Fords ambitionierte Zukunftspläne
Von der grauen Maus zum American Way

Ford will sich wieder vermehrt auf seine amerikanische Herkunft besinnen. Entsprechend will die Marke in Europa breitbeiniger und selbstbewusster auftreten – mit US-Modellen wie SUVs und Pick-ups, aber elektrisch.
Publiziert: 15.01.2023 um 15:35 Uhr
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Seit diesem Jahr ist Christian Weingärtner Ford-Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und die Schweiz.
Foto: Peter Nitsch
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

So ehrliche Worte hören wir selten von einem Autohersteller. «Ford ist in Europa eine graue Maus unter den Automarken», gibt Christian Weingärtner (40), Geschäftsführer Ford Deutschland, Österreich und Schweiz, offen zu. Und ergänzt: «Wir sind zwar immer etwas günstiger, aber auch austauschbar.»

Um dieses Image zu ändern, setzt Ford rigoros den Rotstift an. Langweilige und austauschbare Modelle verschwinden. Nach der Mittelklasse-Limousine Mondeo wird es auch die beliebten Vans S-Max und Galaxy sowie die Kompakt- und Kleinwagen Focus und Fiesta künftig nicht mehr geben. Fast alles Modelle, die Ford Europa mit Hauptsitz in Köln (D) in erster Linie für die europäischen Märkte produziert hat, verschwinden also. Was bleibt, ist der amerikanische Kern der Marke, mit legendären Modellen wie Mustang und Bronco, grossen SUVs wie der Explorer oder Pick-ups wie der Ranger.

Breitbeinige Amis

Diese Rückbesinnung auf die amerikanischen Wurzeln ist Hauptbestandteil für die Neu-Positionierung der Marke Ford in Europa. Schluss mit europäischer Zurückhaltung, Zeit für amerikanisches Selbstbewusstsein und stolz geschwellte Brust. «In den USA tritt Ford breitbeinig und pointiert auf. Davon wollen wir uns für Europa eine Scheibe abschneiden und wieder mehr Ford sein.» Das bedeutet für Weingärtner aber nicht auf Prunk und Luxus zu setzen. «Ford ist nicht premium. Ford ist einfach und ehrlich.»

Erfolgsgarant Nutzfahrzeuge

Bei den Nutzfahrzeugen ist Ford Marktführer in Europa und dominiert mit seinen Lieferwagen Jahr für Jahr die Verkaufsstatistiken. Allein der Ranger hat bei den Pick-ups einen Marktanteil von fast 50 Prozent. Während Ford das PW-Geschäft massiv umkrempelt und die Elektromobilität als Chance sieht, verlorenes Terrain aufzuholen, bleibt bei den Nutzfahrzeugen alles beim Alten. Ford-Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und Schweiz, Christian Weingärtner, ist überzeugt, den Marktanteil sogar weiter ausbauen zu können. Dafür plant Ford bis 2024 vier neue Elektro-Nutzfahrzeuge. Den Transit (Bild) gibts seit diesem Jahr schon als Stromer mit 184 oder 269 PS (135/198 kW), Heckantrieb und 319 Kilometer Reichweite. Die Preise starten bei 70'295 Franken.

Ford

Bei den Nutzfahrzeugen ist Ford Marktführer in Europa und dominiert mit seinen Lieferwagen Jahr für Jahr die Verkaufsstatistiken. Allein der Ranger hat bei den Pick-ups einen Marktanteil von fast 50 Prozent. Während Ford das PW-Geschäft massiv umkrempelt und die Elektromobilität als Chance sieht, verlorenes Terrain aufzuholen, bleibt bei den Nutzfahrzeugen alles beim Alten. Ford-Geschäftsführer für Deutschland, Österreich und Schweiz, Christian Weingärtner, ist überzeugt, den Marktanteil sogar weiter ausbauen zu können. Dafür plant Ford bis 2024 vier neue Elektro-Nutzfahrzeuge. Den Transit (Bild) gibts seit diesem Jahr schon als Stromer mit 184 oder 269 PS (135/198 kW), Heckantrieb und 319 Kilometer Reichweite. Die Preise starten bei 70'295 Franken.

So gelten die Amis als Freizeit- und Abenteurermarke. Der Pick-up F-150 als meistverkauftes Auto in den USA trägt sehr viel zu diesem Ruf bei. Aber auch der Mustang verkörpert das amerikanische Freiheitsgefühl. Um künftig auch in Europa diese Werte zu vertreten und im Revier von Konkurrent Jeep zu wildern, krempeln die Amerikaner ihre Modellpalette in Europa radikal um.

Für Strasse oder Gelände

Im Zentrum stehen künftig die Imageträger Mustang und Bronco. Sie sollen Emotionen wecken und Ford cool wirken lassen. Auf der Strasse laden Mustang sowie der Elektrobruder Mach-E GT zu Roadtrips ein und wollen mit ihrer Performance begeistern. Als vernünftige Strassen-Alternative gibts die kleineren SUVs Puma und Kuga sowie ein angekündigter Stromer, der den Fiesta ersetzen wird. Für Offroad-Abenteuer stehen der Bronco und der Ranger, während der Explorer die moderateren Geländefahrer anspricht. Auch hier folgt mittelfristig ein zusätzliches Elektromodell, und Bronco wie Ranger sollen in den nächsten Jahren ebenfalls elektrifiziert werden.

Drei neue Stromer bis 2024

Ford setzt beim letzten Herbst vorgestellten neuen Mustang oder beim Bronco zwar erst nochmals auf Verbrennungsmotoren. Doch auch die Zukunft der Amis ist elektrisch. «Wir wollen den Verbrenner mit vollem Einsatz verabschieden», so Weingärtner. «Danach werden wir auch diese Ikonen elektrifizieren. Der F-150 Lightning beweist, wir können Ikonen als Elektroauto bringen!» Ab 2026 will Ford in jeder Baureihe mindestens einen Plug-in-Hybrid oder ein Elektroauto anbieten. Schon bis 2024 sind drei neue Elektroautos geplant, die auf dem modularen Elektrobaukasten MEB von Kooperationspartner VW aufbauen. Die sollen aber kein Abklatsch der VW-ID-Familie werden. «Es soll ein spannendes Elektroauto wie der Mach-E werden», verrät Weingärtner. «Es gibt schon genug langweilige E-Autos.»

Weingärtner ist sich bewusst, dass die neue Ford-Strategie Kunden kosten wird. Nicht jeder Fiesta-, Focus- und Galaxy-Kunde will auf einen SUV umsteigen. «Aber wir haben eine gute Kundenbasis – und mit der neuen Strategie und den neuen Modellen werden wir neue Kunden gewinnen, vor allem mit dem Bronco», gibt sich der Ford-Chef zuversichtlich. Am Ende entscheiden die Kundinnen und Kunden, ob Fords neuer American Way in der Sackgasse endet oder zur Erfolgsstrasse wird.

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