Chinesische Onlinehändler erhöhen den Druck im Schweizer Online-Handelsmarkt. Allen voran Neuankömmling Temu, der innert weniger Monate einen rasanten Aufstieg in der Schweiz hingelegt hat.
Das ruft den Verband der Schweizer Detailhandelsunternehmen, die Swiss Retail Federation, auf den Plan. Direktorin Dagmar Jenni (56) fordert die Politik auf, endlich aktiv zu werden.
350 Millionen Franken
Umsatz erwirtschaftete Temu in den letzten neun Monaten in der Schweiz, schätzt der E-Commerce-Berater Carpathia.
14,4 Milliarden Franken
beträgt der gesamte Schweizer Onlinehandelsumsatz. Der Anteil von Temu daran liegt aktuell bei 2,4 Prozent. Zählt man Shein und Aliexpress dazu, erhöht sich der Anteil dieser chinesischen Händler auf rund 7 Prozent.
14 Prozent
Anteil hat der Online-Handel am gesamten Schweizer Detailhandel (102 Milliarden Franken).
1. Platz
für Temu im Bereich «Shopping»-Apps. Die Temu-App verzeichnet dort weltweit die meisten Downloads.
3 Prozent
Umsatz hat der Schweizer Onlinehandel direkt durch Temu und andere chinesischen Billigversender verloren. Das sagt die Swiss Retail Federation. Besonders unter Druck stünden die Bereiche Multimedia/Elektrogeräte, Bürowaren, Uhren und Schmuck.
350 Millionen Franken
Umsatz erwirtschaftete Temu in den letzten neun Monaten in der Schweiz, schätzt der E-Commerce-Berater Carpathia.
14,4 Milliarden Franken
beträgt der gesamte Schweizer Onlinehandelsumsatz. Der Anteil von Temu daran liegt aktuell bei 2,4 Prozent. Zählt man Shein und Aliexpress dazu, erhöht sich der Anteil dieser chinesischen Händler auf rund 7 Prozent.
14 Prozent
Anteil hat der Online-Handel am gesamten Schweizer Detailhandel (102 Milliarden Franken).
1. Platz
für Temu im Bereich «Shopping»-Apps. Die Temu-App verzeichnet dort weltweit die meisten Downloads.
3 Prozent
Umsatz hat der Schweizer Onlinehandel direkt durch Temu und andere chinesischen Billigversender verloren. Das sagt die Swiss Retail Federation. Besonders unter Druck stünden die Bereiche Multimedia/Elektrogeräte, Bürowaren, Uhren und Schmuck.
«Wir begrüssen stets neue Konkurrenz», stellt sie gegenüber Blick klar. Es müssten aber gleich lange Spiesse für alle gelten. Mit der aktuellen Situation seien chinesische Anbieter wie Temu «überbevorteilt».
Kontrollen nur für die Schweizer
Jenni schildert das Kernproblem: «Für jedes Produkt gibt es in der Schweiz sektorielle Vorschriften oder das Produktsicherheitsgesetz.» Diese definieren, welche Voraussetzungen an ein Produkt gestellt werden, damit es in der Schweiz in Verkehr gebracht werden kann. Sie regeln auch, welche Pflichten Inverkehrbringer – also Hersteller, Importeure und Händler – haben.
Beispielsweise steht in der Spielzeugverordnung klar, wie viel Chrom in Spielwaren zulässig ist. Händler müssen die Einhaltung aller Verordnungen sicherstellen und werden von diversen Behörden unter dem Dach des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) regelmässig geprüft. Für die Produkte sind Anleitungen in der Landessprache, Warnhinweise und mehr zwingend.
Die Händler haben also administrativen Aufwand und unterliegen einer Haftungspflicht mitsamt festgelegten Strafbestimmungen, wenn sie gegen die Gesetze verstossen. Ausländische Anbieter wie Temu, die direkt an die Kundschaft liefern, unterliegen der schweizerischen Gesetzgebung und Kontrolle aber nicht. Denn sie fungieren als Marktplatz und nicht als direkte Verkäufer oder Inverkehrbringer.
Eine Frage der Sicherheit
«Letztlich geht es um Sicherheitsfragen», argumentiert Jenni. Ladekabel, die plötzlich brennen? Giftstoffbeladene Nuggis? Wer ein gefährliches Produkt beanstanden will, kann auf dem vom Bund zur Verfügung gestellten Formular nur den Kanton angeben, in dem das Produkt gekauft wurde. Ausländische Plattformen? Fehlanzeige.
Das macht Jenni wütend: «Ich verstehe nicht, wieso die Politik, der Bund oder auch der Konsumentenschutz hier nicht mehr unternehmen!» Das Problem sei schliesslich nicht neu. Schon vor dem Markteintritt von Temu profitierten viele Onlinehändler von dieser Gesetzeslücke. Der aggressive Auftritt der Chinesen hat das Problem nur wieder in den Fokus gerückt.
Jenni würde sich mehr Stichproben bei Zusendungen aus China wünschen und dass Plattformen für die Produkthaftung in die Pflicht genommen werden – auf die Hersteller in China kann man nicht zugreifen. Letztlich sei die Gesetzgebung jedoch nicht Sache des Verbands, sondern der Politik. Zwei Interpellationen sind zum Thema hängig. Jenni erwartet eine rasche Beantwortung.
Billig-Shopping hat Suchtpotenzial
Einer, der die Temu-Konkurrenz spürt, ist Maurice Gauch (22), Betreiber des Portals aeroshop.ch. Dort verkauft er beispielsweise Schlüsselanhänger mit der Aufschrift «Remove before flight» für 3.90 Franken. Wer einen solchen Schlüsselanhänger über Google sucht, findet zuerst Angebote von Temu. Für 1.58 Franken oder im 50er-Pack für 22 Franken.
Gegen die Marketingmacht von Temu habe er als kleiner Marktplatz kaum eine Chance: «Neben der klassischen Werbung nutzt Temu Influencer, um das jüngere Zielpublikum gezielt anzusprechen.» Temu hält zudem seine preissensitive Kundschaft mit cleverer «Gamifizierung» des Kauferlebnisses bei der Stange. Temu schaffe mit diesem «Next- Level-E-Commerce» quasi ein Suchtverhalten. Gauch: «Zu 90 Prozent kaufen Temu-Kunden impulsiv Dinge, die sie gar nicht brauchen oder wirklich wollen».