BLICK im Brüsseler Quartier Molenbeek
Wo Hass und Terror gedeihen

Der Brüsseler Vorort Molenbeek sieht aus wie viele andere Ausländerquartiere. Doch es ist eine Islamisten-Hochburg. Mehrere der Pariser Attentäter stammen von hier, brachten ihren religiösen Hass in die Stadt der Liebe. 129 Menschen mussten sterben.
Publiziert: 16.11.2015 um 21:25 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 07:37 Uhr
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An der Hauptstrasse von Molenbeek arbeitet Mustafa (36) in seinem Imbiss.
Foto: Melanie Wenger

Auch beim Anschlag auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» Anfang Jahr und der Attacke auf ein jüdisches Museum in Brüssel im Mai 2014 führten die Spuren nach Molenbeek. Am Sonntag sagte der belgische Premierminister Charles ­Michel: «Ich stelle fest, dass es beinahe immer eine Ver­bindung zu Molenbeek gibt.»

Wie kann eine Gemeinde mit 90'000 Einwohnern so viele Terroristen hervorbringen?

Überall in Molenbeek sieht man schwer bewaffnete Polizisten. Sie bewegen sich in Gruppen. Einige Strassen sind noch immer gesperrt. Die Polizei führt Razzien durch. Es fallen Schüsse, es gibt Explosionen. An der Haupt­strasse stehen gegen zehn Fernsehwagen mit Satellitenschüsseln.

Die Hauptstrasse von Molenbeek: Rue Delaunoy.
Foto: Melanie Wenger

Es ist schwierig, mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen. Döner-Grill-Besitzer Mustafa willigt schliesslich ein. «Ich bin praktizierender Muslim», sagt er. «Was in Paris passiert ist, hat nichts mit dem Islam zu tun.»

Wer 16 Jahre hinter dem Grill steht, bekommt einiges mit – auch die Radikalisierung einiger seiner jungen Gäste. «Ab und zu höre ich, dass wieder ­einer in den Dschihad gezogen ist», sagt Mustafa. Dann denke er: «Das war doch ein ganz normaler junger Mann. Wie konnte das passieren?»

40 Prozent der Bevölkerung in Molenbeek sind Muslime, in ganz Belgien macht diese Religions­gruppe sechs Prozent aus.

Eine Bewohnerin von Molenbeek: Yasmina (22). Sie ist die einzige Frau, die ihr Gesicht fotografieren lässt.
Foto: Melanie Wenger

Neben dem Döner-Grill gibt es eine muslimische Metzgerei mit Halal-Fleisch, daneben einen Bäcker, der seine ­Waren in Arabisch anschreibt. Die meisten Frauen tragen Kopftücher. Selbst die Einwanderer sprechen von einer Konzentration einer einzelnen Kultur. Manche benutzen sogar das Wort Getto.

Yasmina (22) ist die einzige Frau, die ihr Gesicht fotogra­fieren lässt. Sie sagt: «Natürlich ist es kein Zufall, dass die Terroristen alle von hier kommen.» Es gebe religiöse Fana­tiker, die gezielt junge, labile Menschen ansprechen. «Viele Leute ­sehen keinen Sinn im Leben und hängen nur rum.»

Die Zahlen sprechen für sich: Jeder dritte Einwohner hier hat keinen Job. Gerade bei jungen Migranten und Secondos dürfte diese Zahl noch höher liegen. Die Gemeinde zählt zu den ärmsten Belgiens. Fadma (46) findet noch drastischere Worte. «Die Terror-Attacken werden immer mehr zur Normalität», sagt sie. «Ich habe vor allem Angst um meine Kinder.»

Nach einem Tag in Molenbeek zeigt sich: Es ist kein Zufall, dass so viele Terroristen von hier kommen. In Molenbeek trifft eine muslimische Parallelgesellschaft auf hohe Arbeits­losigkeit. Das Ganze in einer der ärmsten Gemeinden Bel­giens. Es ist der per­fekte Nährboden für Extre­mismus.

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