Auf einen Blick
Nach Jahren des Booms erlebt die E-Mobilität derzeit eine Schwäche-Phase: In grossen Märkten wie Deutschland geht das Interesse an E-Autos spürbar zurück – auch in der Schweiz konnten die Verkäufe 2024 bisher nur noch wenig zulegen. Ein Grundproblem der E-Mobilität: Im Land der Mieter haben immer noch zu wenige Personen eine Lademöglichkeit in der heimischen Garage. Ohne sie wollen sich viele aber nicht auf ein Elektroauto einlassen.
Hinzu kommt: Die meisten bisherigen Stromer auf dem Markt sind zumeist in höheren Preisklassen jenseits der 40'000 Franken angesiedelt. Günstige Modelle für deutlich unter 30'000 Franken fehlen – bis jetzt. Denn nach einigen Billigst-Kleinwagen werden in den nächsten Monaten neue Günstig-Stromer aus Europa auf den Markt kommen, die auch Preis-sensiblere Kundinnen und Kunden ansprechen sollen. Nachfolgend stellen wir die vielversprechendsten neuen Modelle vor.
Alfa Junior
Die Geschichte des Junior beginnt mit einem italienischen Drama: Ursprünglich sollte Alfas kleiner Stromer nämlich Milano heissen. Doch Italiens Wirtschaftsminister protestierte: Da das Auto in Polen produziert wird, sei der Name eine Täuschung am Kunden – und gegen geltendes Gesetz. Alfa blieb gelassen – und benennt den Milano kurzerhand in Junior um. Ein Billig-Stromer wird er allerdings nicht werden: Schon die 136 PS (100 kW) starke Mildhybrid-Einstiegsversion Ibrida dürfte bei rund 30'000, der rein elektrische Junior Elletrica mit 156-PS-Frontantrieb (115 kW) bei mindestens 35'000 Franken beginnen. Die in Aussicht gestellte 4x4-Topversion Veloce mit 240 PS (176 kW) dürfte die 50'000-Franken-Marke knacken. Die Launch-Edition Speciale mit 54-kWh-Batterie (410 WLTP-Km) soll noch im Sommer zu den Händlern rollen.
Citroën ë-C3
Dass günstige E-Autos nicht zwangsläufig «Made in China» sein müssen, will Citroën mit der Neuauflage des Kleinwagens C3 beweisen – dem meistverkauften Modell der Neuzeit. Wie einst der legendäre Döschwo die Massen mobilisierte, soll nun der neue ë-C3 elektrisches Fahren für alle erschwinglich machen: Schon ab unter 25'000 Franken gibts einen vollwertigen Stromer mit über 300 Kilometer Reichweite (Akku: 44 kWh). Leistung im Überfluss? Fehlanzeige. 113 PS (83 kW) an der Vorderachse reichen dennoch für flotte Ampelstarts und 135 km/h Autobahn-Spitze. Das geschmeidige Komfortfahrwerk, ein modernes Infotainment und gute Verarbeitung machen den C3 zum preiswerten Euro-Stromer, der ab September beim Händler steht. Der ebenfalls überzeugende Dreizylinder-Benziner mit 101 PS (74 kW) und Schaltgetriebe startet sogar schon ab 15'690 Franken.
Dacia Spring
Das aktuell günstigste Elektroauto einer europäischen Marke wird in China gebaut – sonst liesse sich der Preis des Dacia Spring kaum realisieren. Ab 15'000 Franken bekommen Kunden den 45 PS (33 kW) schwachen Einstiegsstromer «Expression» mit knapp 200 Kilometer Reichweite (Akku: 26,7 kWh); die stärkere (65 PS/48 kW) und besser ausgestattete Version «Extreme» startet ab 20'790 Franken. Der 3,73 Meter kurze Mini-Stromer punktet im Innenraum mit guter Verarbeitung, bequemen Sitzen und solidem Infotainment samt TomTom-Navigation. Die ersten Auslieferungen des überarbeiteten Dacia Spring sollen noch im Sommer erfolgen.
Hyundai Inster
Nachdem sich Hyundai zu Spekulationen rund um einen neuen elektrischen Kleinwagen lange bedeckt gehalten hatte, gibts jetzt erste offizielle Infos. Hyundais neuer Einstiegsstromer wird demnach nicht wie bisher angenommen Casper, sondern Inster heissen und Ende Juni offiziell enthüllt. Der Stromer im A-Segment soll ersten Bildern zufolge Designelemente der grösseren Modelle Kona und Ioniq 5 aufnehmen – etwa markante LED-Tagfahrlichter oder die Pixel-Grafiken am Heck. Die maximale Reichweite soll 355 Kilometer betragen und der Preis zum Marktstart (wohl 2025) bei knapp über 20'000 Franken beginnen.
JAC e-JS1
Seit letztem Herbst und seiner Premiere an der Auto Zürich ist der chinesische Mini-Stromer JAC e-JS1 offiziell das günstigste E-Auto der Schweiz. Ab 17'689 Franken bietet der 3,65 Meter kurze und nur knapp 1200 Kilo schwere Elektro-Kleinwagen, der wie der Kompakt-SUV e-JS4 von Auto Kunz in die Schweiz importiert wird, rund 300 Kilometer Reichweite. Mit 61 PS (45 kW) und 150 Nm wird der e-JS1 zwar nicht zum Ampelsprinter, doch um im Stadtverkehr mitzuschwimmen, reicht die Power allemal aus. Für Langstrecken ist der Chinese ohnehin kaum geeignet: Bis die 31,4-kWh-Batterie am DC-Schnelllader (max. 25 kW) von 30 auf 80 Prozent gefüllt ist, dauerts geschlagene 40 Minuten.
Lancia Ypsilon
Lancia ist zurück! Mit der Neuauflage des kompakten Ypsilon will die italienische Traditionsmarke in Europa wieder durchstarten. Los gehts bereits im Spätsommer – zuerst aber nur auf dem Heimatmarkt. Die rein elektrische Version des 4,08 Meter kurzen Kleinwagens mit 156 PS (115 kW) starkem Frontmotor und 54-kWh-Akku (Reichweite rund 400 km) kostet mit rund 34'000 Euro allerdings rund das Doppelte im Vergleich zum bisherigen Benziner. Mit staatlichen Zuschüssen und Elektro-Boni von Lancias Mutterkonzern Stellantis reduzieren sich die Kosten aber auf 22'900 Euro. Der später folgende Mildhybrid-Benziner mit 100 PS (74 kW) dürfte nochmals 2000 Euro günstiger werden. In der Schweiz wird der neue Elektro-Ypsilon erst 2025 starten. Preise? Wohl jenseits der 30'000 Franken.
Renault R5
Der R5 ist eine automobile Ikone: Der «kleine Freund», wie ihn Renault einst in der Werbung taufte, rollte von 1972 bis 1996 über neun Millionen Mal vom Band und mobilisierte ganze Generationen. Als E-Tech Electric soll der R5 nun auch rein elektrisches Fahren für die breite Masse erschwinglich machen. Die Topversion mit 52-kWh-Akku und Reichweiten von bis zu 410 Kilometern ist ab 32'500 Franken bereits bestellbar und wird ab Herbst ausgeliefert. Anfang 2025 legt Renault weitere Varianten mit kleinerer 40-kWh-Batterie (95 oder 122 PS, Reichweite bis 300 km) nach – in der Basis gehts dann bereits ab 24'900 Franken los.
Skoda Epiq
Elektrische Einstiegsmodelle sind im VW-Konzern bisher Fehlanzeige. Das soll sich nächstes Jahr ändern: Neben dem VW ID.2 (siehe unten) rollt auch Budgetmarke Skoda einen kleinen bezahlbaren Stromer an den Start. Der Epiq genannte Mini-SUV soll auf 4,10 Metern Länge Platz für bis zu fünf Personen und fast 500 Liter Laderaum bieten. Die elektrische Reichweite des 136 bis 204 PS (100 bis 150 kW) starken Crossovers soll bei rund 400 Kilometern liegen. Echter Fortschritt: Dank der Fähigkeit zum bidirektionalen Laden lässt sich der Epiq als Stromspeicher ins häusliche Stromnetz integrieren. Skoda peilt einen Einstiegspreis von unter 25'000 Franken an.
VW ID.2
Bereits im März 2023 stellte VW die Studie ID.2all vor. Die Serienversion des chic gezeichneten E-Kleinwagens in Polo-Grösse sollte aber erst Ende 2025 offiziell enthüllt werden. Doch die wachsende Konkurrenz aus Europa und Fernost zwingt VW scheinbar dazu, endlich Gas bei der E-Mobilität zu geben: Laut neuesten Medienberichten soll die Weltpremiere des ID.2 noch dieses Jahr erfolgen. Der wohl rund 4,05 Meter kurze Mini-Stromer soll mit zwei Batteriegrössen (38 oder 56 kWh) und einer maximalen Reichweite von 450 Kilometern kommen und bei rund 25'000 Franken starten. 2026 sollen ein zugehöriger SUV nach Vorbild des Skoda Epiq und ein noch kleinerer Stromer im 20'000-Franken-Segment folgen.