleineren 3er fühlt.
Blick-Fazit
Stromer blenden mit mehr sichtbarer High-Tech, Luxuslimousinen à la BMW 7er mit mehr Prunk. Der 8er dagegen begeistert mit Understatement und klassischem Stil. Quasi ein Gipfel der aktuellen Auto-Ära, bevor endgültig der Strom das Zepter übernimmt. Aber: 170'250 Franken inklusive Optionen und einem Motor, den es für exakt die Hälfte auch im Mittelklässler 3er gäbe, sind eher wenig bescheiden.