So fährt sich der Nio ET5
Neue Gefahr für Tesla

Chinesische Marken drängen nach Europa: Jetzt kommt Nio mit dem neuen ET5, der Audi und BMW ebenso angreifen soll wie den Elektro-Primus Tesla. Sein Design wirkt gefällig, aber passt auch die Technik?
Publiziert: 09.05.2023 um 16:42 Uhr
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Nio präsentiert den ET5, ein Elektrofahrzeug, mit dem sich der chinesische Hersteller selbstbewusst im Premiumsegment der Mittelklasse sieht.
Foto: Nio
Stefan Grundhoff

Mehr als die anderen China-Automarken bekennt sich Nio selbstbewusst zum sogenannten Premiumsegment und geht auf Konfrontationskurs mit dem deutschen Edel-Trio Audi, BMW und Mercedes sowie weiteren Wettbewerbern wie Tesla oder Polestar. Der neuen Mittelklasse-Limousine ET5 sieht man das geradezu an – sie zielt schon optisch voll aufs Model 3 von Tesla. Der Viertürer wirkt gefällig und bietet Fahrleistungen, die bei den allermeisten Kunden kaum Wünsche offenlassen dürften. Bloss gibts bei dem 4,80-Meter-Stromer kaum eine Wahl, denn neben neun Aussen- und vier Innenfarben lässt sich nichts variieren.

Obligatorisch wird der ET5 von zwei Elektromotoren angetrieben, die imposante 480 PS (360 kW) und ein maximales Drehmoment von 700 Newtonmeter an alle vier Räder schicken. Aus dem Stand schafft der Wagen den Spurt auf Tempo 100 in vier Sekunden, trotz eines Leergewichts von 2140 Kilogramm. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 200 km/h abgeregelt. Wenig überraschend, schiebt der ET5 mächtig an.

Bissig, aber dennoch komfortabel

Doch wie viel Dampf spürbar wird, hängt stark vom jeweiligen Fahrprogramm ab. Bissig wird es in den beiden Sportmodi – ansonsten geht es zaghafter, aber kaum weniger nachdrücklich zu. Das Fahrwerk ist dabei vergleichsweise komfortabel und an die Lenkung muss man sich gewöhnen, denn die Rückmeldung ist im Vergleich zu so manchem Konkurrenten deutlich künstlicher: Man vermisst den direkten Kontakt zur Fahrbahn. Angenehm hingegen auch bei höheren Geschwindigkeiten sind die geringen Windgeräusche.

Der Innenraum ist grosszügig, wirkt edel und gut verarbeitet. Für eine aktuelle Neuheit dürften das 12,8-Zoll-Zentraldisplay als auch die 10,2-Zoll-Instrumente hinter dem Lenkrad grösser sein. Die Kunstleder-bezogenen Sitze mit etwas zu hoher Sitzposition sind bequem, aber nicht ganz so edel wie bei der Konkurrenz; Türtafeln und Armaturenbrett wirken nüchtern, geradezu skandinavisch kühl, während das serienmässige Panoramadach viel Licht ins Innere bringt. Echtledersitze? Fehlanzeige, ebenso wie beim Head-up-Display. Das geht in dieser Fahrzeugliga eigentlich nicht.

Auch im ET5 dabei: der freundliche Bedienassistent Nomi Mate auf der Armaturentafel. Per künstlicher Intelligenz unterstützt er den Fahrer, und wenn sein aufdringliches Lächeln nervt, kann man auf die optisch wie sprachlich zahmere Version namens Nomi Halo für konservativere Kunden umschalten. Das Ladevolumen liegt bei überschaubaren 386 Litern – nicht viel, aber allemal ausreichend.

Batteriekapazität glänzt – die Ladeleistung eher weniger

Erhältlich ist der ET5 mit zwei verschiedenen Batterien. Die kleinere hat eine Kapazität von 75 Kilowattstunden (kWh) und soll eine Reichweite von 456 Kilometer ermöglichen. Die grössere ist 100 kWh gross und lässt 590 Kilometer zu bis zum nächsten Ladestopp. Einziges Manko: Die Ladeleistung von maximal 140 Kilowatt (kW), die für ein frisches Modell einige Wünsche offen lässt. Zum Vergleich: BMWs i4 lädt mit 195 kW, Teslas Model 3 und Model Y schaffen bis zu 250 kW. Immerhin plant Nio alternativ zum Laden ein Batterie-Tauschsystem. Erste Stationen gibts schon in Deutschland.

Noch gibts Nio allerdings nicht in der Schweiz – 2025 solls so weit sein. Deshalb gibts noch keine definitiven Preise. Blick rechnet mit ab rund 65'000 Franken für den ET5 mit kleiner Batterie. Die meisten Kunden dürften sich aber für den grösseren Akku interessieren, der wohl etwas mehr als 75'000 Franken kosten dürfte.


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