SBB raten von Reisen nach Deutschland ab
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Bahnstreik im Nachbarland:SBB raten von Reisen nach Deutschland ab

Grossstreik der Deutschen trifft die Schweiz
Swiss streicht heute 42 Deutschland-Flüge

Seit Mitternacht stehen in Deutschland Bahnen und Busse still, Flugzeuge bleiben am Boden. Mit einem bundesweiten Warnstreik machen die Gewerkschaften EVG und Verdi Druck in ihren Tarifverhandlungen. Vom 24-stündigen Ausstand sind Millionen von Menschen betroffen.
Publiziert: 27.03.2023 um 02:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.03.2023 um 06:59 Uhr
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Gespenstisch leer: der Berliner Hauptbahnhof am Montagmorgen.
Foto: IMAGO/Manngold

Der Verkehr mit Zügen, Bussen und Flugzeugen und Schiffen in Deutschland ist am Montagmorgen weitgehend zum Erliegen gekommen. Seit Mitternacht läuft ein grosser Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und der Gewerkschaft Verdi. Von dem 24-stündigen Arbeitskampf sind Millionen Berufspendler und Reisende sowie weite Teile des Güterverkehrs betroffen. In Folge der Arbeitsniederlegungen werden erhebliche Ausfälle und Staus im Verkehr erwartet.

Auf der Schiene ist der Fernverkehr komplett und der Regionalverkehr grösstenteils eingestellt. Bestreikt werden nahezu sämtliche deutsche Flughäfen. Wasserstrassen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft sind ebenfalls betroffen. In sieben Bundesländern wird zudem der öffentliche Nahverkehr bestreikt.

Preissteigerungen als Belastung

Mit den ganztägigen Warnstreiks wollen Verdi und EVG den Druck bei ihren Tarifverhandlungen erhöhen. Parallel zum Ausstand kommen an diesem Montag Gewerkschaften und Arbeitgeber im öffentlichen Dienst wieder zu Gesprächen zusammen. Bei der EVG stehen weitere Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und anderen Bahnunternehmen erst später an.

Verdi-Chef Frank Werneke betonte: «Mit dem Streiktag im Verkehrsbereich soll den Arbeitgebern noch einmal unmissverständlich klargemacht werden, dass die Beschäftigten eindeutig hinter unseren Forderungen stehen.»

Zu Vorwürfen der Arbeitgeberseite, die Warnstreiks belasteten die Verhandlungen, sagte Werneke: «Als Belastung empfinden die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bis hin in die mittleren Einkommensgruppen vor allem die enormen Preissteigerungen für Strom, Gas und Lebensmittel.»

SBB raten von Reisen nach Deutschland ab

Die SBB ersetzen wegen des Bahnstreiks in Deutschland zahlreiche grenzüberschreitende Züge – allerdings nur in der Schweiz selbst. Von Reisen ins nördliche Nachbarland am Montag raten sie ab. Zu einzelnen Ausfällen werde es bereits am Sonntag und auch noch am Dienstag kommen, sagte eine Sprecherin bereits am vergangenen Donnerstag.

Wegen des Streiks hat die Swiss am Montag 42 Flüge ab Zürich und Genf von und nach Deutschland gestrichen. Andere Fluggesellschaften strichen ihre Flüge von Zürich und Genf aus ebenfalls, wie der Flughafen Zürich mitteilte. Alle Flüge nach Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, München, Nürnberg und Stuttgart wurden annulliert. Zu einem Ansturm von wartenden Flugpassagieren sei es nicht gekommen. «Der Streik wurde ja schon sehr früh angekündigt und die Airlines konnten die Passagiere so rechtzeitig über Umbuchungen oder Annullierungen informieren. Die betroffenen Passagiere sind deshalb gar nicht erst an den Flughafen gekommen», sagt Mediensprecherin Elena Stern zu Blick. «Bisher haben wir keine Kenntnis von unerwartet gestrandeten Passagieren. Wie sich das im Verlauf des Tages weiterentwickelt, müssen wir abwarten, aber wir gehen durch die frühe Ankündigung nicht davon aus, dass sich die Lage heute noch unerwartet verändert.»

Bereits am Sonntag waren vier einzelne Flüge zwischen Zürich und München gestrichen worden. Die deutschen Flughäfen Berlin und Dresden werden von der Swiss weiterhin angeflogen, nach Hamburg gebe es nur Hinflüge.

Grenzverkehr in Basel betroffen

Der Streik hat auch Auswirkungen auf den Grenz- und Flugverkehr in der Region Basel. So müssen unter anderem die grenzüberschreitenden von den SBB betriebenen S-Bahn-Linien durch Busse ersetzt werden.

Namentlich betroffen sind die S-Bahn-Linien 5 und 6 von und nach Weil am Rhein (D) und Zell im Wiesental (D), wie die SBB am Montag mitteilten. Während für die S6 eine Ersatzbuslinie eingerichtet worden sei, sei dies für die S5 nicht möglich gewesen.

Auch die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) sind am Rand vom Streik betroffen. So müssen die BVB die mit Südbadenbus geteilte Buslinie 38 nach Grenzach-Whylen am Montag ganz übernehmen, wie BVB-Sprecher Matthias Steiger sagte. Ausserdem würden mehr Passagiere auf den Tram- und Buslinien zwischen dem Badischen Bahnhof und dem Bahnhof SBB erwartet. Von einer Überlastung könne aber keine Rede sein, so Steiger.

Auf dem Euroairport Basel-Mülhausen sind die Lufthansa-Flüge nach Hamburg und Frankfurt annulliert worden, wie dem Flugplan zu entnehmen ist. Nicht betroffen sind gemäss Plan die Easyjet-Flüge nach Berlin.

380'000 Fluggäste bleiben am Boden

Die EVG bestreikt den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr. Der Fernverkehr wird eingestellt, der Regionalverkehr grösstenteils zumindest zu Streikbeginn. Ob am Nachmittag im Regionalverkehr einzelne Linien aufgenommen werden, hängt laut Deutscher Bahn vom Streikverlauf ab. Auswirkungen dürften auch am Dienstag zu spüren sein. Fahrgäste, die für Montag oder Dienstag eine Reise gebucht haben, können das Ticket laut Bahn bis 4. April flexibel nutzen. Platzreservierungen könnten kostenlos storniert werden.

Die Flughäfen werden von Verdi weitgehend bestreikt. 380'000 Geschäfts- und Privatreisende müssen laut Flughafenverband ADV am Boden bleiben. Betroffen ist auch der grösste Airport in Frankfurt, aber auch der Flughafen München, der bereits am Sonntag den Betrieb eingestellt hat. Der Hauptstadtflughafen BER war nicht direkt von dem Warnstreik betroffen. Da aber fast alle anderen deutschen Flughäfen bestreikt werden, waren dort alle innerdeutschen Flüge gestrichen.

Schüler dürfen zu Hause bleiben

Erneut soll der Nahverkehr in den Bundesländern bestreikt werden, die direkt an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst angebunden sind. Das sind Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. Gestreikt werden soll zudem in Bayern, wo ein Tarifvertrag Nahverkehr verhandelt wird. Aus mehreren Ländern hiess es, Schülerinnen und Schüler dürften zu Hause bleiben, wenn sie nicht zur Schule kommen können.

Verdi und der Beamtenbund dbb verhandeln in Potsdam mit dem Bund und den Kommunen in der dritten Runde für 2,5 Millionen Beschäftigte. Beide Seiten sind noch weit voneinander entfernt, eine Einigung in den nächsten Tagen ist aber nicht ausgeschlossen.

Der Chef des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, warnte vor einer Ausweitung der Arbeitskämpfe. «Entweder wir hauen den Knoten durch und finden eine Einigung, oder wir stehen vor einer weiteren Eskalations- und Streikwelle», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Hintergrund der Arbeitskämpfe sind verschiedene Tarifkonflikte. Bei der EVG stehen weitere Gespräche mit verschiedenen Bahnunternehmen ab Mitte der Woche an. Mit der Deutschen Bahn soll erst nach Ostern weiterverhandelt werden.

An Flughäfen sind Kommunalbeschäftigte des öffentlichen Dienstes einbezogen, es geht aber auch um örtliche Verhandlungen für Bodenverkehrsdienste sowie bundesweiten Gespräche für die Luftsicherheit. Bei Arbeitgebern stiess das koordinierte Vorgehen auf heftige Kritik – als reiner Warnstreik seien die Ausstände für die Bevölkerung so nicht mehr zu erkennen. (SDA/kes/noo/mel)

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