Der Terror ist zu euch nach Hause gekommen. Ich habe es dir gesagt. Unsere gesegneten Brüder haben getan, was zu tun war. Dies war erst der Anfang.» So spricht an diesem Samstagabend Abu Hamza via Skype und repetiert das Glaubensbekenntnis seines Staates: «Die Kehle der Ungläubigen wird erzittern vor den Messern. Die Löwen der Ummah sind erwacht. Sie haben ihre Schwerter erhoben.»
Abu Hamza ist ein deutscher Dschihadist im Dienst des Islamischen Staates. Der junge Schwabe, akademisch gebildet, lebt im syrischen Raqqa. Er ist ein Vertreter jener neuen, sehr kühl kalkulierenden Generation des islamistischen Terrors. Sie trägt den Krieg mitten ins europäische Herz. Mitten hinein nach Paris.
Was da in der Nacht vom Freitag auf den Samstag so blutig zelebriert wurde, ist erst der Anfang. Über lange Jahre hat die westliche Gemeinschaft den sich aufbauenden Glaubensterror fast stoisch ignoriert. Jetzt muss sie sich darauf einstellen, dass er zum europäischen Alltag wird. Dieser Krieg rückt nicht näher. Dieser Krieg ist längst angekommen. Mitten in Europa – das dem Glaubenswahn grenzenlos offen und gleichzeitig hilflos gegenübersteht.
Die islamistischen Terrorstrukturen, die, das sagen an diesem Samstag ausnahmslos alle Gesprächspartner aus dem französischen Sicherheitsbereich, sind bestens organisiert. «Um eine solche Terrorserie auszuüben», sagt ein französischer Geheimdienstoffizier, «brauchen sie eine monatelange Planung, eine perfekte Logistik, alles muss bis ins letzte Detail durchdacht sein. Das war hochprofessionell und perfekt durchinszeniert.»
Die Hilflosigkeit des französischen Sicherheitsbeamten spiegelt wider, was auf den politischen Bühnen Europas vorexerziert wird. Dass der Islamische Staat in Europa, in Frankreich, Österreich, der Schweiz, in Skandinavien wie in den Beneluxstaaten schon längst seine festen Strukturen etabliert hat, wird nach wie vor von der europäischen Politik ignoriert.
Wer sich durch die salafistischen Glaubensstrukturen Europas bewegt und seine Scheuklappen abgelegt hat, kann eine Ahnung davon bekommen, wie perfekt und mehr als nur effektiv sich der islamistische Dschihad, einem Krebsgeschwür gleich, in die Staaten des Westens festgefressen hat. «Dschihad, Dschihad, Dschihad», tönt es lauthals in allen europäischen Staaten. Man besuche Moscheen in Lüttich, Brüssel oder Gent, in Zürich, Wien, im deutschen Pforzheim, in Bonn, Solingen, Berlin oder Oslo. Das Lied vom Töten im Namen Allahs, allerorten klingt es gleich.
Terror in Paris
So hört sich das an, was an diesem Samstag zu Paris ein französischer Geheimdienstoffizier mit müder, sehr, sehr müder Stimme zu sagen weiss. Der Mann klingt nicht resigniert. Er ist es. «Wir haben seit Jahren vor diesem Mumbai-Szenario gewarnt», sagt er. «Das war unsere Urangst. Sie ist jetzt Realität geworden. Paris wird sich wiederholen. Überall.» Genau das hat Abu Hamza gestern via Skype auch gesagt. Seine Stimme klang glücklich.