Millionenumsätze in Schweiz
Chinesischer Billig-Modehändler Shein plant Börsengang

Die Kleider sind qualitativ minderwertig, werden teils unter Zwangsarbeit hergestellt, enthalten im schlimmsten Fall Giftstoffe – dafür sind sie billig. Das Konzept des chinesischen Billig-Onlineshops Shein geht auf. Shein plant nun einen Milliarden-schweren Börsengang.
Publiziert: 28.11.2023 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 28.11.2023 um 14:33 Uhr
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Shein macht in der Schweiz Millionenumsätze. Werbeplakat in Zürich.
Foto: Zvg
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Oberteile für unter 5 Franken, Hosen für 10, geliefert in den Schweizer Briefkasten innert weniger Tage. Der chinesische Billig-Onlinehändler Shein lockt auch hierzulande mit schier unschlagbaren Angeboten. Vor allem junge Leute fahren auf die Mode des chinesischen Online-Giganten ab. Shein setzt jetzt zum nächsten Coup an: Der Konzern plant in den USA offenbar einen Börsengang.

Wie das «Wall Street Journal» berichtete, hat Shein dafür die US-Banken Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley beauftragt. Wenn der Börsengang zustande kommt, wäre es der grösste seit Jahren: Der Wert von Shein wird aktuell auf 66 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zum Vergleich: Der deutsche Schuhhersteller Birkenstock, dessen Börsengang im Herbst ebenfalls für Aufregung sorgte, war beim Börseneinstieg gut 9 Milliarden wert. Shein wird das um ein Vielfaches übertreffen.

Zwangsarbeit, Giftstoffe, Klimasünde

Shein will den Börseneinstieg offenbar im kommenden Jahr wagen. Das Unternehmen wurde 2008 in China gegründet, heute liegt der Hauptsitz in Singapur, doch die Billigware stammt weiterhin aus chinesischen Fabriken. Grösster Absatzmarkt des Online-Giganten ist die USA, wo der Konzern hinter Amazon zum zweitgrössten Online-Händler aufgestiegen ist. Auch in der Schweiz zählt Shein zu den 50 umsatzstärksten Onlineshops mit einem geschätzten Umsatz von 65 Millionen Franken im letzten Jahr.

Doch die billige China-Ware hat ihren Preis, auch wenn das nicht auf den ersten Blick ersichtlich scheint: Shein soll die Rechte seiner Angestellten mit Füssen treten, es ist gar von Zwangsarbeit in den chinesischen Fabriken die Rede. Die Ware ist zwar billig – dafür teils auch qualitativ mangelhaft und enthält im schlimmsten Fall sogar giftige Stoffe.

Die Kundschaft bezahlt mit ihren Daten und viele der Designs sind bei der Konkurrenz abgekupfert, die mit den ultra-tiefen Preisen von Shein nicht mithalten kann. Von der Klimabilanz der Fast Fashion ganz zu schweigen: Gemäss der Nichtregierungsorganisation Public Eye gelangen jeden Tag 20 Frachtflugzeuge voller Kleider von China nach Europa.

Börsengang schafft Transparenz

Etwas Gutes hat der geplante Börsengang immerhin: Wer sein Unternehmen an die US-Börse bringen will, wird von der US-Börsenaufsicht auf Herz und Nieren durchleuchtet. Vor dem Börsengang werden die entsprechenden Dokumente öffentlich – und erlauben einen vertieften Einblick in die Finanzen des undurchsichtigen Konzerns.

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