Der Ferrari SUV Purosangue in Aktion
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Neuer V12-Crossover Purosangue enthüllt
Das ist der Ferrari-SUV

75 Jahre Ferrari. Zum grossen Jubiläum wagt sich die traditionsreiche Sportwagenmarke aus der Komfortzone und präsentiert mit dem Purosangue einen Luxus-Crossover. Dieser besinnt sich auf Ferraris Ur-Qualitäten: 725 PS aus einem V12-Saugmotor!
Publiziert: 13.09.2022 um 19:38 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2022 um 13:37 Uhr
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Der SUV von Ferrari ist da! Auch wenn ihn Ferrari selbst nicht als SUV, sondern als Crossover bezeichnet.
Foto: Ferrari
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

Die Spatzen pfiffen es längst von den Dächern: Ferrari wird ins lukrative SUV-Geschäft einsteigen. Jetzt haben die Italiener den Crossover enthüllt. Der Ferrari Purosangue wird der erste Viertürer in der 75-jährigen Firmengeschichte.

Normalerweise sind die leistungsstarken Boliden mit dem Cavallino Rampante für ein bis zwei Personen gedacht. Allenfalls gibts in der zweiten Reihe zwei enge Notsitze für kurze Strecken. Selbst der Vierplätzer GTC4 Lusso gilt in der Praxis eher als 2+2-Sitzer.

Italienisches Vollblut

So wird der neue Purosangue nicht nur der erste Ferrari mit vier Türen, sondern auch der erste vollwertige Viersitzer der Marke. Dennoch will er seinem Namen (Purosangue bedeutet auf Deutsch «Vollblut») alle Ehre machen und sportliche Qualitäten bieten. Auch wenn Ferrari selbst nie von einem SUV spricht, soll der Crossover genau jene Modelle der Konkurrenz herausfordern: Aston Martin DBX, Lamborghini Urus und Porsche Cayenne Turbo.

Das Design lässt den Purosangue gleich als Ferrari erkennen. Die Anordnung der Frontleuchten erinnert an den Roma, während der mächtige Kühlergrill darunter den 812 zitiert. Mit den kraftvollen Schultern um die Hinterräder lässt er seine Muskeln spielen. Am Heck fallen die schmalen Rückleuchten und der grosse Diffusor auf. Und weil ein Ferrari-Crossover allein noch nicht speziell genug ist, gibts sogenannte «Selbstmördertüren». Das heisst: Die Hintertüren öffnen sich gegenläufig zu den Vordertüren, ähnlich wie bei Rolls-Royce.

Interieur mit Militärtechnik

Die Türen öffnen also wie Eingangstore eines Palastes und geben den Blick auf vier elektrisch justierbare Einzelsitze frei. Der Fussbereich ist traditionell mit Teppich ausgelegt und darüber befindet sich Leder. Optional steht für den Bodenbelag ein kugelsicheres, ballistisches Gewebe zur Verfügung, das aufgrund seiner aussergewöhnlichen Widerstandsfähigkeit und Langlebigkeit auch in Militäruniformen verwendet wird. Ebenfalls zu bekommen: ein besonders elegantes Semianilinleder in dunkelbraun für die Komfortsitze oder eine Verkleidung aus Karbonfasern mit feinstem Kupferdraht.

Das Cockpit ähnelt jenem des SF90 Stradale und wird nahezu komplett auf der Beifahrerseite gespiegelt. Dies schafft durch das 10,2 Zoll grosse Display eine ungewöhnliche Einbindung für den Beifahrer, der nahezu die gleichen Informationen wie der Fahrer sehen kann. Erstmals hat man bei Ferrari die Möglichkeit, statt des Karbondachs ein elektrochromes Panoramadach zu ordern. Auf Knopfdruck ändert dies seine Tönung und bringt je nach Wunsch Sonne oder Schatten ins Innere.

Aus einer anderen Zeit

Eine unerwartete, aber von der gut betuchten Kundschaft vermutlich geschätzte Überraschung, findet sich unter der langen Haube. Für den Purosangue ignoriert Ferrari den Elektroboom und setzt auf einen klassischen V12-Benziner-Saugmotor. Dieser leistet 725 PS (533 kW) und 716 Nm bei 6250/min. 80 Prozent der Motorleistung stehen jedoch bereits ab 2100 Touren an.

Die einzige Prise Elektrifizierung ist das 48-Volt-Bordnetz, das das Fahrwerk agiler machen soll. Es steuert eine neu entwickelte Federungstechnologie mit Elektromotor. Das sogenannte «True Active Spool Valve»-System soll die Dämpfer schneller regeln als herkömmliche adaptive Systeme und damit das Wank- und Nickverhalten nennenswert reduzieren. Eine Vierradlenkung rundet das Dynamikpaket ab und soll den Purosangue spurstabil und handlich machen.

Die Zahlen stimmen

Für die ungewöhnlich gute Gewichtsverteilung von 49:51 sorgt nicht nur das Triebwerk, das möglichst weit hinter der Vorderachse positioniert wurde, sondern insbesondere das Getriebe in Transaxle-Bauweise an der Hinterachse. Aus dem Stand gehts in 3,3 Sekunden auf Tempo 100 – und weiter bis «deutlich über 300 km/h», verspricht Ferrari.

Die ersten Ferrari Purosangue rollen voraussichtlich im zweiten Quartal 2023 zu den Kunden. Zu welchem Tarif verraten die Italiener derzeit noch nicht. Aber in Anbetracht der Konkurrenz und des anderen V12-Ferrari (dem 342'710 Franken teuren 812 Superfast) erscheinen mindestens 350'000 Franken durchaus realistisch.

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