Die 10 Könige der Langstrecke
Das sind die Reichweiten-Champions

Moderne Elektroautos surren Hunderte Kilometer weit, ohne geladen werden zu müssen. Einige können es heute punkto Reichweite schon locker mit klassischen Verbrennern aufnehmen. Unsere Übersicht zeigt, welche zehn E-Autos am weitesten stromern.
Publiziert: 09.05.2024 um 20:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2024 um 20:04 Uhr
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Da steckte die E-Mobilität noch in den Kinderschuhen: 2011 brachte Nissan mit dem Leaf das erste E-Grossserienauto nach Europa und in die Schweiz. Mehr als 160 Kilometer Reichweite lagen aber nicht drin.
Foto: Blick
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Enthusiasten erinnern sich noch an den Nissan Leaf, der 2011 als erstes E-Auto eines namhaften Herstellers in Grossserie ging. Nissan gab die mögliche Reichweite mit knapp 160 Kilometern an – auf grosse Reisen trauten sich damals wohl nur die wenigsten Besitzer. Heute sieht das anders aus: Selbst Kleinwagen (auch interessant: Die 10 günstigsten E-Autos der Schweiz) schaffen schon mehr als 400 Kilometer, teurere Modelle können es punkto Reichweite mittlerweile mit ihren Verbrenner-Pendants aufnehmen – zumindest auf dem Papier.

Denn in der Praxis schwanken die Reichweiten enorm – beeinflusst von Temperatur, Fahrstil und Strecke. Doch selbst in einer Modellreihe hängt die theoretisch mögliche Reichweite stark vom individuellen Modell ab: Häufig kann zwischen einem oder zwei E-Motoren und einer grösseren und kleineren Batterie gewählt werden. Selbst die Felgengrösse kann enormen Einfluss auf die Reichweite haben. Wir haben uns durch die Kataloge geblättert und die zehn Elektro-Modelle mit der grössten Reichweite ermittelt.

Hyundai Ioniq 6 – bis zu 614 Kilometer

Das futuristische Design erinnert an ein Ufo, hat aber einen irdischen Grund: Je stromlinienförmiger ein E-Auto, desto grösser seine Reichweite. Im Falle des Ioniq 6 sorgt der tiefe cW-Luftwiderstandswert von 0,21 im besten Fall für eine Normreichweite von 614 Kilometern. Dazu muss der Ioniq 6 mit grosser 77,4-kWh-Batterie und Heckantrieb (229 PS) sowie 18-Zoll-Felgen geordert werden. Sein Preis in günstigerer «Amplia»-Ausstattung beginnt bei 56'900 Franken. Dank moderner 800-Volt-Technik lädt Hyundais Raumschiff auch rasant: Mit maximal 240 kW ist der Akku in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt.

VW ID.7 – bis zu 621 Kilometer

Auf eine besonders ausgeklügelte Aerodynamik (cW: 0,23) setzt auch VWs neues Elektro-Flaggschiff ID.7, das aber nicht nur punkto Reichweite, sondern auch bei Qualität und Materialanmutung vieles besser machen soll als die bisher lancierten ID-Modelle. Im besten Fall stromert der fast fünf Meter lange ID.7 mit 77-kWh-Batterie und Heckantrieb (286 PS) 621 Kilometer weit. Preislich gehts bei 68'800 Franken los. Geladen wird mit maximal 170 kW am DC-Schnelllader: Von 5 auf 80 Prozent dauerts dann 28 Minuten. Als inoffizieller Passat-Nachfolger startet der ID.7 im Herbst auch als Kombiversion Tourer.

BMW iX – bis zu 633 Kilometer

Foto: UWE FISCHER

Mit dem 2013 lancierten City-Stromer i3 spielte BMW früh in der modernen Elektro-Liga mit. Doch erst 2021 legten die Münchner mit dem iX gegen die erstarkte Oberklasse-Konkurrenz nach. Das Design mit BMWs typischer Riesen-Niere polarisiert, macht den Mega-SUV aber äusserst windschlüpfig (cW: 0,25) und sorgt im Falle der Version xDrive50 (4x4, 523 PS) mit grosser 108,8-kWh-Batterie für bestenfalls 633 Kilometer Reichweite. Mit maximal 195 kW am DC-Schnelllader sind die Akkus in 35 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Doch das bayrische Elektro-Flaggschiff hat auch seinen Preis, der beim xDrive50 bei 121'800 Franken beginnt.

Was ist WLTP?

Die Worldwide Harmonized Light-Duty Test Procedure (WLTP) ist ein Prüfverfahren für Treibstoffverbrauch und Emissionen, das im Auftrag der EU-Kommission entwickelt wurde und seit 2017 in Kraft ist. Das verpflichtende Verfahren ist die Grundlage der Typgenehmigung von neuen Personenwagen in der EU sowie der Schweiz und soll realitätsnahe Werte liefern.

Die CO₂-Emissionen werden mittels «Real Drive Emissions»-Tests (RDE) unter realen Bedingungen gemessen. In diesem Test werden Autos zwischen 90 und 120 Minuten lang innerorts, ausserorts und auf der Autobahn gefahren. Durch dieses Verfahren ist es Autoherstellern unmöglich, die Resultate zu beeinflussen, und die Konsumenten erhalten realistischere Werte zu Verbrauch und Emissionen als noch im alten NEFZ-Testverfahren.

Die Worldwide Harmonized Light-Duty Test Procedure (WLTP) ist ein Prüfverfahren für Treibstoffverbrauch und Emissionen, das im Auftrag der EU-Kommission entwickelt wurde und seit 2017 in Kraft ist. Das verpflichtende Verfahren ist die Grundlage der Typgenehmigung von neuen Personenwagen in der EU sowie der Schweiz und soll realitätsnahe Werte liefern.

Die CO₂-Emissionen werden mittels «Real Drive Emissions»-Tests (RDE) unter realen Bedingungen gemessen. In diesem Test werden Autos zwischen 90 und 120 Minuten lang innerorts, ausserorts und auf der Autobahn gefahren. Durch dieses Verfahren ist es Autoherstellern unmöglich, die Resultate zu beeinflussen, und die Konsumenten erhalten realistischere Werte zu Verbrauch und Emissionen als noch im alten NEFZ-Testverfahren.

Tesla Model S – bis zu 634 Kilometer

Teslas Oberklasse-Limousine Model S kann zu Recht als Wegbereiter der modernen E-Mobilität bezeichnet werden. Und auch elf Jahre nach der Schweizer Markteinführung gehört das Tesla-Flaggschiff noch lange nicht zum alten Elektro-Eisen: Mit grossem 95-kWh-Akku und 4x4 (670 PS) stromert das Model S bestenfalls bis zu 634 Kilometer weit und kann auf Langstrecken auf das breite Supercharger-Ladenetzwerk des US-Pioniers zurückgreifen. Dort wird in 15 Minuten mit maximal 250 kW Strom für weitere 322 Kilometer gezapft. Der Preis des 2022 überarbeiteten E-Pioniers startet bei 84'990 Franken.

Polestar 2 – bis zu 655 Kilometer

Foto: Kai Grossmann Photography

Volvos Ex-Sportmarke, die Anfang Jahr an Volvos chinesischen Mutterkonzern Geely verkauft wurde, brachte 2020 mit dem Polestar 2 einen direkten Konkurrenten zu Teslas Model 3 auf den Markt. Statt auf kühl-reduziertes Tech-Flair setzt der 2er innen auf nordische Noblesse und überholte den US-Stromer mit der Überarbeitung letzten Herbst bei der Reichweite: Mit grossem 82-kWh-Akku und Heckantrieb (299 PS) stromert der China-Schwede neu bis zu 655 Kilometer weit und startet preislich bei 55'900 Franken – 5000 Franken mehr als das Model 3 (4x4, bis zu 629 km Reichweite). Geladen wird mit maximal 205 kW in 28 Minuten von 10 auf 80 Prozent.

Porsche Taycan – bis zu 678 Kilometer

Dass auch ein Sportwagenbauer wie Porsche mit der Zeit gehen kann, wurde 2019 mit der Lancierung des Taycan klar. Auch nach der jüngsten Überarbeitung stromert die Sportlimousine in der obersten Liga der Elektro-Geschosse und lässt mit sagenhaften Leistungs- und Sprintwerten (435 bis 1034 PS, 0–100 km/h in 2,2 bis 4,8 s) jeden Boxer-Klang vergessen. Die Allradversion 4S mit 98-kWh-Akku schafft eine maximale Reichweite von 678 Kilometern und lädt mit einem Bestwert von 320 kW von 10 auf 80 Prozent in nur 18 Minuten. Doch auch der Preis des reichweitenstarken Super-Stromers ab 136'700 Franken schwingt oben aus.

Peugeot e-3008 – bis zu 700 Kilometer

Foto: Tibo - The Good Click

Nach Jahren des immer gleichen Elektro-Einheitsbreis läutet Peugeots e-3008 eine neue Ära im Stellantis-Konzern ein. Nicht nur gibts endlich konkurrenzfähige Antriebe mit bis zu 326 PS und sogar 4x4, sondern auch reichweitentaugliche Batterien. Mit dem grösseren 98-kWh-Paket (sonst 73 kWh) und Frontantrieb (231 PS) soll der Elektro-Crossover bis zu 700 Kilometer weit stromern – Rang 4 in unserer Übersicht. Doch das grosse Aber folgt: Bis Long-Range- und 4x4-Version auf den Markt kommen, dauerts noch bis Anfang 2025. Vorerst gibts den e-3008 nur mit 210-PS-Frontantrieb und 73-kWh-Batterie (Reichweite bis 545 km) ab 50'500 Franken.

Fisker Ocean – bis zu 707 Kilometer

Mit seinem ersten Unternehmen und dem futuristischen Plug-in-Hybrid-Sportwagen Karma scheiterte Stardesigner Henrik Fisker (60). Doch der Däne mit Wohnsitz in Los Angeles (USA) gab nicht auf, gründete das nächste Start-up und bietet seit letztem Herbst den Elektro-SUV Ocean auch in Europa an. Bei der Topversion Extreme ist der Name Programm: Mit zwei E-Motoren (564 PS) und 106-kWh-Batterie liegen theoretisch bis zu 707 Kilometer drin. Demgegenüber steht ein Preis ab 65'900 Franken. Fisker bietet den Ocean Extreme aktuell allerdings auf seiner Website zum Teil stark vergünstigt für unter 50'000 Franken an. Der Grund: Fisker hat arge Finanzprobleme, der Nettoverlust allein im vergangenen Quartal 2023 betrug 463 Millionen Dollar! Wenn kein Wunder geschieht, droht Fisker schon bald das erneute Aus.

Mercedes EQS – bis zu 820 Kilometer

Foto: Mercedes-Benz AG

Mit der elektrischen Luxuslimousine EQS setzte Mercedes vor zwei Jahren ein fettes Ausrufezeichen in der Stromer-Liga: Kein Auto war aerodynamischer (cW: 0,20), keines erzielte eine höhere Normreichweite (bis zu 780 km). Doch vielen Kunden war der EQS zu wenig imageträchtig und nicht komfortabel genug, weshalb die Schwaben jetzt nachlegen: Eine nachgebesserte Optik und ein luxuriöseres Interieur sollen den Elektro-Kreuzer auf S-Klasse-Niveau heben. Ganz nebenbei surrt der EQS 450+ mit Heckantrieb (360 PS) und grösserer 108,4-kWh-Batterie neu bis zu 820 Kilometer weit. Selbst die Allradversion 450 4matic soll noch 800 Kilometer schaffen. Die Preise des EQS starten bei 136'104 Franken.

Lucid Air – bis zu 839 Kilometer

Lucid Motors dürfte vielen Europäern (noch) kein Begriff sein. Dabei beeindruckt das seit kurzem erhältliche Erstlingswerk des US-Start-ups in allen Belangen. Die fast fünf Meter lange Luxuslimousine Air mit Heck- oder Allradantrieb und 442 bis 830 PS Systemleistung stromert selbst in der Version mit kleinerem 92-kWh-Akku über 700 Kilometer weit. Das Topmodell Air Grand Touring mit 112-kWh-Batterie knackt in Tests gar die 800-Kilometer-Marke und stromert maximal 839 Kilometer – weiter als jedes andere E-Auto auf dem Markt! Darüber hinaus lädt der Lucid Air dank 900-Volt-Technik mit bis zu 300 kW am DC-Schnelllader und tankt in nur 15 Minuten Strom für weitere 400 Kilometer. Und da Lucid die Preise seiner Luxus-Stromer kürzlich massiv gesenkt hat, startet der Reichweitenkönig ab inzwischen konkurrenzfähigen 135'000 Franken.

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