Längst ist Asiens Autoindustrie über das Kopier-Stadium hinaus – auch in China: Schon wegen all der Kooperationen in der Autoindustrie herrscht heute mehr Vorsicht. Und Einsicht, denn viele Marken aus China haben längst eigene, eigenständige Elektromodelle am Start, mit denen sie in Europa durchstarten wollen. Und damit die hier etablierten Hersteller mächtig unter Druck setzen. Kopien westlicher Modelle? Damit haben die neuen China-Stromer allermeist nichts mehr am Hut.
Aber es gibt sie noch, die Plagiate aus einem Kulturkreis, in dem Kopieren als Ehrerbietung gilt. Jüngster Fall: Das Fahrdienst-Taxi Didi D1 von BYD, das aussieht wie VWs Stromer ID.3. Hier sieben der heftigsten Kopien aller Zeiten aus China – und eine aus Nordkorea, die gar keine ist.
8. Suzhou Eagle Carrie – Porsche Cayman/Ferrari California
Zugegeben, schlecht sieht das nicht aus. Sogar Markenlogo und Schriftzug sehen wie Linie und Heck nach Porsche 718 Cayman aus – und doch ist dieses Coupé keine Porsche-Kopie: Vorne gleichts dem Ferrari California. Wo zusammenwächst, was nicht zusammengehört, gibts denn auch weder Boxer- noch Achtzylinder-Motor: Elektroantrieb mit 260 Kilometer Reichweite, nur 68 E-PS und Tempo 120 Spitze. Suzhou baut seit 1999 E-Mobile. Darunter, ohne Witz, halt auch Müllwagen.
7. Shuanghuang CEO/SCEO – BMW X5
Der von 2002 bis 2011 gebaute BMW-X5-Klon ist quasi der Klassiker unter den Kopien: Optisch ein BMW X5 der ersten Auflage, brachte er es im Dauertest des Fachmagazins «AutoBild Allrad» zum Titel «Schlechtester Geländewagen der Welt» (was ihm bei uns Rang 7 einbringt): Nach vier Jahren hatte die braune Pest alles vernichtet, was rosten kann. BMW klagte: 140 nach Deutschland importierte CEO/SCEO wurden vernichtet, und an dem China-Klon wurde die Front geändert.
6. Landwind X7 – Range Rover Evoque
Zur Guangzhou Auto Show 2014 zeigte Land Rover die China-Version des ersten Range Rover Evoque – und ein paar Meter weiter enthüllte, welch ein Zufall, die Jiangling-Marke Landwind ihren um zwei Drittel günstigeren X7, der genau gleich aussah. Land Rover klagte – aber frech hatte Landwind sich das Design schützen lassen! Erst fünf Jahre später (also nach Erscheinen des neuen originalen Evoque) entschied ein chinesisches Gericht 2019, dass der X7 umgestylt werden muss.
5. Geely GE – Rolls-Royce Phantom
Ein Billig-Rolls? Wo Kopieren als Ehrerbietung gilt, ist sowas möglich: 120'000 Franken sollte der Geely GE kosten, im Vergleich zum Original ein Schnäppchen. Platz 5 vergeben wir hier schon für die Kühlerfigur, die nach der «Emily» des Phantom aussah. Nein, hiess es bei Geely: Das sei eine chinesische Göttin namens Change. Achso, ja dann. Doch wurde es Geely, heute ein etablierter Konzern und unter anderem Volvo-Mutter, zu heiss: Der GE kam in der Form nie auf den Markt.
4. Youxia X – Tesla Model S
Insidern zufolge war der erste öffentlich gezeigte Youxia X mangels Geld für den Prototyp ein umgebautes Tesla Model S. Nur spielte das keine Rolle, ohnehin sollte der X eine 1:1-Kopie des Model S werden. Sogar die Youxia-Homepage sah aus wie der Tesla-Webauftritt. Der Akku bestehe aus 18'650 Einzelakkus – was ein Verständnis-Fail des Kopier-Start-ups war: Im Model S heisst der Akkuzellen-Typ 18650. Auch gabs dieselben Akkuvarianten, denselben Touchscreen wie bei Tesla: Wie klein die Welt doch ist. Inzwischen ist es sehr, sehr still um Youxia geworden.
3. Zotye SR9 – Porsche Macan
Unsere Bronzemedaille geht an den Zotye SR9. Der ist rundum wie im Cockpit eine konsequente Porsche-Macan-Kopie. Er fährt nur halt nicht so: Ein von Mitsubishi zugekaufter 190-PS-Benziner muss reichen. Ebenfalls erhältlich ist aber eine Plug-in-Hybridversion mit 80 Kilometern E-Reichweite. Der seit 2017 gebaute SR9 ist 4,47 (zum Vergleich: Macan 4,68) Meter lang, mit Automat oder Handschaltung zu haben – und kostet dafür umgerechnet ab nur 23'000 (Macan 75'500) Franken.
2. Weikerui V7 – VW E-Up
Glückwunsch: Gehts um die Genauigkeit der Kopie, ist der Weikerui V7 vorne auf dem Podest dabei: VW E-Up pur, nur kein VW E-Up. Der seit zwei Jahren gebaute Stromer ist eins der in China populären, 50-km/h-begrenzten «Nachbarschafts-Elektroautos» und kommt nur 120 Kilometer, kostet aber keine 4000 Franken. Der VW mit über doppelter Reichweite ist dagegen erst ab 25'850 Franken zu haben.
1. Pyongyang 4.10 – Mercedes 190 E
Platz eins und damit die Copy-Goldmedaille geht – nein, nicht nach China. Für die Absurdität, einen echten Mercedes wie eine Fälschung aussehen zu lassen, holt Nordkorea den Zuschlag. Bereits Ende der 1980er-Jahre hatte Kim Il-Sung (1912–1994) nordkoreanische Autos gewünscht. Was tun im Land, in dem ein unerfüllter Diktatoren-Wunsch den Kopf kostet? So tun, als ob! Drei Autos wurden enthüllt: erst Pyongyang 4.10 (Bild), dann Kaengsaeng 88, schliesslich der Paektusan. Alle drei waren freilich nicht mal Kopien eines Mercedes 190, sondern – vermutlich gar ein und derselbe – originale 190er-Mercedes in je neuer Farbe mit neuem Grill.