Deutschland wird langsam wie Frankreich: Ein Streik jagt den nächsten. So auch wieder in den kommenden Tagen: Da sind Arbeitsniederlegungen bei der Bahn und an verschiedenen Flughäfen geplant.
Bahnverkehr kommt weitgehend zum Erliegen
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und die Deutsche Bahn (DB) liegen im Tarifstreit noch weit auseinander. Zwischen 3 und 11 Uhr am Freitagmorgen sollen deshalb die Beschäftigten in sämtlichen Bahnbetrieben, in denen verhandelt wird, die Arbeit niederlegen, wie die Gewerkschaft mitteilt.
«Wir setzen ein deutliches Zeichen, dass wir nicht die Fahrgäste, sondern die Unternehmen treffen wollen, indem wir diesmal zu einem zeitlich befristeten Warnstreik in den frühen Morgenstunden aufrufen», teilt Cosima Ingenschay von der EVG mit.
Gleichwohl dürfte insbesondere der Fernverkehr der Deutschen Bahn den ganzen Tag über weitgehend zum Erliegen kommen, weil die Züge am Morgen nicht auf die Strecke gebracht werden können.
Ein SBB-Sprecher sagt gegenüber Blick, dass man mit «massiven Einschränkungen» im deutschen Bahnverkehr rechne. Die Auswirkungen in der Schweiz dürften aber marginal sein. Der Umfang der Ausfälle sei noch unklar, die SBB seien aber «vorbereitet».
Erster Streit Ende März
Die EVG setzt an diesem Mittwoch ihre Verhandlungen mit dem Eisenbahn-Unternehmen Transdev fort. In der kommenden Woche sollen die Gespräche auch bei der Deutschen Bahn weiter gehen, die besonders im Fokus steht.
Die Arbeitnehmervertreter fordern in den Verhandlungen mit der Branche für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von zwölf Monaten. Derzeit verhandelt die Gewerkschaft in zweiter Runde nach und nach mit rund 50 Eisenbahn-Unternehmen.
Mehr zu den Streiks in Deutschland
Die Deutsche Bahn hatte zuletzt deutlich gemacht, dass sie einen Kompromiss in der Höhe des öffentlichen Dienstes auch für die Bahnbranche für denkbar hält. Im öffentlichen Dienst liegt ein Vorschlag für einen steuer- und abgabefreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 3000 Euro auf dem Tisch. Ab März 2024 soll es dann einen Sockelbetrag von 200 Euro sowie anschliessend ein Lohnplus von 5,5 Prozent geben.
So könne man in der nächsten Verhandlungsrunde am 25. April in Fulda schnell zu einem Abschluss kommen, hatte das Unternehmen am Sonntag mitgeteilt. Die EVG wiederum hat eine solche Tariflösung für die eigene Branche umgehend abgelehnt.
Mehrere Flugausfälle auch in der Schweiz
Einen ersten Warnstreik hatte die EVG bereits Ende März gemeinsam mit der Gewerkschaft Ver.di organisiert. Damals lag nicht nur der Regional- und Fernverkehr auf der Schiene, sondern auch der Luft- und Wasserverkehr still.
Das ist auch dieses Mal wieder der Fall. An den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn müssen sich die Passagiere in den nächsten Tagen wieder auf Verzögerungen und Flugausfälle einstellen. Die Gewerkschaft Ver.di hat zu erneuten Warnstreiks ab Donnerstag aufgerufen. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder Streichungen zu rechnen, so Ver.di in einer Mitteilung.
Das hat Auswirkungen auf die Schweiz. Swiss-Sprecher Michael Stief erklärt gegenüber Blick, dass morgen Donnerstag vier Flüge von Hamburg nach Zürich ausfallen. Die Flüge Zürich–Hamburg werden aber durchgeführt. Ebenso fallen zwei Hin- und Rückflüge nach und von Düsseldorf aus. Am Freitag (21. April) fallen fünf Flüge von Hamburg nach Zürich und ein Flug von Hamburg nach Genf aus. Die jeweiligen Hinflüge werden durchgeführt. Dazu fallen zwei Hin- und Rückflüge nach und von Düsseldorf aus.
«Für die betroffenen Fluggäste werden derzeit Alternativen gesucht», versichert Stief.