Ferrari 12Cilindri mit 830 PS im ersten Test
Der Dinosaurier unter den Sportwagen

Tradition wird bei Ferrari seit jeher grossgeschrieben. Da passt der neue 12Cilindri mit seinem reinrassigen V12-Sauger und Designelementen von früheren Ferrari-Modellen bestens ins Bild. Wir sind das neue Sportcoupé ohne jegliche E-Unterstützung schon gefahren.
Publiziert: 16.10.2024 um 16:03 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2024 um 16:18 Uhr
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Der Name ist Programm: Der neue Ferrari 12Cilindri wird von einem 6,5-Liter grossen V12-Zylinder-Saugmotor angetrieben.
Foto: Lorenzo Marcinno'

Auf einen Blick

  • Der Ferrari 12Cilindri ist der Nachfolger des 812 Superfast
  • Die Front ist vom legendären Ferrari 365 GTB/4 Daytona inspiriert
  • Der Name ist Programm: 6,5 Liter-V12 mit 830 PS
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Für Nicht-Italiener mag Ferraris neuester Sportstreich ein echter Zungenbrecher sein: Korrekt wird die Modellbezeichnung 12Cilindri nämlich «Doditschi Tschilindri» ausgesprochen. Der Zwölfzylinder, wie das Modell simpel auf Deutsch heisst, ist der Nachfolger des Ferrari 812 Superfast und reiht sich markenintern exakt in der Mitte zwischen dem sportlichen Ferrari Roma und extrem rennsportlichen Ferrari SF90 Stradale ein. Wohl zur Freude vieler Ferraristi erhielt der Nachfolger des 812 aber keinen elektrifizierten V8-Antrieb wie der SF90, sondern einen klassischen Sauger-V12 – als einer der letzten Sportwagen überhaupt.

Vor der Fahrt

Die Optik des 12Cilindri mit seiner schier unendlich langen Motorhaube polarisiert. Die Front weckt Erinnerungen an die früheren Versionen des Ferrari 365 GTB/4 Daytona. Die komplette Fahrgastzelle inklusive A-Säulen und Dach ist in Kontrastschwarz gehalten – unsinnig also, wenn der 12Cilindri in schwarzer Lackierung bestellt wird. Doch richtig ausgelebt hat sich Ferrari-Designchef Flavio Manzoni bei der Gestaltung des Hecks – respektive dem karosseriefarbenen Bereich zwischen den beiden hinteren Radläufen, der pfeilförmig nach vorn in Richtung Dach zusammenläuft. Wir findens toll, aber es muss den 12Cilindri ja nicht jeder schön finden.

Auf der Strasse

Der namensgebende 12-Zylinder-Saugmotor ist nicht neu – Fans kennen ihn bereits aus dem 812 Competizione. Die neueste Version beeindruckt trotzdem: 6,5 Liter Hubraum, 830 PS (611 kW), 678 Nm, 40 Prozent leichtere Titankolben und eine Maximaldrehzahl von 9500 Touren! Erstaunlich dabei, wie akustisch zurückhaltend der mächtige V12-Sauger besonders im unteren Drehzahlband arbeitet. Ob da nicht der eine oder andere Ferraristo eine etwas deftigere Soundkulisse erwartet hätte? Auf dem Papier lesen sich 678 Newtonmeter maximales Drehmoment für einen Sportwagen nicht besonders imposant. Doch auf der Piste fühlt sich die Beschleunigung dennoch wild und schamlos an. Auf der langen Geraden des Goodyear-Testgeländes in Luxemburg erreichen wir 296 km/h in Nullkommanix – dann geht uns die Strasse aus und wir steigen in die Sport-Eisen. Der 12Cilindri hätte noch weiter bis über 340 km/h beschleunigt!

Der Schnellcheck: Ferrari 12Cilindri

Antrieb 6,5-Liter-V12-Benziner, 830 PS (611 kW), 678 Nm@7250/min, 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,9 s, Spitze über 340 km/h
Masse L/B/H 4,73/2,18/1,29 m, Leergewicht 1560 kg, Kofferraum 270 l
Umwelt Verbrauch, CO₂ und Energieeffizienz noch nicht bekannt
Preis ab 401'800 Franken (Spider: 442'200 Fr.)

Antrieb 6,5-Liter-V12-Benziner, 830 PS (611 kW), 678 Nm@7250/min, 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,9 s, Spitze über 340 km/h
Masse L/B/H 4,73/2,18/1,29 m, Leergewicht 1560 kg, Kofferraum 270 l
Umwelt Verbrauch, CO₂ und Energieeffizienz noch nicht bekannt
Preis ab 401'800 Franken (Spider: 442'200 Fr.)

Das war gut

Ist es mutig oder frech, sich über Elektrotrends und Klimawandel hinwegzusetzen und weiterhin am klassisch-hubraumstarken Zwölfzylinder festzuhalten? Das wollen wir an dieser Stelle nicht beurteilen. Fest steht: Der Antrieb, besonders in Verbindung mit der neuen Achtgang-Automatik, überzeugt vom ersten Meter – Allrad vermissen wir nicht. Das Design mit der historischen Anleihe und dem fast schon skulpturalen Heck fasziniert. Dazu kommt der hübsch gemachte Innenraum mit edlen Sportstühlen aus handschuhweichem Leder.

Das war weniger gut

Im sogenannten Dual-Cockpit ist der obere Bereich farblich abgesetzt. Darunter liegt eine in Glanzschwarz gehaltene technische Ebene, in der das 10,25 Zoll grosse Touchscreen-Zentraldisplay und die restlichen Bedienelemente integriert sind. Für den Beifahrer gibts ein eigenes 15,6-Zoll-Display. So weit, so gut. Dass Ferrari aber weiterhin auf ein Head-up-Display verzichtet, verstehen wir nicht. Und wenn Ferrari jetzt selbst den Startknopf als Sensorfeld am Lenkrad ausführt, sollte wenigstens die Touchbedienung überzeugen. Tut sie aber nicht.

Das bleibt

Mit dem F8 Tributo feierte Ferrari seinerzeit den 3,9-Liter-V8. Jetzt huldigen die Italiener mit dem atemberaubend gestylten und ebenso atemberaubend teuren 12Cilindri dem 6,5-Liter-V12. Eine nette Geste, bevor man sich auch bei Ferrari der Moderne hingibt und im nächsten Jahr das erste vollelektrische Modell der Marke enthüllen wird.

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