Streiks, Streiks und nochmal Streiks in den Frühlingsferien
Rund um die Schweiz stehen Züge, Airlines und Flughäfen still

Am Freitag wurde in Deutschland und Italien gestreikt, am Samstag in Frankreich. Im Visier ist immer wieder das Transportwesen – Airlines, Flughäfen und Eisenbahnen. Weshalb diese Häufung von Problemen? Und das ausgerechnet in den Frühlingsferien!
Publiziert: 21.04.2023 um 20:35 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2023 um 09:48 Uhr
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Am Flughafen in Hamburg steht alles still.
Foto: imago/Bergmann

Von wegen erholen und entspannen: Am Freitagabend beginnen im bevölkerungsreichsten Schweizer Kanton Zürich die Frühlingsferien. Ferienreisende aus anderen Kantonen machen sich ihrerseits auf den Heimweg aus den Ferien. Und just jetzt das: Generalstreik in Italien, grosser Streik bei der Bahn und an diversen Flughäfen in Deutschland.

Nördlich wie auch südlich von uns geht aktuell nicht mehr viel. In Deutschland gab es Freitagmorgen fast keine fahrenden Züge mehr, die SBB rieten gar von Reisen nach Deutschland ab. Dazu kamen – bereits seit Donnerstag – wegen diverser bestreikter Flughäfen auch Flugausfälle, von denen auch die Schweiz betroffen war. Kurzfristig schlossen sich die Flughäfen Stuttgart (D) und Karlsruhe (D) auch noch den drei zuvor schon bestreikten Flughäfen an.

In Italien ist es leicht anders: Dort fahren die Züge. Aufgrund des Generalstreik-Aufrufs der Gewerkschaft CUB fallen aber Busse, U-Bahnen, Flüge und Fähren aus. Auf den Autobahnen sind die Zahlstellen nicht bemannt. Die Folge: lange Staus. Ebenso von Streiks betroffen sind Schulen, das Gesundheitswesen und weitere öffentliche Dienstleistungen.

In Frankreich ist der Verkehr heute nicht betroffen. Dafür herrscht an den Schulen Generalstreik. Auch bei der Airline Vueling wird am Samstag und Sonntag die Arbeit niedergelegt.

Es brodelt bei den Arbeitnehmern

Gefühlt wird also rund um die Schweiz gestreikt. Frankreich wird seit Monaten von Streiks und Demonstrationen im Zusammenhang mit der Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron (45) heimgesucht. In Deutschland gab es schon Ende März einen grossangelegten Warnstreik im Verkehrssektor. Sollten die aktuellen Tarifverhandlungen scheitern, droht den Bahnunternehmen ein unbefristeter Arbeitskampf. In Österreich streikten die Bähnler schon im vergangenen November.

In der Schweiz kommt es traditionell eher selten zu Streiks. Doch auch bei uns ist das Wort omnipräsent. Im Luftverkehr etwa drohten sowohl Piloten als auch Kabinenpersonal im Rahmen ihrer GAV-Verhandlungen mit der Swiss mit Streiks. Bei Schoggi-Hersteller Toblerone steht die Belegschaft kurz vor einem Streik. Die stabile Schweiz befürchtet ganze Streik-Wellen. Bislang blieben solche aus, doch das soll nichts heissen.

Im Herzen Europas brodelt es also zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Da Streiks ihre grösstmögliche Wirkung entfalten, wenn die breite Öffentlichkeit davon in Mitleidenschaft gezogen wird – die Gotthard-Kleber lassen grüssen – ist der Transportsektor immer wieder betroffen. Mit der Folge, dass sich Verkehrsteilnehmer kaum noch auf planmässige Transportleistungen verlassen können.

Die Parteien liegen weit auseinander

Auffällig: Die grosse Kluft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Erstere kommen jetzt oft mit Maximalforderungen. Die deutschen Eisenbahner wollen mindestens 650 Euro mehr Lohn pro Monat oder 12 Prozent bei den oberen Einkommen. Die italienischen Gepäckabfertiger wollen 270 Euro mehr pro Monat. Schweizer Flugbegleiter hatten sogar bereits fix bis zu 18 Prozent mehr Lohn zugesagt, schickten den Deal aber dennoch bachab: wegen eines Generationenkonflikts.

Letztlich geht es um die Aushöhlung der Mittelklasse. Um Lohneinbussen während der Corona-Jahre und vor allem Lohnverbesserungen, die weit unterhalb der Teuerungsentwicklung liegen.

Die Arbeitgeber argumentieren ähnlich: Die Corona-Jahre haben die Verdienste ausgehöhlt und bieten wenig Spielraum für Lohnerhöhungen.

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