Chinesen spicken beim VW ID.3 ab
Kaum lanciert, schon kopiert

Er sieht dem VW ID.3 zum Verwechseln ähnlich und ist optimal auf Bedürfnisse chinesischer Fahrdienst-Kunden ausgerichtet: Der D1 vom Dienstleistungs-Gigant Didi Chuxing ist in vielerlei Hinsicht ein aussergewöhnliches Fahrzeug.
Publiziert: 23.12.2020 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 23.12.2020 um 13:39 Uhr
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Der chinesische Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing hat mit dem elektrischen D1 neu ein Fahrzeug in seiner Flotte, ...
Foto: zVg
Andreas Engel

Was in Europa oder den USA Uber ist, ist in China Didi Chuxing. Der Fahrdienst-Vermittler ist ein wahrer Gigant: Pro Tag soll Didi Chuxing 60 Millionen Fahrten und 550 Millionen registrierte Passagiere vermitteln – im Jahr kommt das Unternehmen so auf unfassbare zehn Milliarden Fahrten! Zum Vergleich: Uber kommt da als global zweitgrösster Fahrdienst-Service «nur» auf sieben Milliarden Fahrten.

Im Gegensatz zu Europa, wo dieses Geschäftsmodell – bisher zumindest – eher ein Nischendasein führt, boomt in China das sogenannte Ride-Hailing-Geschäft, und Didi Chuxing betreibt eine gewaltige Flotte. Da machts Sinn, ein Auto zu entwickeln, das optimal zu den Bedürfnissen der Fahrer und Kundinnen und Kunden passt.

Design-Kopie des VW ID.3

Zu diesem Zweck hat sich Didi Chuxing den grossen chinesischen Autoproduzenten BYD ins Boot geholt und zusammen mit ihm den Didi D1 entwickelt. Der ähnelt dem eben gestarteten elektrischen ID.3 von VW wie aus dem Gesicht geschnitten! Kein Wunder, will der Wolfsburger Autobauer die Nähe des D1 zum Design des ID.3 prüfen lassen. Die Erfolgschancen, gegen den Didi D1 erfolgreich zu klagen, dürften aber – wie in den meisten Fällen dieser Art – gegen null tendieren.

Bei genauerem Hinsehen gibt es auch frappante Unterschiede zwischen beiden Stromern: Der 4,39 Meter lange D1 geht mit einer Höhe von 1,65 Meter fast schon als Van durch. Auch mit den hinteren Schiebetüren, die im Stadtverkehr die Unfälle mit Velofahrern reduzieren sollen, ist der Kompaktwagen ganz dem Komfortgedanken verpflichtet. Auch innen glänzt der D1 – mit viel Beinfreiheit, bequemen Sitzen und zwei Displays, die nicht nur die Fahrtroute anzeigen, sondern auf längeren Fahrten für die Unterhaltung der Passagiere sorgen.

Über 400 Kilometer Reichweite

Im schlichten Cockpit wird der Chauffeur von Assistenten wie Spurhalte- und Bremssystem unterstützt und von künstlicher Intelligenz gar auf Fahrfähigkeit überprüft. Der Akku im Boden, im Vergleich zum ID.3 aus Lithium-Eisenphosphat und dadurch robuster, günstiger und feuerfester als ein Lithium-Ionen-Akku, soll mit 50 kWh für über 400 Kilometer Reichweite sorgen. Mit dem 130 PS starken E-Motor vorne wird man 130 km/h schnell – für Citys im Autoland China genug.

Von dem kompakten D1, der bei keinem Händler steht, sondern aus den BYD-Werken direkt in die Didi-Flotte geht, sollen im Dezember die ersten 10'000 einsatzbereit sein – bis Ende 2021 soll die Flotte dann schon auf 100'000 Fahrzeuge anwachsen. Aber vor diesem Hintergrund ist es unwahrscheinlich, dass wir jemals einen Didi D1 auf den Strassen Europas zu Gesicht kriegen.

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