Bataclan-Killer Omar Ismail Mostefai
Der Hass war stärker als die Liebe zu seinen Kindern

Omar Ismail Mostefai (†29), der mutmassliche Killer im Bataclan-Klub, soll zusammen mit zwei Komplizen am Freitag mehr als 80 Menschen getötet haben. Der Franzose mit algerischen Wurzeln stammt aus einem Vorort von Paris.
Publiziert: 15.11.2015 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:32 Uhr
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Hier in diesem Haus im Quartier La Madeleine in Chartres soll der Terrorverdächtige Mostefai zusammen mit seiner Familie gelebt haben – zumindest bis 2013, sagen seine Nachbarn.
Foto: AP

Es war eine makabre Entdeckung, die die Polizisten auf die Spur des Attentäters brachte: Ein Abdruck eines abgetrennten Fingers führte die Ermittler zu einem Franzosen mit algerischen Wurzeln: Omar Ismail Mostefai.

Seit der Name bekannt ist, versuchen Ermittler und Journalisten das Leben Mostefais zu rekonstruieren. Was sie aufdecken ist in vielen Bereichen eine typische Biografie, eine Lebensgeschichte, wie sie tausende junge Einwandererkinder in den vernachlässigten Vororten von Paris erzählen könnten.

Mostefai ist am 21. November 1985 in Courcouronnes, im Departement Essonne südlich von Paris geboren worden. Er hat laut «Le Monde» zwei Schwestern und zwei Brüder und zog später nach Chartres, ins Quartier La Madeleine, einem Stadtteil mit vielen Sozialwohnungen.

Einer seiner Brüder betrieb in Chartres angeblich eine Shisha-Bar. Die Polizei verhaftete gestern seinen Vater, einer der Brüder stellte sich selbst der Polizei. Vier weitere Personen aus seinem Umfeld wurden festgenommen.

Zwischen 2004 und 2010 machte sich Mostefai zumindest bei den Behörden bestens bekannt: Acht Mal wurde er wegen kleinerer Delikte verurteilt – Fahren ohne Führerschein, Verdacht auf Drogenhandel, Beamtenbeleidigung. Er schaffte es jedesmal, ohne Gefängnisstrafe davonzukomen.

Dann, im Jahr 2010, registrierte der Staatsschutz ihn mit der «Fiche S». Das bedeutete: Mostefai war ein potentielles Risiko für die Sicherheit. Der Grund: Radikalisierung.

Doch im selben Jahr kam auch seine erste Tochter zur Welt. Der zweifache Familienvater sei daraufhin zur Ruhe gekommen, glaubten seine Nachbarn in Chartres laut dem «Journal du Centre». Hatte ihn die Liebe zu seiner Familie auf den rechten Weg gebracht?

Vielleicht versuchte der radikalisierte Muslim nur, die Behörden in Sicherheit zu wiegen. Mostefai trat immer weniger in Erscheinung. Seit 2013 waren sich die Nachbarn im Quartier nicht einmal sicher, ob der Mann nicht weggezogen sei.

Mostefai besuchte die Moschee in Lucé, eine Stadt in der Nähe von Chartres. Der Präsident der Moschee, Abdallah Benali, sagte zwar zur Agentur AFP, er kenne den Mann nicht. Der mutmassliche Bataclan-Killer soll dennoch in diesem Umfeld radikalisiert worden sein: Er sei ein Anhänger eines Hasspredigers gewesen, der mehrmals nach Chartres reiste. Der Marokkaner wohnt in Belgien.

Es ist nur eine der vielen Spuren, die nach Belgien, genauer ins Brüsseler Quartier Molenbeek führen. Hier haben zwei der Attentäter – beide mit französischem Pass – zuletzt gewohnt, hier hat die belgische Polizei gestern insgesamt sieben Personen verhaftet.

Laut seinem älteren Bruder hat Ismail Mostefai seine Familie vor einiger Zeit in das Heimatdorf der Familie in Algerien zurückgebracht und den Kontakt zu ihm abgebrochen haben.

Wo sich der dritte Mostefai-Bruder aufhält, ist noch nicht bekannt. Die Ermittler haben allerdings den Verdacht, dass dieser ebenfalls  zu einem der Killer-Kommandos gehörte. (bih)

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