Die österreichischen Wintersportorte haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie jene in der Schweiz. Die natürliche Schneedecke nimmt ab; aktuell gilt auch in Österreich «oben hui, unten pfui». Sprich, Skifahrer müssen ziemlich weit hoch, damit sie normal Ski fahren können. In manchen Skiorten sind nicht alle Lifte im Einsatz und auf den Skipisten dominiert Kunstschnee.
Gegenüber Blick erklärt Karin Seiler (50), Geschäftsführerin von Tirol Werbung, dass die allgemeine Buchungslage etwas besser als im Vorjahr sei, aber noch hinter dem Winter 2019/2020 zurückliege. Mit einer Ausnahme: «Bezogen auf die Schweizer Gäste ist die Buchungslage für diesen Winter besser als im Vorjahr und auch besser als 2019.» Zwar sei auch bei den Schweizern eine vergleichbare Zurückhaltung zu spüren. Wer es günstiger haben will, schaut deshalb gerne über die Grenze. Das gilt vermehrt auch wieder für Skiferien.
Die Gründe für das wieder gestiegene Interesse der Schweizer an Österreich erklären sich lokale Hoteliers mit dem für Schweizer sehr vorteilhaften Eurokurs. Dazu kommen die tendenziell hohen Skiferien-Preise in der Schweiz, wie Blick darlegte.
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Letzteres bestätigt Alexander von der Thannen (51), Geschäftsführer des Hotels Trofana Royal in Ischgl: «Wir merken in der laufenden Wintersaison einen deutlichen Anstieg an Schweizer Gästen.» Als Grund werde nebst dem tiefen Euro meist angeführt, dass die Preise in der Schweiz, insbesondere der Westschweiz, sehr hoch seien.
Bei Franz Hörl (66), Inhaber des Gaspingerhofs in Gerlos beim Zillertal, klingt es gleich: «Wir verzeichnen in dieser Wintersaison wieder sehr viele Schweizer Ankünfte, tendenziell mehr als in der Periode vor Corona.»
Skifahren günstiger als vor Corona
Klimawandel und Teuerung müssten das Skifahren eigentlich auch in Österreich deutlich verteuern. Die Inflation stieg im November auf 10,6 Prozent, in der Schweiz liegt sie bei moderaten 3 Prozent. Die höheren Preise in Österreich werden aus Schweizer Sicht durch den tiefen Eurokurs aber abgefedert. Der Euro-Franken-Kurs ist seit 2007 von 1.68 auf nunmehr 0.95 Franken und somit um insgesamt 43 Prozent gesunken.
Ganz so extrem hat sich die reale Preisdifferenz zwar nicht verändert. Aber der Wechselkurs ist ein gewichtiges Kriterium bei der Wahl der Feriendestination.
Günther Zangerl (47), Vorstand der Silvretta Seilbahn AG in Ischgl, erklärt: «Trotz einer Sechs-Prozent-Preissteigerung in Euro beim Sechstages-Skipass im Vergleich zum Vorjahr ist dieser in Franken gerechnet günstiger geworden.» Auch verglichen mit der Zeit vor Corona sind die Skipasspreise bedingt durch den aktuellen Wechselkurs günstiger.
Rekordzahl geknackt?
Noch ist unklar, ob die Schweizer diesen Winter in Österreich wirklich in Rekordzahl Ski fahren werden. Die offiziellen Besucherzahlen für Dezember werden erst Mitte Januar vorliegen. Doch dem Gefühl der befragten Österreicher entsprechend sieht es danach aus.
Das hört man auch aus dem Montafon in Vorarlberg, dem der Schweiz am nächsten gelegenen grösseren Skigebiet in Österreich. Michael Junginger (42), Marketingleiter Montafon Tourismus, weiss, «dass sich der Schweizer Gast in schwierigen Zeiten oft am Heimatmarkt orientiert». Doch das sei infolge der Normalisierung der Covid-Situation und der in der Schweiz steigenden Preise vorbei. Bereits im Sommer sei die Nachfrage aus der Schweiz im Montafon auf Rekordniveau gewesen. Das wird auch für den Winter erwartet.
Carmen Breuss (62), Leiterin des österreichischen Fremdenverkehrsamts in der Schweiz, erreicht Blick in den Ferien im Montafon. Obwohl noch keine offiziellen Gästezahlen vorliegen, gebe es aus ihrer subjektiven Betrachtung «sehr viele Schweizer Autonummern auf den Strassen». Auch sie sieht einen positiven Effekt durch den starken Franken. Doch allein daran will sie die zurzeit grosse Nachfrage aus der Schweiz nicht festmachen: «Für Schweizer Gäste muss immer das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen.»