Kaum eine Marke hat in Europa einen derartigen Umbruch hinter sich wie Ford. Im Jahr 2018 standen 18 Modelle am Start, vom kleinen Ka bis zum grossen Nutzfahrzeug. «Alle zuverlässig und vernünftig», sagt Ford-Chefdesigner Amko Leenarts: «Und zum Fürchten langweilig. Eine ganze Flotte grauer Autos.» So tönt eine schonungslose Selbstanalyse.
Nach dieser Erkenntnis wurde aufgeräumt, dass es einem angst und bange um Ford werden konnte: Die Limousine Mondeo, die Vans S-Max und Galaxy und zuletzt die jahrzehntelangen Bestseller Fiesta und Focus – alle eingestellt. Statt einleuchtender Neuheiten füllten Nischenmodelle wie ein Plug-in-Hybrid-SUV à la USA oder der Offroader Bronco die Lücken. Allein die SUVs Puma und Kuga und der elektrische Mustang Mach-E hielten die Ford-Pflaume noch frisch – und die unüberschaubare Transporter-Palette, die seit Jahren den Markt anführt. Gereicht hats nicht: Im Werk in Köln-Niehl (D) musste deutlich Personal abgebaut werden.
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Kooperation statt Abgucken
Ein Hoffnungsschimmer blieb immerhin: Die im Jahr 2019 am Genfer Autosalon verkündete Kooperation mit Volkswagen. Ford-Stromer für alle auf VWs Elektroplattform MEB, lautete das Versprechen. Jetzt wirds mit dem neuen Explorer eingelöst. Unter der Hülle des kompakten SUVs steckt die Technik von VWs ID.4, die in gemeinsamer Detailarbeit optimiert, dann von Ford eigenständig verpackt und mit pfiffigen Ideen aufgehübscht wurde.
Natürlich erkennt man in den Proportionen den VW, aber dank zackigen Tagfahrlichts und aufrechter Front schaut man den Explorer fast lieber an als den Zwilling. Instrumentendisplay und Getriebewahlhebel kennt man ebenfalls. Aber bei der Interieurpolitur hat sich Ford noch mehr Mühe gegeben, das Hartplastik zu tarnen. Deutlichster Unterschied ist der Touchscreen im Hochformat, der sich im Winkel verstellen lässt und flach als Sicherheitsdeckel Wertsachen im darunterliegenden Staufach vor neugierigen Blicken schützt.
Der Explorer musste verschoben werden
Zum Start kommen zwei Versionen mit Hinterradantrieb und 286 PS (210 kW) ab 51'400 Franken und mit 4x4 und 340 PS (250 kW) ab 54'350 Franken. Eine Basisversion ab 41'000 Franken folgt erst zum Jahresende. Entstanden sind sie in echter Teamarbeit mit der VW-Entwicklung, betont Ulrich Kösters, der Fords Elektroprogramm für Europa vorantreibt: «Beide Seiten profitieren von der Kooperation.» Weil die Explorer-Batterie zunächst nicht Fords Erwartungen entsprach, verschob man die Lancierung des Stromers um mehr als ein halbes Jahr.
Antrieb 2 Elektromotoren, 340 PS (250 kW), 134 und 545 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Akku 79 kWh netto, Laden AC/DC 11/185 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,3 s, Spitze 180 km/h, Reichweite WLTP 516–566 km
Masse L/B/H 4,47/1,95/1,63 m, Gewicht 2167 kg, Laderaum 427–1422 l
Umwelt WLTP 15,7–17,0 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preis ab 54'350 Franken, Basis (erst ab Ende 2024) Hinterradantrieb, 170 PS (125 kW) ab 41'000 Franken
Antrieb 2 Elektromotoren, 340 PS (250 kW), 134 und 545 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Akku 79 kWh netto, Laden AC/DC 11/185 kW
Fahrleistungen 0–100 km/h in 5,3 s, Spitze 180 km/h, Reichweite WLTP 516–566 km
Masse L/B/H 4,47/1,95/1,63 m, Gewicht 2167 kg, Laderaum 427–1422 l
Umwelt WLTP 15,7–17,0 kWh/100 km, 0 g/km CO₂ lokal, Energieklasse A
Preis ab 54'350 Franken, Basis (erst ab Ende 2024) Hinterradantrieb, 170 PS (125 kW) ab 41'000 Franken
Ganz ungetrübt lief das Teamwork indes nicht ab: Noch im Januar 2023 dachte man in Fords US-Hauptquartier laut darüber nach, ob man diese Zusammenarbeit wirklich brauche. Doch VW-CEO Oliver Blume beeilte sich, gemeinsam mit Ford-Boss Jim Farley im Mai eine Ausweitung anzukündigen. Schliesslich gabs bereits erste Erfolge zu verzeichnen wie die Modellzwillinge VW Amarok und Ford Ranger oder die Zusammenarbeit bei der Entwicklung des neuen VW-Transporters.
Ford setzt voll auf Strom
Und wie gehts weiter? Mit zwei weiteren Stromern: Einem elektrischen Puma, der trotz seiner Verbrenner-Basis im Kofferraum-Tiefgeschoss Platz für Batteriemodule hätte. Und einem weiteren E-Modell, das in Kürze bestätigt werden soll. Parallel entwickelt Ford auch eine eigene Elektroplattform, die einen Nachfolger des Mustang Mach-E tragen dürfte. «Wir arbeiten kontinuierlich mit VW zusammen», sagt Kösters.
Auch beim kommenden Günstigstromer VW ID.2? «Wir sprechen über alles Mögliche.» Kösters grinst und darf nicht mehr sagen. Ganz über den Berg scheint Ford noch nicht: Obwohl Köln als Elektrowerk für Europa gesetzt ist, sollen dort weitere Stellen wegfallen. Aber es gibt wieder einen Plan.