Auf einen Blick
- Ferrari zeigt neue E-Factory und Supercar F80
- E-Factory setzt auf Solarstrom und Wasserrecycling
- Preis: 2,9 Millionen Euro, nur 799 Exemplare
Wer im letzten Jahr Michael Manns Biopic über Enzo Ferrari (1898–1988) gesehen hat, dürfte sich hier verwundert die Augen reiben. Im Film schraubten ölverschmierte Gestalten in düsteren Backsteinbaracken des Jahres 1957 an feuerroten Boliden. Doch der heutige Fabrikneubau neben dem Stammwerk in Maranello (I) wirkt wie das keimfreie Hauptquartier eines Pharmakonzerns.
Schneeweisse Wände, riesige Fensterflächen bis zum Boden wie im Nobelloft. Die Eröffnung im Frühjahr sah fast nach Staatsbesuch aus, sogar Italiens Präsident Sergio Mattarella (83) schaute vorbei. Doch dann nimmt man die Monteure im rot-beigen Ferrari-Dress wahr und die Rohkarossen, die überall verteilt stehen. Doch eine Autofabrik.
Solarstrom und Wasserrecycling
E-Factory heisst der Produktionstempel, den Stararchitekt Mario Cucinella (64) so entwarf, dass er tags maximal Licht hineinlässt und nachts wie eine Laterne strahlt. Rund 200 Millionen Euro stecken in dem zweistöckigen Bau, der nichts von der Enge typischer Autowerke hat. Ein Limit gabs nur in der Höhe, weil laut Vereinbarung mit der Gemeinde kein Gebäude den einstigen, rot verkleideten Schornstein überragen darf. 3000 Solarpaneele liefern den Strom, Regenwasser wird recycliert.
Der Name führt allerdings aufs Glatteis. E steht nicht für Elektrifizierung, sondern für Energy, Environment und Evolution – Energie, Umwelt und Weiterentwicklung. Nicht nur der wohl ab 2026 zu erwartende Ferrari-Stromer soll hier künftig gebaut werden, sondern gleich alle Ferrari-Modelle. Wild durcheinander auf einer Linie, um flexibel auf die Nachfrage reagieren zu können. Noch läuft die E-Factory im Probetrieb, werden Werkzeuge, Transportbänder und die autonomen Lafetten, auf denen halbfertige Autos durch die Halle gleiten, eingerichtet. Aber nächstes Jahr gehts los. Dann soll auch die neue Lackiererei auf dem Nachbarfeld starten, von der noch kaum die Fundamente stehen.
Sechster Supercar
Als erstes neues Modell wird hier der F80 vom Band rollen. Er ist der sechste in der Linie der Ferrari-Supercars seit dem 288 GTO von 1984. «Ein Supercar hat extreme Fahrleistungen, viele Innovationen – und es zeigt die Zukunft», sagt Ferraris Marketing-Vorstand Enrico Galliera. Weil all die neue Technologie in künftige Neuentwicklungen diffundiere. Zum Beispiel die erstmals eingesetzten 3D-Metalldruckteile für Fahrwerkslenker oder die dank eines Karbongehäuses massiv erleichterte Hochvoltbatterie des Hybriden F80.
Komponenten, die einen Wettbewerbsvorteil ausmachen, wird Ferrari ab sofort selbst entwickeln: Batterien, E-Motoren, Leistungselektronik. Galliera will so die langfristige Verfügbarkeit von Teilen sichern. Batterien verlieren an Kapazität, aber ein Ferrari wandert nicht wie ein Alltagsauto irgendwann auf den Schrott. «Wir wollen sicherstellen, dass unsere Kundschaft in Zukunft noch ihre Autos fahren kann – wir können es uns nicht leisten, dass wichtige Teile nicht verfügbar sein werden, weil ein Zulieferer nicht mehr existiert», sagt Galliera. Die Zellen des F80 kann man auch im ersten Hybrid-Ferrari LaFerrari von 2013 einsetzen, wenn dessen Akku aufgeben sollte.
Vier Motoren, 1200 PS
Beim Antrieb bleibt Ferrari dagegen offen. Reine Benziner wie der 12Cilindri, Plug-in-Hybride wie der 296 GTB oder Hybride wie der F80 – eingebaut wird, was zu Anforderungsprofil und Kundenerwartungen passt. Damit ist der Sportwagenbauer entspannter unterwegs als viele Volumenmarken, die ab 2025 wegen verschärfter CO₂-Grenzwerte und zähen Stromer-Verkäufen mit Strafzahlungen rechnen müssen. Schon heute könne man jeden Ferrari auch mit CO₂-neutralen E-Fuels füttern, sagt Technikchef Gianmaria Fulgenzi.
Rein elektrisches Fahren stand beim neuen F80 nicht im Fokus und ist so wenig möglich wie Aufladen an der Steckdose. Strom wird per Rekuperation im 2,28 Kilowattstunden grossen 800-Volt-Akku gesammelt und gleich wieder in Vortrieb umgesetzt. Herzstück des Zweisitzers mit den Scherentüren ist ein 900 PS (662 kW) starker Dreiliter-V6 hinter den Sitzen mit zwei Turboladern, die bei tiefen Touren elektrisch Verbrennungsluft in die Zylinder pressen. Vorteil: Gleich ab Start gibts so vollen Ladedruck, während mechanisch Turbos höhere Drehzahlen benötigen.
Antrieb 3,0-Liter-V6-Benziner, 900 PS (662 kW), 2 Elektromotoren vorne, je 142 PS (105 kW), 121 Nm, Starter-Generator 81 PS (60 kW), Systemleistung 1200 PS (883 kW), 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,15 s, 0 bis 200 km/h 5,75 s, Spitze 350 km/h (elektronisch abgeregelt)
Masse L/B/H 4,84/2,06/1,14 m, Leergewicht 1525 kg, Kofferraum 35 l (Gepäckfach hinter den Kopfstützen)
Umwelt Verbrauch, CO₂ und Energieeffizienz noch nicht bekannt
Preis ab 2,9 Mio. Euro ab Werk ohne Import und Steuern, Schweizer Preise noch nicht bekannt
Antrieb 3,0-Liter-V6-Benziner, 900 PS (662 kW), 2 Elektromotoren vorne, je 142 PS (105 kW), 121 Nm, Starter-Generator 81 PS (60 kW), Systemleistung 1200 PS (883 kW), 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,15 s, 0 bis 200 km/h 5,75 s, Spitze 350 km/h (elektronisch abgeregelt)
Masse L/B/H 4,84/2,06/1,14 m, Leergewicht 1525 kg, Kofferraum 35 l (Gepäckfach hinter den Kopfstützen)
Umwelt Verbrauch, CO₂ und Energieeffizienz noch nicht bekannt
Preis ab 2,9 Mio. Euro ab Werk ohne Import und Steuern, Schweizer Preise noch nicht bekannt
Retro oder Futurismus? Beides!
Den V6 startet ein E-Motor mit 81 PS (60 kW), der bei vollem Leistungsbedarf boostet. Und vorne sorgen zwei weitere für nochmals je 142 PS (105 kW) und quasi Allrad. Legen sich alle vier Maschinen voll ins Zeug, macht das 1200 PS (883 kW) Systemleistung – der F80 ist der stärkste Serien-Ferrari aller Zeiten. In 2,15 Sekunden gehts auf Tempo 100, nach 5,75 Sekunden stürmt der F80 schon mit 200 km/h über die Piste und erst bei 350 km/h wird abgeregelt.
Auch das Design dürfte zukunftsweisend sein: Galt der Anfang Jahr enthüllte 12Cilindri noch als Quertreiber, trägt nun der F80 die gleiche schwarze Maske zwischen den Scheinwerfern. Chefdesigner Flavio Manzoni (59) scheint sich mit seinem nicht unumstrittenen Retro-Futurismus-Stil durchgesetzt zu haben. Nur in einem Punkt ruderte er zurück: Der F80 ist doch kein konsequenter Einsitzer geworden – damit man die Liebe zu diesem Auto mit anderen teilen kann.
Schon wieder ein neuer Ferrari – dabei konnten wir mit der letzten Modellpremiere doch gerade erst auf Testrunde gehen. Der 12Cilindri – «Doditschi Tschilindri» für Nicht-Italiener – kommt natürlich mit zwölf Zylindern, aber E-Motoren gibts nur für Fensterheber. Mit 830 PS (611 kW) spurtet er auf der langen Geraden des Testgeländes beim Pneuhersteller Goodyear in Luxemburg in Nullkommanix auf 296 km/h, bevor uns die Piste ausgeht – bis zu 340 km/h wären möglich. Im Ferrari-Programm markiert er die Mitte zwischen Pomp und Performance – entsprechend komfortabel sitzt man auf handschuhweich belederten Sitzen. Das Design polarisiert und reizt zu Diskussionen – aber wir finden es grossartig. Nur die Touchflächen auf dem Lenkrad nerven, weshalb der F80 wieder richtige Tasten bekommt. Los gehts mit dem 12 Cilindri ab 401'800 Franken (Spider ab 442'200 Fr.).
Schon wieder ein neuer Ferrari – dabei konnten wir mit der letzten Modellpremiere doch gerade erst auf Testrunde gehen. Der 12Cilindri – «Doditschi Tschilindri» für Nicht-Italiener – kommt natürlich mit zwölf Zylindern, aber E-Motoren gibts nur für Fensterheber. Mit 830 PS (611 kW) spurtet er auf der langen Geraden des Testgeländes beim Pneuhersteller Goodyear in Luxemburg in Nullkommanix auf 296 km/h, bevor uns die Piste ausgeht – bis zu 340 km/h wären möglich. Im Ferrari-Programm markiert er die Mitte zwischen Pomp und Performance – entsprechend komfortabel sitzt man auf handschuhweich belederten Sitzen. Das Design polarisiert und reizt zu Diskussionen – aber wir finden es grossartig. Nur die Touchflächen auf dem Lenkrad nerven, weshalb der F80 wieder richtige Tasten bekommt. Los gehts mit dem 12 Cilindri ab 401'800 Franken (Spider ab 442'200 Fr.).
Erfüllen lässt sie sich jedoch nur mit entsprechendem Bankkonto: Ohne Steuern und Importaufschläge kostet der F80 ab Werk rund 2,9 Millionen Euro und wird in nur 799 Exemplaren gebaut. Die Stückzahl wurde ausbalanciert zwischen Exklusivität und Wunscherfüllung. Trotzdem werden einige Sammler und Markenfans enttäuscht leer ausgehen. Aber das gehört bei Ferrari zum Spiel.