Die Belegschaft der Toblerone-Fabrik in Bern-Brünnen ist sauer: Ihr Arbeitgeber Mondelez hat die Lohnverhandlungen am Montag einseitig abgebrochen – nach rekordverdächtigen elf Minuten! Statt mit einem Zückerchen will der US-amerikanische Lebensmittelmulti die Angestellten mit hartem Brot abspeisen. Mondelez verweigert eine generelle Lohnerhöhung. Bloss individuell sollen 1,8 Prozent draufkommen. Das wollen die Büezerinnen und Büezer nicht auf sich sitzenlassen.
An den Betriebsversammlungen am Donnerstag spricht sich eine klare Mehrheit der anwesenden Belegschaft dafür aus, weiterzukämpfen. «Wir haben Mondelez zu einer neuen Verhandlungsrunde eingeladen», sagt Fabrikarbeiter Urs Brunner (52) zu Blick. Sollte sich der Konzern nicht zurück an den Verhandlungstisch setzen, drohen weitere Protestaktionen, wie Unia-Verhandlungsführer Johannes Supe (33) in Aussicht stellt.
«Keine Wertschätzung»
Bei der letzten Aktion pfiffen Fabrikangestellte in der Mittagspause die Werksleitung vor den Toren minutenlang aus. «Danach besserte Mondelez das Angebot leicht nach», sagt Supe. Die nächste Eskalationsstufe wäre ein Streik. Darüber wollen Supe und Brunner aber derzeit nicht reden.
Brunner war als Mitglied der Personalkommission bei den bisherigen vier Verhandlungsrunden dabei. Die letzte Runde hinterliess bei ihm Spuren: «Mit dem kurzen Auftritt haben uns die Chefs klar gezeigt, dass wir nichts zu melden haben und man uns keine Wertschätzung entgegenbringt», sagt er.
Mehr Arbeit, weniger Lohn
Die Angestellten hatten eine Lohnerhöhung von sechs Prozent für alle gefordert. Einerseits als Teuerungsausgleich, aber auch, weil die Fabrik jüngst auf einen Vierschichtbetrieb umgestellt hat. «Dass der Betrieb die Arbeit verdichtet und den Beschäftigten gleichzeitig einen Reallohnverlust aufhalsen will, ist eine Frechheit», so Supe.
Beim Konzern sieht man dies freilich anders: «Wir sind trotz intensiven Bemühungen leider nicht zu einem gemeinsamen Abschluss gekommen», so eine Mediensprecherin zu Blick am Dienstag. Eine erneute Anfrage bleibt unbeantwortet.